Die Staatsministerin für Kultur und Medien Grütters vergibt die Nominierungen für den Deutschen Kurzfilmpreis 2014

Die Kurzfilmpreise in Gold sind mit einer Prämie bis zu jeweils 30.000 Euro verbunden. Weiterhin ist eine Kategorie „Sonderpreis“ für Filme mit einer Laufzeit von mehr als 30 bis 78 Minuten Laufzeit vorgesehen. Es handelt sich hierbei um einen fakultativen Preis, der am Abend der Preisverleihung vergeben werden kann. Der Sonderpreis ist mit einer Prämie von bis zu 20.000 Euro verbunden.

Aus 283 wettbewerbsfähigen Filmvorschlägen sind von den Jurys Deutscher Kurzfilmpreis (Spielfilm) und Deutscher Kurzfilmpreis (Animationsfilm, Experimentalfilm, Dokumentarfilm, Sonderpreis) 12 Filme nominiert worden. Mit der Nominierung ist eine Prämie von 15.000 Euro verbunden, die auf den Filmpreis in Gold angerechnet wird.

Staatsministerin Grütters erklärte: „Der Kurzfilm ist, ähnlich wie die Kurzgeschichte als sein literarisches Pendant, ein eigenständiges Genre mit spezifischen, pointierten Ausdrucksmöglichkeiten. Der Deutsche Kurzfilmpreis erfasst einerseits die gesamte Bandbreite des Schaffens unserer Filmemacherinnen und Filmemacher, die sich aber andererseits auf die kürzest mögliche Form freiwillig konzentrieren. Das macht gerade dieses Genre so reizvoll. Die Jury hat in diesem Jahr einmal mehr Filme ausgewählt, die beeindrucken und gleichzeitig die Vielfältigkeit des Kurzfilms gut unterstreichen. Vom Kinderfilm über Dramen bis hin zur Komödie ist alles vertreten. Ich freue mich auf eine spannende und unterhaltsame Preisverleihung.“

Die Jury Deutscher Kurzfilmpreis (Spielfilm) entschied in der Zusammensetzung Kathrin Häger, Köln (Vorsitzende der Jury, Filmkritikerin, Drehbuchlektorin), Almut Getto, Köln (Regisseurin, Autorin), Herbert Gehr, Berlin (Dramaturge, Produzent), Stefan Krohmer, Hamburg (Regisseur) und Ulrich Petzold, Berlin (Abgeordneter des Deutschen Bundestages CDU/CSU). Die Jury Deutscher Kurzfilmpreis (Animationsfilm, Experimentalfilm, Dokumentarfilm, Sonderpreis) setzte sich wie folgt zusammen: Alexandra Gramatke, Hamburg (Vorsitzende der Jury, Geschäftsführerin der KurzFilmAgentur Hamburg), Ralf Kukula, Dresden (Produzent) und Cornelia Klauss, Berlin (Dramaturgin, Vorstand BKF).

Für den Deutschen Kurzfilmpreis 2014 sind folgende Filme nominiert worden:

Spielfilme mit einer Laufzeit von mehr als 7 bis 30 Minuten Laufzeit

„Die Kunst des Verlierens“
Hersteller: Filmakademie Baden- Württemberg, Ludwigsburg in Koproduktion mit dem Südwestrundfunk
Regie und Drehbuch: David Voss
Laufzeit: 29 Minuten
In teilweise langsam konzipierten, entfärbten und einfühlsamen Bildern baut der Kurzfilm das Gegenteil eines auf Wohlstand und Bequemlichkeit ausgerichteten Lebensplanes auf. Christian pflegt seinen schwerstkranken Vater liebevoll, aber fast bis zur eigenen Erschöpfung, die man förmlich spürt, wenn der junge Mann neben Pflege und Beruf im Boxsport einen Weg zu Ausgleich und Erfolg sucht. In Zeiten höchster Anspannung und Belastung durch einen alles entscheidenden Boxkampf soll ihn sein Bruder Michael unterstützen, der die Familie einst für ein besseres Leben verließ und nun wieder zurückgekehrt ist. Doch statt bei der Pflege des Vaters zu helfen, zerstört dieser das wenige Glück und wird zum Auslöser einer weiteren Niederlage.

