Alexander Gerst 1. deutscher ISS-Kommandant

Raumfahrt Alexander Gerst 1. deutscher ISS-Kommandant

Der Astronaut Alexander Gerst ist zu einer neuen Forschungs-Mission "Horizons" auf der Internationalen Raumstation ISS gestartet. Als erster Deutscher wird er dort für einige Monate Kommandant sein. Vor seinem Start ins All sendete Gerst einen letzten Gruß von der Erde.

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Selfie Alexander Gerst 2014 im Weltall

Alexander Gerst wird als erster Deutscher Kommandant der ISS.

Foto: ESA

Zusammen mit dem Russen Sergej Prokopjew und der Amerikanerin Serena Aunon-Chancellor startete Gerst vom Weltraumbahnhof Baikonur zur ISS. Unter anderem sind 35 deutsche Experimente auf der Raumstation geplant.

Grusswort von Alexander Gerst Letzte Vorbereitungen für Weltraummission

Europa ist über die Europäische Weltraumorganisation ESA einer von fünf internationalen Partnern bei Aufbau, Betrieb und Nutzung der ISS (neben Japan, Kanada, Russland, USA). Bis Ende 2016 haben die Beteiligten rund 100 Milliarden Dollar beigetragen. Deutschland trägt 39 Prozent des europäischen Anteils an der internationalen Mission. Die Bundesregierung investiert jährlich mehr als eine Milliarde Euro für Forschung im Bereich Luft- und Raumfahrt.

Testlauf für den Roboter Cimon

Foto-Montage von CIMON schwebend

Wie diese Fotomontage demonstriert, soll Cimon bei der Mission von Gerst zum Einsatz kommen.

Foto: © DLR/T | Bourry/ESA

Mit an Bord der ISS ist der fliegende Roboter Cimon. Er soll Gerst assistieren und unterhalten. Cimon kann sprechen, Witze erzählen, auf Sprachbefehle reagieren sowie Videos und Audios abspielen. Der fünf Kilogramm schwere Roboter ist rund, damit er nichts beschädigt oder aus Versehen Knöpfe drückt, wenn er durch die Raumstation fliegt. Mit seinem eigenen Antrieb kann sich Cimon frei bewegen und dabei 36 cm pro Sekunde zurücklegen.
Gerst selbst beschreibt die ISS als "Menschmaschine", die zu 90 Prozent "robotisch" sei und zu zehn Prozent "human", wobei ohne die menschliche Intuition etwas fehlen würde.

Gerst als ISS-Kommandant

Für die zweite Hälfte seiner Mission wird Gerst als Kommandant für die Crew und die Raumstation verantwortlich sein. "Wenn es brennt oder die Raumstation ein Loch hat, gibt es keine Kommunikation mit der Bodenkontrolle", sagte Gerst. Es sei deshalb wichtig, dass der Kommandant an Bord den Gesamtüberblick behalte. Zudem sei die Station sei ein komplexes Geflecht aus 16 Service- und Forschungsmodulen.

Forschen an Bord der ISS

Gerst soll unter anderem Granulate, Kristallwachstum, Metalle und das menschliche Immunsystem auf der ISS erforschen. "Wir machen Experimente, die wir auf der Erde für kein Geld der Welt durchführen können", sagte Gerst bei seiner Pressekonferenz.

Deutsche Universitäten, Forschungseinrichtungen und Firmen sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR steuern rund 35 Experimente zur Mission Horizons bei. Sie sollen Fragen aus Biologie und Medizin beantworten.

Auf der ISS soll unter anderem das Gehirn von Gerst vor und nach dem Flug untersucht werden, um die Auswirkungen der Schwerelosigkeit zu erforschen. Die Ergebnisse könnten Schlaganfallpatienten helfen, schneller wieder laufen und sprechen zu lernen. 
In einem Spezialofen soll zudem das Metallschmelzen in der Schwerelosigkeit untersucht werden. Außerdem soll Gerst eine Anlage testen, mit der Tierwanderungen auf der Erdoberfläche aus dem All erfasst werden können.  

Die Astronauten der ISS können sowohl in Laboren als auch auf Außenplattformen forschen. Die Raumstation hat eine Masse von etwa 430 Tonnen, ist 107 Meter breit und 88 Meter lang. Seit November 2000 wird sie von wechselnden Besatzungen bewohnt.