EU koordiniert europäische Hilfe

Ebola-Epidemie EU koordiniert europäische Hilfe

Die EU-Außenminister haben sich in Luxemburg auf ein koordiniertes Vorgehen im Kampf gegen Ebola verständigt. Sie folgten dem Vorschlag Außenminister Steinmeiers, einen Expertenpool von "Weißhelmen" einzurichten.

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Bereits jetzt müsse aus den Erfahrungen im Umgang mit der Ebola-Epidemie gelernt werden, erklärte der Außenminister. "Der Krisenfall hat gezeigt, wie wichtig es ist, einen 'Pool' medizinischer und logistischer Experten aufzubauen, den man in Zukunft bei Krisen aktivieren kann", so der Minister. 

Außerdem verständigten sich die EU-Außenminister auf einen Koordinator auf europäischer Ebene. Diese Position soll in den nächsten Tagen besetzt werden.

Hilfe auf über 100 Millionen Euro erhöht

Die dramatische Entwicklung in Westafrika erfordert zusätzliches Engagement. Die Bundesregierung hat deshalb weitere 84,7 Millionen Euro für die Bekämpfung von Ebola bereitgestellt. Damit erhöht sich die deutsche Hilfe auf über 100 Millionen Euro.

Die zusätzlichen Mittel sollen eigene Maßnahmen der Bundesregierung ermöglichen. Es gehen aber auch Beiträge an Nichtregierungs- und internationale Organisationen. Es sei erforderlich, die Gesundheitssysteme in den betroffenen Ländern und Regionen langfristig wieder aufzubauen und zu stärken, betonte Regierungssprecherin Christiane Wirtz am Freitag. Dies werde ein Schwerpunkt der deutschen Entwicklungspolitik in den nächsten Jahren sein.

Freiwillige Helfer weiterhin gesucht

Das Deutsche Rote Kreutz (DRK) sucht nach wie vor Freiwillige für ihre Behandlungsstationen in Liberia und Sierra Leone. Um beide Behandlungszentren aufrecht erhalten zu können, braucht es noch mehr geeignetes medizinisches Personal als sich bisher beim DRK gemeldet hat.

Gemeinsam mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und der Bundesärztekammer hatte das DRK am 25. September medizinisches Personal aufgerufen, sich für den schwierigen Einsatz in Westafrika zu melden. Dieser Aufruf ist noch immer aktuell.

Bei der Bundeswehr hatten sich über 3.000 Freiwillige für einen Einsatz im Ebolagebiet gemeldet. Davon erwiesen sich etwa 250 Bewerber nach ihrem gesundheitlichem Status und weiteren Kriterien als geeignet. eingeschätzt. Sie befinden sich nun in der Ausbildung.
40 Freiwillige verfügten bereits über einen entsprechenden Impfstatus, sind in der Ausbildung und können Anfang November in die Einsatzgebiete gehen.

Treffen der EU-Gesundheitsminister

Am vergangenen Donnerstag waren die EU-Gesundheitsminister in Brüssel mit EU-Kommissar Antonio Borg zusammengetroffen. Sie berieten, wie die Maßnahmen gegen Ebola koordiniert werden können. Laut Bundesgesundheitsminister Gröhe einigten sie sich auf folgende Maßnahmen:

  1. Gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollen Reisende schon bei der Ausreise aus den drei hauptbetroffenen Ländern befragt und überprüft werden. So soll eine Ausbreitung des Virus vermieden werden.
  2. Die EU-Mitgliedsländer wollen bei der Einreise ihre Maßnahmen untereinander abstimmen und sich dazu austauschen. Im Fokus sind hier vor allem Länder, in denen Direktflüge aus Westafrika ankommen.
  3. Innerhalb der EU soll es einen Informationsaustausch geben, wie der Infektionsschutz in den Krankenhäusern am besten sichergestellt werden kann. Die EU-Länder wollen voneinander lernen.
  4. Für den Fall, dass sich freiwillige Helfer in Westafrika anstecken: Die EU-Staaten besprechen, wie die Kapazitäten für einen sicheren Ausflug erhöht werden können.

Deutschland ist gut vorbereitet

Deutschland ist gut gerüstet im Falle einer Infektion. Es gibt sieben Kompetenz- und Behandlungszentren, die auf den Umgang mit lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten wie Ebola spezialisiert sind. Derzeit stehen 47 Betten bereit, die unmittelbar eingesetzt werden können. Auf Sonderisolierstationen können dort an Ebola Erkrankte rund um die Uhr versorgt werden. Schleusen und besondere Entlüftungssysteme stellen sicher, dass das Virus nicht entweichen kann. Die Krankenhäuser verfügen auch über spezialisiertes Personal.

Bisher wurden drei Betten dieser Isolierstationen in Anspruch genommen. Ein Erkrankter wird zur Zeit in Frankfurt versorgt. Ein in Hamburg behandelter Patient konnte geheilt entlassen werden. Ein in Leipzig versorgter Ebola-Patient ist gestorben. Alle drei Erkrankten hatten sich direkt in Afrika infiziert. Sie waren mit speziellen Isoliertransporten in die deutschen Spezialkliniken gebracht worden.

Aus dem Robert-Koch-Institut liegen derzeit keine Erkenntnisse zu Neuerkrankungen in Deutschland vor.

Keine Gefährdung der Bevölkerung

Auch wenn die Weltgesundheitsorganisation eine "gesundheitliche Notlage mit internationaler Tragweite" festgestellt hat: Eine Gefährdung der Bevölkerung in Deutschland besteht nach Einschätzungen des Robert-Koch-Instituts und des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin nicht. Die internationalen Flughäfen Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg und München sind auf Fälle hochinfektiöser Krankheiten gut vorbereitet. Es gibt Notfallpläne und infizierte Personen können sofort isoliert werden.

Ebola-Beauftragter vor Ort

Der Ebola-Beauftrage Walter Lindner , der die Zusammenarbeit der Bundesministerien im Kampf gegen Ebola steuert, hat sich inzwischen vor Ort informiert. Ziel der Reise in die Krisenregion war es, dort für eine Koordinierung der Maßnahmen zu sorgen.

Ebola ist eine seltene und lebensbedrohende Infektionskrankheit. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind Flughunde der Ausgangspunkt des Virus – noch aber ist dies nicht abschließend geklärt. Menschen und Tiere können sich bei Kontakt mit infektiösen Flughunden infizieren. Die Übertragung von Mensch zu Mensch geschieht über den direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten von Erkrankten - beispielsweise Erbrochenem, Blut oder Schweiß. Deutschland unterstützt die klinische Entwicklung von Arzneimitteln gegen Ebola. Bisher ist unklar, wann und ob ein Medikament zur Verfügung stehen wird.