Deutschland stellt sich der Verantwortung

Umgang mit kolonialem Kulturgut Deutschland stellt sich der Verantwortung

Die neu gegründete Kulturministerkonferenz der Bundesländer hat in einer gemeinsamen Erklärung Eckpunkte zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten beschlossen. Für Kulturstaatsministerin Grütters ist dies "Ausdruck unserer historischen Verantwortung, die koloniale Vergangenheit aufzuarbeiten und verantwortungsvolle, faire Lösungen zu entwickeln."


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In der Debatte um den kulturpolitischen Umgang mit dem kolonialen Erbe in Museen und Sammlungen haben die Kulturminister der Länder, der Bund und Vertreter der kommunalen Spitzenverbände mit der Eckpunktevereinbarung einen wichtigen Schritt zur gemeinsamen Aufarbeitung des Kolonialismus unternommen. Hierin benennen Sie erstmals gemeinsam zentrale Handlungsfelder in der Frage wie künftig mit Kulturgut aus kolonialen Kontexten umgegangen werden soll.

Es sei in dieser Frage wichtig, dass alle an einem Strang ziehen, betonte Kulturstaatsministerin Grütters. Zugleich kündigte sie einen "neuen Dialog" mit den Herkunftsstaaten in einem "Geist der Partnerschaft und Würde" an.

Verständigung und Dialog mit Herkunftsgesellschaften

Der partnerschaftliche Dialog mit den Herkunftsgesellschaften und zivilgesellschaftlichen Gruppen steht insgesamt im Vordergrund der Erklärung. "Nach unserem Verständnis sollten alle Menschen die Möglichkeit haben, in ihren Herkunftsstaaten und Herkunftsgesellschaften ihrem reichen materiellen Kulturerbe zu begegnen, sich damit auseinanderzusetzen und es an zukünftige Generationen weiterzugeben", heißt es in der Präambel.

Einer der Kernpunkte des Papiers ist die umfassende Bestandsaufnahme von Objekten in deutschen Museen und sammlungsbewahrenden Einrichtungen, die unrechtmäßig während der Kolonialzeit nach Deutschland verbracht wurden. Die fraglichen Bestände sollen digitalisiert werden, um sie der breiten Öffentlichkeit und möglichen Anspruchstellern aus den Herkunftsländern zugänglich zu machen.

Zudem ist die Errichtung einer zentralen Anlaufstelle geplant, die konkrete Beratung hinsichtlich möglicher Rückführungen und Kooperationen bieten soll.

Menschliche Überreste gehören nicht ins Museum

Bei der Aufarbeitung des Sammlungsgutes wird der Fokus zunächst vor allem auf menschlichen Überresten liegen. Das solche Exponate nicht in europäische Depots gehören, sondern in die Hände iherer Nachfahren, hatte Kulturrstaatsministerin Grütters gemeinsam mit ihrer Ressortkollegin im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering, bereits im vergangenen Jahr deutlich gemacht.

Museen, die solche Objekte in ihren Sammlungen führen, wird in der Erklärung nachhaltige Unterstützung bei der Erforschung der Herkunft der Gebeine, Schädel oder dergleichen zugesagt.

Provenienzforschung ausbauen und klar trennen

Dasselbe gilt auch für anderweitige Kulturgüter, deren Herkunft in Zusammenhang mit dem Kolonialismus steht. Dazu wird die Provenienzforschung in diesem Bereich weiter ausgebaut.

Die Ministerinnen und Minister betonten in dem Papier jedoch ausdrücklich, die klare Unterscheidung zwischen der Aufarbeitung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten und der Aufarbeitung NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts. Die Bemühungen und Maßnahmen zur Aufarbeitung des NS-Unrechts sollen nicht nur unvermindert fortgesetzt, sondern weiter intensiviert werden. Das geht aus einem weiteren Beschluss der Kulturministerkonferenz hervor. Ein wichtiges Thema hierbei ist die beschleunigte Rückgabe von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut. Hier soll zusammen mit dem Bund und den kommunalen Spitzenverbänden eine überarbeitete Handreichung für die Museen erarbeitet werden.

Freiheit der Kunst als Maßstab der Kulturpolitik

Ein weiteres Thema der ersten Kulturministerkonferenz der Bundesländer war die Bedeutung der kulturellen und künstlerischen Freiheit. Die Länder bekannten sich in ihrer gemeinsamen Erklärung dazu, diese Freiheiten zu schützen und sie zu als Maßstab ihrer Kulturpolitik zu nehmen. Zudem einigten sich die Länderverteter darauf, die Kultur in den Regionen stärker zu fördern und sich für unabhängige Verlage einzusetzen.

Der Zusammenschluss der für Kultur zuständigen Landesministerinnen und -minister und Senatorinnen und Senatoren wurde im vergangenen Jahr gegründet. Ziel ist es, die Kulturpolitik von Bund und Ländern enger abzustimmen und den kulturpolitischen Belangen der Länder auf Bundesebene sichtbarer zu machen.