Kampf gegen die Armut in Entwicklungs- und Schwellenländern war immer eine Kernaufgabe der Entwicklungspolitik. Heute gibt es eine Vielzahl zusätzlicher Fragen, denen sich wissenschaftlich und beratend das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik angenommen hat.
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Steinkohle ist ein Schatz für Südafrika. Sie ist reichlich vorhanden und leicht zu fördern. So gewinnt das Land über 90 Prozent seines elektrischen Stroms aus der Verbrennung des für unser Klima schädlichen Rohstoffs. Die südafrikanische Regierung hat erkannt, dass ein Wandel zu nachhaltiger Energie notwendig und sinnvoll ist.
Was bedeutet dies für die Energiekosten in dem noch recht armen Land? Wie kann Energiesicherheit gewährleistet werden, und welche wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten bieten die neuen Technologien?
Um derartige Fragen nicht nur für Südafrika sondern auch für viele andere Entwicklungs- oder Schwellenländer beantworten zu können, bedarf es der Forschung. Welche Akteure in den Ländern fördern den Wandel, welche blockieren und warum? Wichtig ist festzustellen, welche Argumente die Politik überzeugen können, auch in finanziell schwachen Staaten auf saubere Technologien zusetzen. Dabei geht es um Argumente, welche volkswirtschaftlichen Kosten der Klimawandel verursachen wird.
Schon heute ist klar, dass der Klimawandel die Böden zunehmend verschlechtern und damit die Nahrungsversorgung zumindest deutlich teurer machen wird. Die politisch Handelnden in den betreffenden Ländern müssten also abwägen, ob sie für eine Energiewende Verantwortung übernehmen.
Forscherinnen und Forscher des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) haben sich in ihrem Projekt "Klimalog" unter anderem dieser Fragen angenommen. In Interviews mit den Akteuren in wichtigen Ländern sind sie zu Erkenntnissen gekommen, die sie der Politik an die Hand geben. Bei der künftigen Klimapolitik geht es auch darum, Mittel der internationalen Klimafinanzierungnationen für den Klimaschutz in Entwicklungs- und Schwellenländern zu vergeben. Inzwischen setzt sich die Erkenntnis durch, dass globale Probleme nur durch globale Kooperation zu lösen sind.
Dieses Forschungsbeispiel zeigt, dass Entwicklungszusammenarbeit heute nicht mehr nur die Nahrungsversorgung und der Bau von Brunnen in armen Ländern bedeutet. Die Zusammenhänge sind komplex und werden im DIE als Forschungseinrichtung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit unterschiedlichen Methoden untersucht.
Die Forschungsthemen ergeben sich aus der gesellschaftlichen Bedeutung und Streben der Wissenschaft nach Erkenntnissen. So kann es durchaus vorkommen, dass die Resultate den Auffassungen handelnder Politiker widersprechen. Seine starke internationale Vernetzung nutzt das DIE, um Forschungsfragen global und interdisziplinär zu bearbeiten.
Die weltweite Zusammenarbeit ergibt sich nicht zuletzt durch Ausbildungsprogramme für deutsche Akteure in der Entwicklungsarbeit und Programme für Akteure anderer Länder. Absolventinnen und Absolventen dieser Programme sind wichtige Ansprechpartner für die Vernetzung mit zentralen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit, aber auch für empirische Studien. Hier geht es vor allem um Befragungen quantitativer wie qualitativer Art zu den Forschungsfragen.
Es liegt auf der Hand, dass die Forschungen neben der Politikberatung auch der Praxis in der Entwicklungsarbeit dienen, also von Organisationen in diesem Arbeitsfeld genutzt werden wie auch von Unternehmen, die sich in den betroffenen Ländern engagieren.
Ein zentraler Arbeitsschwerpunkt ist nach wie vor die Frage der Armut. Dabei geht es nicht mehr nur um die ärmsten Länder, sondern auch um Fragen, wie sich Armut gerade in Ländern mit mittlerem Einkommen wie Brasilien und Indien ballt. Um den vielen Gesichtern von Armut gerecht zu werden, haben Forscherinnen und Forscher am DIE einen eigenen Index zur Messung entwickelt.
Ein wesentlicher Aspekt ist aber auch die Frage der Stabilisierung von Ländern, in denen politische Systeme im Umbruch sind bis hin zu solchen Staaten, in denen Krieg herrscht. Manche Politiker sind der Auffassung, es müsse zunächst einmal das Land stabilisiert werden, notfalls auch mit Gewalt von außen. Wenn dies einmal geschafft sei, könne man dann über Fragen der Menschenrechte oder der Demokratie nachdenken.
Vergleichende Studien des DIE aus unterschiedlichen Ländern zeigen jedoch, dass es effektiver ist, beide Aspekte – Stabilisierung und Demokratisierung - parallel in Angriff zu nehmen. Wenn Frieden langfristig in einer Gesellschaft geschaffen werden soll, müssen Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, sich an der politischen Ausrichtung des Landes zu beteiligen. Auch müssen unsichere Staaten lernen, ihre Dienstleistungen zu verbessern. Nur so kann auf Dauer die Stabilität des Staates erhöht werden.
Das Abteilung "Governance, Staatlichkeit, Sicherheit" des DIE untersucht unterschiedliche Teilaspekte dieses Komplexes und kann so belastbare Ratschläge zum Umgang und zur Förderung fragiler Staaten geben.
Das 1964 gegründete Deutsche Institut für Entwicklungspolitik ist eine Forschungseinrichtung des Bundes, getragen vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, finanziert zu 75 Prozent vom Bund und 25 Prozent vom Land Nordrhein-Westfalen. Es beschäftigt 124 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Forschung für öffentliche Institutionen durchführen und Beratungsaufgaben übernehmen sowie die Ausbildung von Experten der Entwicklungspolitik. Ausbildungsprogramme des DIE sind das Postgradierten-Programm für deutsche und europäische Nachwuchsführungskräfte in der Entwicklungszusammenarbeit und "Managing Global Governance", ein Trainings- und Dialogformat für Teilnehmende aus Schwellenländern.