„Ein Märchen von einer unmöglichen Stelle im Universum“
Hersteller: ifs internationale filmschule köln gmbh in Zusammenarbeit mit Su Jin Song, Markus Wulf, Janosch Götze und Holger Buff
Regie: Markus Wulf
Drehbuch: Markus Wulf, Dominik Hochwald
Laufzeit: 20 Minuten
Dass auch Kinder von den Dämonen der Erwachsenenwelt befallen werden können, von Langeweile, Überdruss und Melancholie, wird in diesem „Märchen“ erzählt.
Mit leisem Humor, viel Fantasie und einer hervorragenden Besetzung dreht der Kurzfilm den Prinzessinnentraum kleiner Mädchen um. Hier will eine Prinzessin ein normales Mädchen werden, um die Höhen und Tiefen der Kindheit erleben zu dürfen. Dabei wird die Reise der kleinen Helene in die fünf Akte eines Puppentheaterstücks unterteilt, das den Realfilm mit einfallsreicher Papp-Tricktechnik unterbricht. In kindgerechter Komplexität werden altertümliche Motive mit modernen verbunden, während sich die Welt der Dinge für Helene und ihren neuen Freund Paul in „ausgedacht“ und „nicht ausgedacht“ verwandelt – immer auf der Suche nach dieser Stelle im Universum, an der eine selbstbestimmte Existenz auch für Kinder möglich sein könnte.

„El carro azul“
Hersteller: Kunsthochschule für Medien, Köln
Regie: Valerie Heine
Drehbuch: Valerie Heine und Carlos M. Quintela
Laufzeit: 20 Minuten
In der trostlosen Kulisse eines maroden, kubanischen Küstenortes, erzählt uns Valerie Heine die ungewöhnliche Geschichte einer Annäherung zweier ungleicher Brüder – dem gerade aus San Francisco zurückgekehrten Hansel und dem in Kuba zurückgelassenen Marcos, der trotz Down-Syndrom in seinen kleinen verbalen Spitzen keineswegs zu unterschätzen ist. Die Abwesenheit der Eltern und der kürzlich verstorbene Großmutter erzeugen eine Atmosphäre der Melancholie und Perspektivlosigkeit, die jedoch immer wieder in leisen, heiteren Szenen aufgebrochen wird und so die Sehnsucht der Figuren erlebbar macht. Ein altes Spiel der Großmutter hilft den beiden Brüdern am Ende die verlorene Nähe wieder herzustellen. Ein angenehm selbstverständlicher Umgang mit dem Andersartigen zeichnet die Erzählung aus.

„PEIN“
Hersteller: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, Potsdam
Regie: Ulrike Vahl
Drehbuch: Ulrike Vahl und Denise Langenhan
Laufzeit: 20 Minuten
Der Tod ist sein Geschäft, die Trauer der Angehörigen ein bitteres Nebenerzeugnis. Anton arbeitet als Assistent der Pathologie, wobei er ständig dem unbarmherzig ausleuchtenden Licht von Kühlraum und Autopsiesaal ausgesetzt ist. Unbarmherzig erscheint auch Anton selbst, als er seinen eigenen Druck und Schmerz, der ihn innerlich auffrisst, auf die Reinigungskraft Frieda abwälzt. In langen, ruhigen Einstellungen, mit kleinen Gesten und feinsinnigen Beobachtungen erzählt Ulrike Vahl von der Qual eines Mannes, der jeden Tag mit der Vergänglichkeit konfrontiert wird. Mit viel Gefühl für die kleinen Erschütterungen im Inneren ihrer Figuren, die vor den kahlen Wänden eines trostlosen Arbeitsumfelds inszeniert wurden, ist „Pein“ die Geschichte einer Eruption, die sich schon in einer kleinen Handbewegung bemerkbar machen kann.

