Verbesserung in der Pflege: Finden wir gut!

Ab 2016 wird mit dem Pflegestärkungsgesetz II die Begutachtung für den Pflegefall verändert. Aus bisher drei Pflegestufen werden fünf Pflegegrade. Pflegebedürftigkeit wird neu definiert, so dass erstmals auch an Demenz Erkrankte gleichberechtigen Zugang zu Leistungen der Pflegeversicherung erhalten. 93 Prozent der Deutschen halten das für einen Schritt in die richtige Richtung.

infratest dimap hat im Auftrag des Bundesgesundheitsministerium dazu 1003 Menschen in Telefoninterviews befragt: 27 Prozent der Befragten haben Pflegebedürftige in der Familie (23 Prozent) oder sind selbst pflegebedürftig (4 Prozent). Die Hälfte der Befragten fürchtet, in Zukunft selbst von Pflege betroffen zu sein. 81 Prozent sagen, dass das Thema Pflege heute in der Diskussion einen höheren Stellenwert einnimmt als vor einigen Jahren.

Gröhe froh über Rückhalt für das Thema

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe freut sich, "dass die ganz überwiegende Mehrheit der Bevölkerung das Ziel der Bundesregierung unterstützt, die Pflege in Deutschland und damit die Pflegebedürftigen, ihre Familien und die Pflegekräfte weiter zu stärken. Das ist weiterer Ansporn für uns, die größte Reform der Pflegeversicherung seit ihrer Einführung vor 20 Jahren kraftvoll umzusetzen."

Glückliche Momente

Bei einer Veranstaltung unter dem Titel "Miteinander. Füreinander. Deutschland stärkt die Pflege" in Berlin kamen Akteure zu Wort: So berichtete Angelika Kirchner, Leiterin einer Seniorenresidenz in Berlin-Friedrichshain, über ihre Arbeit. Sie wolle mit ihrem Wirken "für glückliche Momente" bei den älteren Menschen sorgen. Betreuerin Gabriele Richter, ehemalige Lkw-Fahrerin, hilft in der Seniorenresidenz bei der Tagesgestaltung. Dafür brachte das Pflegestärkungsgesetz I (in Kraft seit 1. Januar 2015) verbesserte Möglichkeiten. Spiele, Lesen, Zuhören und Unterhalten mit den Pflegebedürftigen sind ihre Aufgabe. Der Tag bekommt so neben den Pflegearbeiten für die Älteren eine Struktur.

Positive Wirkung des Sozialstaates auf verletzliche Ältere

In einer Diskussionsrunde mit Bettina Michel, Tochter der demenzkranken Schalke-Legende Rudi Assauer, Heike von Lützau-Hohlbein, Vorsitzende der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft, dem Altersforscher Prof. Andreas Kruse und Karl-Josef Laumann, Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung ging es um den Wandel in der Pflege. Kruse konstatierte, dass die Lebenserwartung von Demenzkranken in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen sei. Das hänge einerseits mit verbesserten Medikamenten zusammen, andererseits damit, dass diese Menschen mehr Pflege und Rehabilitation erführen. "Die Wirkung des Sozialstaates auf die verletzlichen Strukturen Älterer kann man gar nicht hoch genug bewerten", sagte er.

Rudi Assauer geht es gut

Michel berichtete von ihrem Vater Rudi Assauer, der die Diagnose einer Demenz wesentlich früher erhalten habe, als es in der Öffentlichkeit bekannt wurde. Sechs Jahre habe man versucht, die Krankheit des Top-Trainers vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Aber irgendwann "war das Versteckspiel zu anstrengend". Dann sei die Familie 2012 damit "rausgegangen". Ihrem Vater geht es gut. Er tue alles, was er auch früher gern getan habe: mit Freunden zusammen sein, Fußball schauen und "Er ist immer noch ein Macho".