Forschen ohne Tierleid

Tierschutzforschungspreis 2021 Forschen ohne Tierleid

Die Wissenschaftler Dr. Jan Bruder und Dr. Hendrik Renner vom Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster haben von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner den Tierschutzforschungspreis 2021 erhalten. Ausgezeichnet werden alljährlich Forschungsmethoden, die ohne oder mit weniger Tierversuchen auskommen. 

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Eine junge Frau mit Schutzbrille, Handschuhen und Kittel hält eine Maus in ihren Händen.

Der Tierschutzforschungspreis soll dazu beitragen, künftig ganz auf Tierversuche zu verzichten.

Foto: mauritius images / Westend61

Der medizinische Fortschritt basiert auf der stetigen Weiterentwicklung von unter anderem neuen Medikamenten, Impfstoffen und Operationstechniken. Doch diese Forschung kommt oftmals nicht ohne Tierversuche aus, die es jedoch zu vermeiden oder verringern gilt.

„Forschen ohne Tierleid – das ist unser Ziel. Wo immer möglich, muss auf Tierversuche verzichtet werden“, betonte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner bei der Verleihung des Tierschutzforschungspreises in Berlin. Mit der Auszeichnung treibt das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) die Entwicklung und Erforschung von Alternativmethoden zu Tierversuchen voran. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.

Nervenkrankheiten effizienter erforschen

Den Preisträgern Dr. Jan Bruder und Dr. Hendrik Renner vom Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster ist es gelungen, ein Verfahren zur Herstellung von organähnlichem Mini-Gewebe, sogenannte Mittelhirn-Organoide, zu entwickeln. Das Gehirn gehört zu den am wenigsten erforschten und komplexesten Organen des menschlichen Körpers.

Organoide sind nur wenige Millimeter große zelluläre Gewebestrukturen und ähneln stark dem humanen Gewebe. Diese dreidimensionale Zellverbände werden im Labor bisher hauptsächlich händisch gezüchtet. Durch den Einsatz von Robotik haben die Preisträger eine effizientere und schnellere Methode entwickelt, Organoide vollautomatisiert herzustellen und zu analysieren. Nervenerkrankungen, wie beispielsweise Alzheimer oder Parkinson, können so besser erforscht und Wirkstoffe entwickelt werden.

Bis zu zehn Prozent weniger Tierversuche nötig

„Jeder Wirkstoff, der zuerst an einem Organoide getestet wird, und dort bereits Toxizität oder Unwirksamkeit zeigt, muss dann überhaupt nicht mehr an Tieren oder im Menschen getestet werden“, sagte Dr. Hendrik Renner in der Präsentation seiner Arbeit während der Preisverleihung. Mit dem Verfahren der beiden Wissenschaftler könnten künftig bis zu zehn Prozent weniger Tierversuche erforderlich sein.

Nach derzeitiger Rechtslage dürfen Tierversuche nur durchgeführt werden, soweit sie zu einem der nach dem Tierschutzgesetz erlaubten Zweck unerlässlich sind. Trotz zahlreicher Erfolge bei der Entwicklung von Alternativmethoden kann die Wissenschaft leider noch nicht gänzlich auf Tierversuche verzichten.