„So schön wie Du“
Hersteller: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, Potsdam
in Koproduktion mit dem Rundfunk Berlin- Brandenburg
Regie: Franziska Pflaum
Drehbuch: Franziska Pflaum und Roman Gielke
Laufzeit: 30 Minuten
Zwei Freundinnen auf dem Land, Tina und Marlene, beide 15, eine dem gängigen Schönheitsideal von Casting-Shows entsprechend, eine eher nicht, auf der Suche nach Anerkennung. Beide wollen durch bedeutungslosen Sex, Alkohol und Feiern in der Disco Selbstbestätigung finden, was aber letztlich nur dazu führt, dass sich ihre Einsamkeit verstärkt. Marlenes Frustration führt schließlich zu einem eifersüchtigen Verrat an ihrer Freundin. Der Film lässt die Sehnsucht nach Liebe, nach Nähe, nach einem wahrhaftigen Gefühl für andere und sich selbst spürbar werden, zeigt das Scheitern und dessen ganze Schmerzhaftigkeit mit Konsequenz und klaren Mitteln. Vom Drehbuch über Szenenbild, Inszenierung, Kamera und Schnitt bis hin zur bewunderungswürdigen Leistung der beiden jungen Hauptdarstellerinnen befindet sich dieser Kurzfilm auf einem durchgängig sehr hohen Niveau.

„Von Hunden und Tapeten“
Hersteller: augenschein Filmproduktion GmbH, Köln in Zusammenarbeit mit Arte und dem Zweiten Deutschen Fernsehen
Regie und Drehbuch: Visar Morina
Laufzeit: 30 Minuten
Seit Jahren hat Paul seine Eltern nicht mehr gesehen, jetzt braucht er dringend Geld. Da trifft es sich gut, dass der Vater gerade eine Reise mit seiner Freikirche plant, und sich Paul gegen eine Entlohnung um seine Mutter kümmern soll. Die ist zu seiner Überraschung inzwischen auf den Rollstuhl angewiesen und verlässt das Haus nicht mehr. Die Eltern scheinen sich in ihrer Zweisamkeit eingenistet zu haben, unter deren Oberfläche es allerdings mächtig brodelt. Die Geschichte erzählt unaufgeregt und fast kammerspielartig von einer unglücklichen und vor allem lieblosen Ehe – und von einem Sohn, der hilflos vor Trümmern steht. Mit Hilfe sparsam eingesetzter, oft überraschender Dialoge sowie einer subtilen Tongestaltung macht Visar Morina auf beklemmende Art erfahrbar, wie es sich anfühlt, wenn Frust, Ohnmacht und Verzweiflung keine Ventile finden und der Lebensabend besiegelt scheint.

Animationsfilme mit einer Laufzeit bis 30 Minuten

„Die Nacht des Elefanten”
Hersteller: TRIKK17 - Animationsraum GmbH & Co.KG, Hamburg in Koproduktion mit dem Zweiten Deutschen Fernsehen
Regie: Sandra Schießl
Drehbuch: Martin Baltscheit
Laufzeit: 8 Minuten
Nadel und Zwirn braucht man eigentlich, um sich ein schickes Teil zu nähen. Oder - um einen Film zu machen. Mit wenigen Stichen gelingt es den Filmemachern, eine fernöstliche Tier- und Märchenwelt zu erschaffen. Gute Ideen erwecken oft den Eindruck des Naheliegenden. Die scheinbare Einfachheit in der Wahl der Mittel entspricht perfekt der Struktur und dem Charme der Geschichte und erzeugt einen wohltuenden Kontrast zu den sich immer ähnlicher werdenden Computeranimationen, die den Massenmarkt bedienen. Stoffe und Knöpfe bekommen eine Seele. Figuren werden mit einfachsten Strichen lebendig, stehen im Kontrast zu üppiger Ornamentik.

„PATCH“
Hersteller: Gerd Gockell Filmproduktion, Hannover
Regie: Gerd Gockell
Drehbuch: Ute Heuer
Laufzeit: 3 Minuten
Aus Kacheln werden Kader, aus Kadern Pixel, aus Schwarz-Weiß Farbe. Einmal in Bewegung versetzt, durchleben wir in atemlosen 3 Minuten die Geschichte des Kinos von seinen analogen Anfängen über die Digitalisierung bis zum Home Entertainment. Technikgeschichte wird hier in seine Einzelteile zerlegt, neu zusammengesetzt, greifbar und begreifbar erzählt. Abstrakte Malerei und Film feiern in dieser Animation ihre perfekte Symbiose. Aber damit nicht genug: Gerd Gockell verbindet die Geschichte des Kinos mit der Moderne, die von Tempo, Technisierung und Mobilität geprägt ist – und öffnet so weitere Assoziationsräume.

