Wärmewende
In Schwerin werden künftig viele Haushalte mit Wärme aus 1.300 Metern Tiefe versorgt – bezahlbar und zuverlässig. Kanzler Scholz hat dort eine Tiefen-Geothermieanlage in Betrieb genommen. Ein Projekt, das Schule machen soll.
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In Zukunft soll in Deutschland die Energie- und Wärmeversorgung stärker diversifiziert werden. Dabei sind die Erneuerbaren Energien der Schlüssel dafür, die Klimaziele zu erreichen – also Energie aus Wind, Sonne und Erdwärme. Sie zu nutzen und damit Strom und Wärme zu erzeugen, bringt Deutschland entscheidend voran, bis 2045 klimaneutral zu sein.
Erdwärme als zuverlässige Energiequelle nutzen
Energie aus Sonne und Wind steht zwar unendlich und kostenlos zur Verfügung, aber es gibt immer wieder Zeiten im Jahr, in denen der Wind wenig weht und die Sonne wenig scheint. Hier zeigt sich das Potenzial der Geothermie: Sie ist das gesamte Jahr über unabhängig von Jahres- und Tageszeit oder Witterung konstant verfügbar. Zudem ist Erdwärme unerschöpflich und damit sehr zuverlässig. Sie kann dazu beitragen, unabhängig zu werden von klimaschädlichen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas.
Das betonte auch Bundeskanzler Olaf Scholz bei der Inbetriebnahme der Tiefen-Geothermieanlage in Schwerin: „Anders als Wind oder Sonne steht Geothermie rund um die Uhr zur Verfügung, im Sommer wie im Winter, an 365 Tagen im Jahr. Und deshalb machen uns Projekte wie dieses hier nicht nur unabhängiger von den volatilen Gaspreisen, von der geopolitischen Großlage und von Marktschwankungen bei der fossilen Energie. Sie können die Grundlast auch an sonnen- oder windarmen Tagen sichern – und sind so eine perfekte Ergänzung zur Windenergie, bei der Mecklenburg-Vorpommern heute schon ganz vorne mit dabei ist.“
Um Erdwärme zu gewinnen, werden bis zu 5.000 Meter tiefe Löcher in die Erde gebohrt. Dort befindet sich über 100 Grad Celsius heißes Thermalwasser. Dieses Wasser wird nach oben gepumpt, die Wärme wird entzogen und anschließend über Nah- oder Fernwärmenetze für viele Haushalte zur Verfügung gestellt.
Tiefen-Geothermie – ein Zukunftsprojekt mit Standortvorteil für die Regionen
Die Schweriner Anlage gilt als Leuchtturmprojekt, denn sie zeigt, dass Tiefen-Geothermie auch in Norddeutschland praxistauglich ist. Die Anlage nutzt Heißwasser aus etwa 1.300 Metern Tiefe. Bereits diese mitteltiefe Geothermie in Kombination mit Hochleistungs-Wärmepumpen liefert genug Wärme für das Fernwärmenetzes der Landeshauptstadt Schwerin – sie deckt etwa 15 Prozent des Wärmebedarfs ab. Das bringt den Bürgerinnen und Bürgern eine sichere Versorgung mit Wärme aus Erneuerbaren Energien.
Die Tiefen-Geothermieanlage sei aber vielmehr noch ein Zukunftsprojekt, weil sie internationale Investoren und Unternehmen in die Region locken. Eine entscheidende Frage von Investitionen und die Bereitschaft, sich niederzulassen ist es, eine sichere, bezahlbare Energieversorgung mit Erneuerbaren vor Ort zu haben. „Und da haben sich der Norden und Osten Deutschlands inzwischen einen echten Standortvorteil erarbeitet“, sagte Kanzler Scholz in Schwerin.
Deutschlandweit gibt es 23 Tiefen-Geothermieanlagen. Die meisten von ihnen befinden sich aufgrund der günstigen geologischen Bedingungen in Süddeutschland.
Mehr Flächen für Erneuerbare Energien ausweisen
Die Bundesregierung sorgt dafür, dass die Städte und Gemeinden künftig leichter als bisher Flächen für Erneuerbare Energien wie für Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen ausweisen können. Das hilft Unternehmen, begünstigt Neuansiedlungen und sorgt für zukunftssichere Arbeitsplätze. „Und auch das Potenzial der Geothermie werden wir konsequent erschließen“, so der Kanzler.
Dabei hilft eine im vergangenen Jahr gestartete Initiative des Bundes, mit der die Bundesregierung Explorationsprojekte fördert, Risiken abfedert und untersucht, wo Geothermie sich besonders lohnt. Mehr zu Erneuerbaren Energien und wie ihr Anteil steigt lesen Sie hier.
„Neues Deutschland-Tempo für neuen Schwung in unserem Land“
Neben der Unterstützung durch den Bund kommt es jedoch auch maßgeblich auf das Engagement der Bundesländer und ihrer Behörden an. Und allen voran auf den Einsatz der Fachkräfte – der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Unternehmen und Stadtwerken. Sie haben das größte Know-how und Ortskenntnisse, um geeignete Standorte ausfindig zu machen und Projekte ins Rollen zu bringen. Auch hier zeige das Schweriner Projekt wahren Pioniergeist, sagte Scholz.
Der Bundeskanzler dankte allen Beteiligten und insbesondere auch den Schweriner Stadtwerken. Die ausgehende Botschaft, so der Kanzler weiter, sei daher auch: „Geht nicht, gibt’s nicht“. In acht Jahren Planungszeit wurde wichtiges Wissen angesammelt, mit dem sich in Zukunft vergleichbare Projekte schneller planen lassen.
„Auch das ist ein gutes Beispiel für ein neues Deutschlandtempo, für neuen Schwung in unserem Land“, sagte der Kanzler. „Und deshalb: Ja, es lohnt es sich, jeden Stein umzudrehen beziehungsweise sich durch ganz viele Erd- und Gesteinsschichten zu bohren, so wie hier in Schwerin.“
Bürokratie abbauen, Planungsverfahren beschleunigen
Das zeige sich auch überall im Land, so Scholz. „Neue Batteriefabriken entstehen, Milliardeninvestitionen fließen in Zukunftstechnologien, neue Netze und Anlagen, Deutschland nimmt Fahrt auf“, sagte der Kanzler. Die Bundesregierung unterstützt diese Dynamik zu mehr Erneuerbaren Energien, indem unnötige Bürokratie aus dem Weg geräumt, Ausschreibungsvolumina hochsetzt und Planungsverfahren deutlich beschleunigt werden.