"Bürgerschaftliches Engagement macht unser Land erst richtig lebens- und liebenswert", sagte die Kanzlerin bei der Preisverleihung von "startsocial" in Berlin. Merkel würdigte 25 Initiativen, die sich ehrenamtlich sozial engagieren. Der Sonderpreis der Bundeskanzlerin ging an den Hamburger Verein Hanseatic Help.
3 Min. Lesedauer
"In Deutschland gibt es eine breite Bereitschaft, sich freiwillig und unentgeltlich füreinander zu engagieren. Ungefähr die Hälfte unserer Bevölkerung ist ehrenamtlich aktiv: in Nachbarschaftshilfen und Sportvereinen, in Kirchengemeinden und freiwilligen Feuerwehren. Viele packen auch einfach spontan mit an, wie wir zum Beispiel bei der Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen so eindrücklich gesehen haben", so Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wettbewerbs.
Bürgerschaftliches Engagement sei ein Markenzeichen Deutschlands, so die Kanzlerin. "Deshalb verstehen wir es auch als Aufgabe der Politik, Verantwortungsbereitschaft zu fördern und insgesamt gute Rahmenbedingungen für das Ehrenamt zu ermöglichen."
Dabei stünden neben der Bundesregierung auch die Länder und Kommunen in der Pflicht. "Ich bin sehr froh darüber, dass das alles in allem gelingt, wenngleich ich deutlich machen will, dass wir vor einer großen Aufgabe stehen", so Merkel weiter. Denn im Grundgesetz sei verankert, dass es überall in Deutschland gleichwertige Lebensverhältnisse geben müsse.
"Bei der Frage nach den Rahmenbedingungen des Ehrenamts haben wir als Bund einen Hebel gefunden, nämlich die sogenannten Mehrgenerationenhäuser", sagte die Kanzlerin. Hunderte lokaler Anlaufstellen seien so geschaffen worden. Die Bundesregierung unterstütze auch sogenannte Freiwilligenagenturen, bei denen sich Menschen, die ehrenamtlich tätig werden wollen, melden können.
"Wir müssen uns aber immer wieder fragen: Was können wir noch verbessern? Wie schaffen wir es, dass die Bereitschaft, sich zu engagieren, auf fruchtbaren Boden fällt? Wie kann man Initiativen stärken? Dabei kommt dann 'startsocial' ins Spiel", so Merkel.
"startsocial – Hilfe für Helfer" ist ein bundesweiter Wettbewerb zur Förderung des ehrenamtlichen sozialen Engagements und steht unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Merkel. Die Idee dahinter: Soziale Projekte entstehen oft aus einer tollen Idee und viel gutem Willen. Dieses Potenzial soll durch fachliche Beratung aus der Wirtschaft erfolgreicher werden.
Die 25 überzeugendsten Initiativen wurden ins Kanzleramt eingeladen – sieben herausragende Projekte erhielten dabei Geldpreise von jeweils 5.000 Euro.
Das Engagement der ausgewählten Initiativen reicht von Projekten in den Bereichen Bildung, Inklusion und soziale Teilhabe bis hin zur Gesundheitsförderung. Einer der Schwerpunkte der diesjährigen Wettbewerbsteilnehmer liegt darin, geflüchteten Menschen dabei zu helfen, sich langfristig ein neues Leben aufzubauen.
Gewinner des diesjährigen Sonderpreises der Bundeskanzlerin ist der Hamburger Verein Hanseatic Help. Der Verein ging aus der Freiwilligeninitiative "Kleiderkammer Messehallen" hervor. Diese entstand im Spätsommer 2015, um die akute humanitäre Notlage geflüchteter Menschen zu lindern.
Die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, etwas von ihren Sachen abzugeben, sei überwältigend gewesen und so seien die Stapel in der Kleiderkammer immer höher und höher und kaum mehr zu überblicken gewesen, berichtete die Kanzlerin. "Dann aber hatten sie die zündende Idee, eine IT-basierte Logistikkette von der Spendenannahme bis zur Spendenausgabe aufzubauen", sagte Merkel.
"Inzwischen versorgt Hanseatic Help neben Geflüchteten auch andere Bedürftige. Die Spenden gehen an Obdachlose, Kinderheime und Frauenhäuser in Hamburg und in anderen Bundesländern", so die Kanzlerin. Darüber hinaus sei Hanseatic Help auch an Hilfsgüterlieferungen in Krisenregionen beteiligt. Fast fünf Millionen Sachspenden habe der Verein inzwischen an Hilfsbedürftige verteilt – und das alles in nicht einmal zwei Jahren. Zu diesem Erfolg gratulierte die Kanzlerin.
Teilnehmen am Wettbewerb können Initiativen, die – vorrangig durch ehrenamtliches Engagement – an der Lösung eines sozialen Problems arbeiten. Die besten 100 Projektkonzepte erhalten ein viermonatiges Beratungsstipendium. Dieses beinhaltet, dass Experten aus der Wirtschaft, dem öffentlichen Sektor und sozialen Institutionen individuell mit den Stipendiaten an der Umsetzung und Weiterentwicklung ihrer Initiative arbeiten. Im Anschluss an das Beratungsstipendium werden die besten sozialen Initiativen nach Berlin eingeladen und prämiert.