Experimentalfilme mit einer Laufzeit bis 30 Minuten

„Sechster Sinn, Drittes Auge, Zweites Gesicht“
Hersteller: OCEAN PICTURES Filmproduktion, Roland Fischer,
Memmingen
Regie und Drehbuch: Jan Riesenbeck
Laufzeit: 14 Minuten
Was ist das eigentlich, „das Leben“? Einfache Frage, viele Antworten: Ein Puzzle, dessen Einzelteile sich verstreuen, zusammenfügen und dennoch kein Bild ergeben? Eine Show, die dirigiert wird von einem schmierigen Magier, der einen nur hinters Licht führt? Oder doch ein Traum, aus dem man nicht mehr erwachen kann? In einer furiosen tour de force jagt der Film durch das Labyrinth des Lebens mit all seinen Verwirrungen, Mehrdeutigkeiten, Wundern – und Enthüllungen. Kein Superlativ ist groß genug, um die Fülle an Bildideen und -erfindungen zu beschreiben, die diesen atemlosen Monolog illustrieren, konterkarieren oder auch unterwandern.

„Sieben Mal am Tag beklagen wir unser Los und nachts stehen wir auf, um nicht zu träumen“
Hersteller: Susann Maria Hempel, Greiz
Regie und Drehbuch: Susann Maria Hempel
Laufzeit: 18 Minuten
Die Spieluhr spielt. Die Lichtschalter tanzen dazu. Die Lampe sendet Morsezeichen. Alte Kabel greifen tentakelartig nach dem Bildbetrachter. Eine überbordende Fülle von originellen Bildfindungen in einer Art Recyclingkabinett wird mit Interviewtexten, Gesängen und Geräuschen verwoben. Eine surreale Welt inmitten muffigen und bröckeligen Tapetendesigns. Gelebtes Leben tritt noch einmal auf die Puppentheaterbühne, vorbeirauschende Züge verbinden die Kapitel. Ein mechanisches Objektballett nennt es die Künstlerin selbst.

Dokumentarfilme mit einer Laufzeit bis 30 Minuten

„Nach Auschwitz“
Hersteller: Jan Sobotka, Berlin
Regie und Drehbuch: Jan Sobotka
Laufzeit: 20 Minuten
Brillen werden entwirrt, Kofferschlösser von Rost befreit, Schuhe gewaschen. Symbolträchtige Gegenstände, die vor dem Verfall bewahrt werden, um die Authentizität eines Ortes zu erhalten. Der Dokumentarfilm zeigt Restauratoren im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz bei ihrer Arbeit. Mit der gleichen Behutsamkeit und Präzision wie seine Protagonisten nähert sich Jan Sobotka der Frage nach dem Umgang mit dem Erbe des Holocaust. Indem er sich auf die nüchterne Beobachtung beschränkt, bringt uns der Film wie von selbst darauf, dass es nicht nur um den Erhalt historischer Museumsstücke geht, sondern um die Suche nach Möglichkeiten der kollektiven Erinnerung. Anstatt Antworten zu geben, lässt der Film Raum für Gedanken, Gefühle und Fragen.

„Shoot Me“
Hersteller: Hochschule für Fernsehen und Film München
Regie und Drehbuch: Narges Kalhory und Benedikt Schwarzer
Laufzeit: 30 Minuten
Die Filmemacherin Narges Kalhory begibt sich auf die Suche nach einem iranischen Rap-Musiker, der aufgrund eines Liedes Todesdrohungen erhält. Die Angst, die ihr auf dieser Suche immer wieder entgegenschlägt, wird zum Thema des Films. Durch die gekonnte Montage von Filmaufnahmen ihrer eigenen Kindheit im Iran mit Bildern der Gegenwart und einem sehr persönlichen Kommentar verbindet der Film ihre eigenen Erinnerungen mit der Frage nach den Angst erzeugenden Mechanismen eines diktatorischen Regimes. So wächst der Film über die persönliche Geschichte hinaus zu einer gesellschaftspolitischen Reflexion, die gerade deshalb glaubwürdig ist, weil sie nicht den Anspruch auf eine objektive Darstellung erhebt.

Weitere Informationen unter: www.deutscher-kurzfilmpreis.de