Agrarpolitik
Die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft ist vielfältig und leistungsstark, zugleich steht sie vor großen Herausforderungen. Das bilanziert der Agrarpolitische Bericht 2019. Die Bundesregierung unternimmt diverse Anstrengungen, damit die deutsche Landwirtschaft auch künftig nachhaltig und wirtschaftlich tragfähig ist.
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Landwirtschaft - das ist nicht nur Anbau von Obst, Gemüse, Getreide und Futterpflanzen, um unsere Ernährung zu sichern. Landwirte erfüllen noch viele andere Aufgaben: von der Landschaftspflege und dem Erhalt der Artenvielfalt bis hin zur Gewinnung von Energie und Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen.
Vom Acker bis zum Teller
4,7 Millionen Beschäftigte sind rund um unsere Lebensmittel tätig, das heißt etwa jeder neunte Arbeitnehmer ist in der Ernährungsindustrie beschäftigt. Sie erwirtschaftet jährlich rund 194 Milliarden Euro. Nach den USA und den Niederlanden ist Deutschland weltweit drittgrößter Agrarexporteur und zugleich drittgrößter Importeur.
Die Einkommen der Landwirte waren im Berichtszeitraum starken Schwankungen unterworfen: 2017/2018 verbesserte sich das Einkommen der Betriebe im Durchschnitt um rund 14 Prozent auf knapp 36.000 Euro je Arbeitskraft - den höchsten Wert im Zehnjahresvergleich. Es zeichnet sich jedoch bereits ab, dass die Einkommen 2018/2019 unterhalb des Durchschnitts der beiden sehr guten Vorjahre liegen werden.
Strukturwandel in der Landwirtschaft
Die landwirtschaftlichen Betriebe sind zwar erneut weniger geworden: 2016 gab es insgesamt 275.400 von ihnen - rund 23.700 weniger als in 2010. Der Strukturwandel hat sich im Vergleich zu den Vorjahren aber deutlich verringert.
Mehr als die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt, weitere 30 Prozent forstwirtschaftlich. Um diese Flächen konkurrieren mit der Landwirtschaft Siedlung, Verkehr, Industrie und Naturschutz. Die Folge: eine stetige Abnahme landwirtschaftlich genutzter Flächen. 2013 bis 2016 lag der Flächenverbrauch bei 62 Hektar pro Tag, 2010 bis 2013 sogar bei 73 Hektar pro Tag. Die Bundesregierung will bis 2030 den Flächenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrszwecke auf 30 Hektar pro Tag verringern.
Kauf- und Pachtpreise steigen
Zum Teil steigen die Kauf- und Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen drastisch an. Nichtlandwirtschaftliche Investoren sind zudem zunehmend auf den Bodenmärkten aktiv und in einigen Regionen nimmt die Konzentration von Bodenbesitz zu. Dies führt zu einschneidenden Veränderungen auf landwirtschaftlichen Bodenmärkten.
Im Vergleich zu vielen anderen Wirtschaftsbereichen ist die Digitalisierung - einer der Schlüssel für die weitere Entwicklung der Agrarwirtschaft - weit fortgeschritten.
Der Agrarpolitische Bericht der Bundesregierung, den das Kabinett verabschiedet hat, analysiert die Entwicklung der Landwirtschaft im Zeitraum 2015 bis 2019. Er informiert über die Lage der Landwirtschaft und erläutert die agrarpolitischen Ziele und Vorhaben der Bundesregierung.
Künftige Herausforderungen
Der Bericht zeigt auch, dass die deutsche Landwirtschaft vor vielfältigen Herausforderungen steht. Stärker schwankende Preise für landwirtschaftliche Produkte und steigende Risiken durch den Klimawandel erfordern weitere Anstrengungen, um die Landwirtschaft zukunftsfest auszurichten.
Dabei setzt sich die Bundesregierung für den Erhalt und die Weiterentwicklung einer nachhaltigen, vielseitigen und wirtschaftlich tragfähigen Landwirtschaft ein. Sie vermittelt zwischen den Anforderungen von Verbraucherinnen und Verbrauchern, den Erfordernissen des Umwelt-, Klima- und Naturschutzes und den Belangen der Landwirtschaft.
Handlungsschwerpunkte in den kommenden Jahren:
Die Gemeinsame Agrarpolitik muss sich noch stärker am Umwelt-, Klima-, Natur- und Tierschutz orientieren. Sie wird aber auch weiterhin einen Beitrag zur Einkommenssicherung der Landwirte leisten müssen.
Eine zukunftsfähige, besonders am Tierwohl orientierte, umweltgerechte, wirtschaftlich tragfähige sowie gesellschaftlich akzeptierte Nutztierhaltung. Mit dem Tierwohlkennzeichen ist hier ein wichtiger Schritt getan.
Die ambitionierte Umsetzung der Agenda 2030 – eine nachhaltige und zugleich innovative Ausrichtung der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft ist wesentlicher Bestandteil davon.
Die ländlichen Räume, die vital und lebenswert bleiben müssen. Zentrales Förderinstrument ist der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Von 2014 bis 2020 stehen daraus rund 9,4 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt bereit. Zusammen mit den Mitteln von Bund, Ländern und Kommunen stehen für diesen Zeitraum insgesamt 16,9 Milliarden Euro beziehungsweise jährlich rund 2,4 Milliarden Euro zur Verfügung.
Mit Forschung und Innovation will die Bundesregierung die Grundlagen dafür schaffen, nachwachsende Ressourcen (Bioökonomie) noch besser als bisher zu nutzen. Die Ernährungssicherung hat dabei stets Vorrang vor der Erzeugung von Rohstoffen für Industrie und Energie.
Die Pflanzenerzeugung und der Pflanzenschutz sollen nachhaltig gestärkt werden. Mit der neuen EU-Strategie zur Pflanzengesundheit etwa werden Maßnahmen noch wirksamer auf den Schutz vor neuen Schädlingen ausgerichtet und die frühzeitige Erkennung und Bekämpfung von Einschleppungen wesentlich verbessert.
Um den Herausforderungen auf den Bodenmärkten zu begegnen, haben Bund und Länder Empfehlungen erarbeitet, um die Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen zu begrenzen. Die im September 2018 eingesetzte "Bund-Länder-Initiative Landwirtschaftlicher Bodenmarkt" soll unter anderem für eine breite Streuung des Bodeneigentums sowie den Vorrang von Landwirtinnen und Landwirten beim Erwerb von Flächen und deren Nutzung sorgen.