Reform des EU-Emissionshandels
Der Europäische Emissionshandel wird deutlich ausgeweitet. Bislang betraf er Energieunternehmen sowie energieintensive Industrie. Ab 2027 kommen der Gebäude- und der Verkehrssektor neu hinzu. Deutschland gilt mit seinem nationalen Emissionshandel in beiden Bereichen als Vorreiter. Dahinter steht ein wichtiges Ziel.
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Mit der Einigung zum europäischen Emissionshandel ist nun der größte Teil des Fit-for-55-Programms ausverhandelt und kann in Kraft treten. Neben den EU-Gremien – dem Europäischen Parlament, dem Rat und der Europäischen Kommission – stimmten auch die EU-Mitgliedstaaten der Reform des EU-Emissionshandel zu.
Künftig werden damit für etwa 85 Prozent aller CO2-Emissionen Zertifikate benötigt. Gleichzeitig wird die Anzahl von Zertifikaten immer weiter reduziert, so dass immer weniger klimaschädliche Gase ausgestoßen werden dürfen. Die kostenlose Zuteilung von Emissionsrechten an die Industrie soll bereits 2034 auslaufen. Ab 2024 wird erstmalig die Schifffahrt in den EU-Emissionshandel aufgenommen. Weitere Sektoren sollen folgen.
Der EU-Emissionshandel senkt bereits jetzt erfolgreich klimaschädliche Emissionen. Bis 2030 sollen die Emissionsrechte im Vergleich zu 2005 schrittweise um 62 Prozent (bisher 43 Prozent) gekürzt werden. Hier finden Sie mehr zum EU-Programm Fit-for-55.
Ab 2027: Verkehr und Gebäude Teil des EU-Emissionshandels
Mit der Einigung im EU-Emissionshandel sollen künftig in ganz Europa auch die bislang schwierigen Sektoren Verkehr und Gebäude stärker in die Pflicht genommen werden. Ab 2027 soll ein neues Emissionshandelssystem für Gebäude, Straßenverkehr sowie für die Nutzung fossiler Brennstoffe in bestimmten Industriesektoren geschaffen werden.
Damit die Preise nicht zu stark ansteigen, werden sie im Gebäude- und Verkehrsbereich ab 45 Euro pro Zertifikat abgefedert. Gleichzeitig soll das EU-Emissionsminderungsziel erreicht werden. Bis 2030 will die EU die Treibhausgase im Vergleich zu 1990 um 55 Prozent senken. Das ist das Hauptziel der EU und des Programms Fit-for-55.
Wichtiger Fortschritt zur Klimaneutralität erreicht
„Die EU geht voran beim Klimaschutz und beweist nun auch effektive Tatkraft“, sagte der Bundesminister für Wirtschaft und Klima, Robert Habeck. Damit sei es gelungen, dass der Weg zur Klimaneutralität konsequent verfolgt werde, ohne dabei den sozialen Ausgleich aus dem Blick zu verlieren, so Habeck weiter. Zudem setze die EU damit wichtige Maßstäbe für die Umsetzung von Klimapolitik weltweit.
Neuer Klimasozialfonds federt soziale Härten ab
Um einkommensschwächere Haushalte von der CO2-Bepreisung zu entlasten, wird ein neuer Klimasozialfonds in Höhe von 65 Milliarden Euro eingerichtet. Für die Industrie sorgt der CO2-Grenzausgleich – eine Abgabe für Importe – und die Stärkung des Innovationsfonds für eine faire Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit.
Deutschland als Vorreiter beim CO2-Preis auf Heiz- und Kraftstoffe
In Deutschland gibt es bereits seit 2021 einen nationalen Emissionshandel für die Bereiche Wärme und Verkehr. Der Ausstoß von Treibhausgasen beim Heizen und Autofahren hat seitdem einen CO2-Preis. Dieser verteuerte den Verbrauch von fossilen Heiz- und Kraftstoffen. Mit einem wichtigen Ziel dahinter: Die Verbrennung von fossilen Brennstoffen und damit auch der CO2-Ausstoß sollen drastisch reduziert werden. Gleichzeit wird damit die Nutzung klimaschonender Technologien wie Wärmepumpen und Elektromobilität, das Sparen von Energie und die Nutzung Erneuerbarer Energie lohnender.
