"Weder schönreden noch wegschauen"

Im Wortlaut: von der Leyen "Weder schönreden noch wegschauen"

Verteidigungsministerin von der Leyen fordert in einem Interview, die Probleme in der Bundeswehr zu benennen, offenzulegen und die Ursachen anzugehen. Denn die große Mehrheit der Truppe leiste hervorragende Arbeit, so von der Leyen.

  • Interview mit Ursula von der Leyen
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Ursula von der Leyen, Bundesministerin der Verteidigung, während einer Pressekonferenz.

Von der Leyen: Meine Verantwortung ist, belegte Missstände abzustellen, das tue ich gerade.

Foto: Bundesregierung/Bergmann

Das Interview im Wortlaut:

BILD: Ist das Ihr Ernst, Frau Ministerin: Warum stellen Sie 180 000 Soldaten pauschal in den Senkel?

Ursula von der Leyen: Ich habe in meinem Brief und auch einer Rede am Samstag ausdrücklich betont, dass die große Mehrheit der Truppe eine hervorragende Arbeit leistet, für die ich meine Hände ins Feuer lege. Gerade aber auch ihretwegen müssen wir offen angehen, wenn eine kleine Minderheit unsere Prinzipien missachtet. Die Häufung der Fälle zeigt, dass wir weder schönreden noch wegschauen dürfen. Da müssen wir ran, auch, wenn es wehtut.

BILD: Wie, glauben Sie, kommt es bei einem Soldaten an, der in Mali oder Afghanistan sein Leben riskiert, wenn seine oberste Chefin ihm Haltungs-Probleme unterstellt?

Von der Leyen: Ich habe das Haltungs-Problem benannt mit Blick auf die konkreten Vorgänge von Pfullendorf über Bad Reichenhall bis Illkirch. Missstände sind dort zu lange ignoriert worden - bis es zum Eklat kam, weil sich Soldaten an den Wehrbeauftragten oder mich gewandt haben. Der Soldat in Mali und Afghanistan hat nichts davon, wenn er dort Großes leistet und hier zu Hause die Leute das Vertrauen in die Bundeswehr verlieren, weil jeden Monat neue Fälle von Rechtsextremismus, Schikane und Gewalt gegen Soldatinnen hochkommen, die teilweise über Jahre gegärt haben. Das beschädigt die ganze Truppe, deshalb müssen wir die Probleme benennen, offenlegen und die Ursachen angehen. Dazu habe ich Donnerstag über 100 Führungskräfte, Generale und Admirale nach Berlin gebeten.

BILD: Wenn die Truppe ein Haltungs- und ein Führungsproblem hat, was sagt das über Sie, die Ministerin, die seit mehr als drei Jahren diese Truppe führt?

Von der Leyen: Ich trage die Gesamtverantwortung für alles, was in der Bundeswehr passiert. Das gilt für die Auslandseinsätze von Afghanistan über den Irak bis nach Mali. Das gilt für die Reform des Rüstungswesens und die Trendwenden bei Haushalt und Personal. Meine Verantwortung ist, belegte Missstände abzustellen, das tue ich gerade.

Das Interview führte Hanno Kautz für die

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