Dringend gesucht: MINT-Fachkräfte

Ausbildung Dringend gesucht: MINT-Fachkräfte

Die Bundesregierung und das Nationale MINT-Forum fördern Bildung und Ausbildung in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Berufs- und Studienabschlüsse in diesen Bereichen eröffnen gute Perspektiven.

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Seit Jahren fehlen Ingenieure, Ärzte, Medizintechniker, Chemikanten, Mechatroniker, Schweißer und Lageristen. Bis 2020 werden rund 600.000 beruflich qualifizierte Arbeitskräfte fehlen, um diejenigen zu ersetzen, die aus Altersgründen ausscheiden.

Merkel: Junge Menschen für MINT-Fächer begeistern

Nimmt man den in Deutschland ermittelten Zusatzbedarf für Wachstum und Innovation hinzu, fehlen insgesamt sogar 1,4 Millionen Fachkräfte aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Dies belegt der MINT-Herbstreport des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln. Im akademischen Bereich wird es vorerst keinen Engpass geben, wenn es gelingt, die Potenziale von Frauen, älteren Arbeitnehmern und Zuwanderern zu nutzen.

Jede fehlende Arbeitskraft im MINT-Bereich bedeutet einen Wertschöpfungsverlust von 230.000 Euro im Jahr. "Es ist wichtig, dass junge Menschen frühzeitig für die so genannten MINT-Fächer begeistert werden", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel im Juli anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Bayer AG.

Das gelte für Jungen, aber noch mehr für Mädchen, die in diesen Fächern immer noch unterrepräsentiert seien. "Wenn ich an meinen alljährlichen Empfang am 'Girls' Day' denke und die jungen Mädchen nach ihren Berufswünschen frage, dann sehe ich, dass man sie durchaus noch mehr für den gesamten MINT-Bereich begeistern kann", so Merkel.

Basis für das Geschäftsmodell Deutschland

Das Nationale MINT-Forum fördert die MINT-Bildung auf allen Stufen des Bildungssystems.

Gegründet wurde es auf Initiative des Präsidenten der Deutschen Akademie Technikwissenschaften, Henning Kagermann, und des Vorstandsvorsitzenden der Initiative "MINT-Zukunft schaffen", Thomas Sattelberger.

"Es kann gar nicht genug Engagement für bessere MINT-Bildung geben, denn MINT-Inhalte sind die Basis für das Geschäftsmodell Deutschland und den gesellschaftlichen Wohlstand", so Sattelberger.

Entdeckerfreude und Begeisterung wecken

Um dem MINT-Fachkräftemangel zu begegnen, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine Vielzahl von Maßnahmen angestoßen. Das "Haus der kleinen Forscher" weckt die Experimentierfreude von Kita- und Grundschulkindern.

Die AG MINT Lehrerbildung fordert in ihren Handlungsempfehlungen, die MINT-Ausbildung für Grundschullehrer auszubauen und spezielle Veranstaltungen für Lehrer der Sekundarstufen I und II anzubieten. "Naturwissenschaft und Technik sollen Entdeckerfreude und Begeisterung wecken", stellte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka fest. Dabei komme es besonders auf die Lehrer an.

MINT ist kein Beruf, MINT ist eine Perspektive

Jugendliche entscheiden sich eher für traditionelle Berufe. Deshalb wird im Rahmen der Berufsorientierung verstärkt für MINT-Berufe geworben. MINT steht für Zukunftsbranchen wie Umwelttechnik, Energieversorgung, Informationstechnik oder Biotechnologie.

Die Grenzen zwischen den Fachbereichen sind fließend: Informatik funktioniert nicht ohne Mathematik. Die MINT-Berufe bieten vielfältige Chancen.

Die Metall- und Elektroindustrie etwa bildet jährlich 75.000 Jugendliche aus. Auch leistungsschwächere junge Menschen erhalten eine Chance. Innerhalb eines Jahres werden sie auf eine Ausbildung vorbereitet. 70 bis 80 Prozent der Geförderten schaffen den Sprung in die Ausbildung.

1,3 Millionen junge Menschen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Sie könnten für MINT-Berufe gewonnen werden.

Anzahl der Abschlüsse erhöhen, Abbrecherquoten senken

Die MINT-Fächer befinden sich im Aufwind, auch bei den Frauen. Insgesamt haben sich 2013 ein Drittel aller Studierenden dafür entschieden. Rund 44 Prozent davon sind Frauen. Von ihnen brechen noch immer etwa 38 Prozent ihr Studium ab.
Insgesamt brechen an den Fachhochschulen 30 Prozent ihr Studium ab, an den Universitäten die Hälfte aller Studierenden.

In MINT-Studiengängen treffen Frauen immer noch auf Vorurteile. Dennoch beträgt der Frauenanteil in Mathematik und Naturwissenschaften rund 37 Prozent. In Fächern wie der Informatik ist der Frauenanteil auf rund 22,5 Prozent gestiegen, in den Ingenieurwissenschaften auf rund 21 Prozent.

Zudem bieten fünf Hochschulen Bachelor-Studiengänge für Frauen in einem MINT-Fach an: drei in Informatik und Wirtschaftsinformatik (HTW Berlin, Hochschule Bremen, Hochschule Furtwangen) und zwei in Wirtschaftsingenieurwesen (Jade Hochschule Wilhelmshaven und Hochschule Stralsund).

Das Institut für Technologie in Karlsruhe und die Universität Stuttgart haben das MINT-Kolleg Baden-Württemberg gegründet, um die Abbrecherquoten zu senken. Sie haben ein Konzept entwickelt, bei dem Fachstudium, studienvorbereitende und studienbegleitende Kurse verzahnt werden.

"Das Ziel, die MINT-Bildung auf allen Altersstufen zu verbessern, unterstützen wir mit zahlreichen Projekten", sagte Bundesbildungsministerin Wanka beim ersten Nationalen MINT-Gipfel im Juni in Berlin. "Schließlich brauchen wir für den Hightech-Standort Deutschland auch in Zukunft gut ausgebildete Fachkräfte."