Bei der Reduzierung und Vermeidung von klimaschädlichen Emissionen geht es um Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid, Lachgas und perfluorierte Kohlenwasserstoffe. Sie werden insbesondere in der Energiewirtschaft und in der energieintensiven Industrie ausgestoßen und sind ursächlich für weltweite Erderwärmung verantwortlich.
Auf nationaler Ebene verkauft die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt Zertifikate an die Unternehmen, die Heiz- und Kraftstoffe in Verkehr bringen. Sie müssen im nationalen Emissionshandel Verschmutzungsrechte in Form von Zertifikaten erwerben und zahlen damit für die Emissionen, die durch das spätere Verbrennen der fossilen Brennstoffe wie Öl und Gas entstehen. Neben Unternehmen der Mineralölindustrie gehören auch Gas- und Kohlelieferanten dazu.
Das deutsche Emissionshandelssystem (nEHS) startete 2021 mit einem Festpreis pro Tonne CO2. Diese Mehrkosten werden an Bürgerinnen und Bürger weitergereicht; sie nehmen damit indirekt am Emissionshandel teil. Jeder der sein Auto mit Kraftstoff betankt oder seine Heizung mit fossilen Brennstoffen betreibt, muss dafür zunehmend einen höheren Preis bezahlen. Klimaschädliches Verhalten wird so für alle Verursacher von CO2 teurer und es entsteht ein Anreiz, CO2-Emissionen zu senken.
Der europäische Emissionshandel ist seit 2005 das zentrale Instrument für den Klimaschutz auf europäischer Ebene. Die Anzahl der unterschiedlichen Akteure ist im Vergleich zum nationalen geringer und begrenzt sich auf Anlagenbetreiber und den Luftverkehr. Sie nehmen direkt am Emissionshandel teil und müssen Zertifikate für ihre CO2-Emissionen erwerben. Sie dürfen aber nur so viel Treibhausgase ausstoßen, wie sie Zertifikate erworben haben. Einige Unternehmen werden aufgrund ihrer Handlungsfelder von beiden Emissionshandelssystemen erfasst. Für diesen Fall gibt es Mechanismen, die eine Doppelbelastung ausschließen. Seit 2012 nimmt auch der innereuropäische Luftverkehr teil. Auch diese Zertifikate werden in Deutschland von der Deutschen Emissionshandelsstelle ausgegeben.
Der Emissionshandel funktioniert nach dem Prinzip des sogenannten „Cap & Trade“. Die EU-Mitgliedstaaten geben eine entsprechende Menge an Emissionsberechtigungen an die Anlagen aus – teilweise kostenlos, teilweise über Versteigerungen. Die Gesamtzahl von Zertifikaten und damit auch die Obergrenze (Cap) für den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen wird über die Jahre hinweg strenger beziehungsweise niedriger, beispielsweise für Anlagen in Kohle- und Stahlwerken. Der Preis für Emissionsrechte steigt damit zunehmend und die im Handel zur Verfügung stehende Gesamtzahl an Zertifikaten sinkt. Damit erhöht sich der Anreiz, Treibhausgase einzusparen.
Wer viel emittiert, muss zusätzliche Zertifikate dafür erwerben. Wer jedoch in klimafreundliche Technologien investiert, kann seine Zertifikate in den Handel einbringen und wieder verkaufen (Trade). Die Emissionsberechtigungen können also auf dem Markt frei gehandelt werden. Hierdurch bildet sich ein Preis für den Ausstoß von Treibhausgasen. Dieser Preis setzt Anreize bei den beteiligten Unternehmen, ihre Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren.
Weitere Informationen auf unserer Themeseite Energie und Klimaschutz.