Die Chancen von Migranten auf Teilhabe und Partizipation stärken: Mit diesen Fragen hat sich der 9. Integrationsgipfel im Kanzleramt beschäftigt. Bundeskanzlerin Merkel erklärte zum Abschluss: "Es ist deutlich geworden, was schon geschafft wurde."
Bereits zum neunten Mal hat Kanzlerin Merkel zum Integrationsgipfel ins Kanzleramt eingeladen.
Foto: Bundesregierung/Steins
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach nach dem Integrationsgipfel von einer "spannenden und ermutigenden" Veranstaltung. Es war bereits der neunte Gipfel dieser Art seit 2006. Die Veranstaltung war von der Integrationsbeauftragten, Staatsministerin Aydan Özoğuz, vorbereitet worden.
Im Mittelpunkt des diesjährigen Integrationsgipfels standen die Themen Teilhabe durch bürgerschaftliches Engagement und Zugehörigkeit in der Einwanderungsgesellschaft. Vor dem Hintergrund der Flüchtlingszuwanderung war auch die Integration von Flüchtlingen Thema.
In einer abschließenden Pressekonferenz skizzierte Merkel die wesentlichen Punkte, die für eine erfolgreiche Partizipation in der Einwanderungsgesellschaft besonders wichtig sind:
Hier sei eine gezielte Ansprache der Menschen notwendig, betonte die Kanzlerin. Dies habe sich in den Gesprächen immer wieder gezeigt. Zudem dürfe die Arbeit mit Flüchtlingen nicht alles überdecken. Dennoch sei dies auch die Stunde zu zeigen, was schon alles erreicht worden sei, erklärte Merkel. So habe sich nach einigen Anfangsschwierigkeiten das Freiwillige Soziale Jahr auch gegenüber den Migrantenverbänden geöffnet.
Das Thema Integration verzeichne ein "steil ansteigendes Interesse", hatte Merkel bereits zum Auftakt des Integrationsgipfels erklärt. Das sei nicht zuletzt auf die 890.000 Asylsuchenden des vergangenen Jahres zurückzuführen.
Merkel stellte klar, dass die Politik der Bundesregierung "vom Respekt vor der Würde jedes einzelnen Menschen" geleitet sei. Es komme nicht darauf an, "Sonntagsreden" zu halten. Mit Blick auf die Bekämpfung der Fluchtursachen sagte sie: "Wegzuschauen, dort wo es Krieg gibt, hilft nicht."
Teilhabe sei der Schlüssel zum gegenseitigen Verständnis einer Gesellschaft, betonte die Kanzlerin - und ergänzte: "Integration endet nicht beim Spracherwerb." Aber auch Probleme dürften nicht verschwiegen werden, so Merkel weiter. Noch immer gebe es an vielen Stellen viel zu tun. Umso wichtiger sei es, aus den Fehlern und Versäumnissen der Vergangenheit zu lernen.
Vor dem Gipfel hatte die Bundeskanzlerin am Vormittag die Jugendfeuerwehr im Berliner Stadtteil Wedding besucht. Vor Ort lobte sie diese als "ein lebendiges Beispiel" für Teilhabe und gelungene interkulturelle Öffnung.
Die Jugendfeuerwehr in Berlin-Wedding.
Foto: Bundesregierung/Bergmann
Merkel zeigte sich hocherfreut über die Arbeit der jungen Menschen bei der Feuerwehr, wo es insbesondere auf gute Kenntnisse bei der Ersten Hilfe ankommt. Noch beeindruckter zeigte sich die Kanzlerin darüber, dass es hier immer mehr Nachwuchs gebe. Der intensive Kontakt zu den Schulen und die Kooperationspartnerschaft seien beispielhaft, betonte sie. Hier werde im wahrsten Sinne des Wortes Schule gemacht. "Natürlich ist auch sehr schön, dass Mädchen mit dabei sind und sich für diese technischen Sachen interessieren", freute sich Merkel.
Die Bundeskanzlerin dankte allen Beteiligten und ermunterte sie mit einem "Weiter so", die erfolgreiche Arbeit fortzusetzen und noch viele Menschen mit und ohne Migrationshintergrund für das Projekt zu begeistern.
Noch 2002 hatte kein Mitglied der Jugendfeuerwehr im Berliner Stadtteil Wedding einen Migrationshintergrund, obwohl der Bezirk stark geprägt ist von Einwanderern. Heute stammen etwa 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen bei der Jugendfeuerwehr aus Einwandererfamilien. Zudem ist es gelungen, auch Mädchen mit Migrationshintergrund für die Jugendfeuerwehr zu gewinnen. Seit Juni sind auch sechs Kinder dabei, die als Flüchtlinge nach Deutschland kamen.