So denkt die "Generation Internet"

Neue Digital-Studie So denkt die "Generation Internet"

Junge Leute verbinden mit dem Internet zwar weiterhin hauptsächlich Chancen. Viele sehen laut einer neuen Digital-Studie aber auch vermehrt Risiken – wie persönliche Angriffe, Fake-News oder beim Datenschutz. Bundesfamilienministerin Giffey spricht von "ernüchternden Ergebnissen" und fordert ein modernes Jugendmedienschutzgesetz.     

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Passanten auf der Straße nach dem Weg fragen? Bücher persönlich in einer Bibliothek ausleihen? Die Einkaufsliste handschriftlich auf einem Zettel notieren? Für viele junge Leute im heutigen digitalen Zeitalter zumindest eine ungewöhnliche Vorstellung. Kein Wunder: 99 Prozent aller 14- bis 24-Jährigen in Deutschland sind täglich online. 68 Prozent können sich ein Leben ohne Internet nicht vorstellen.

Das zeigt die repräsentative U25-Studie, die das Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) gemeinsam mit Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, vorgestellt hat.

Für Mehrheit überwiegt praktischer Nutzen

Für die große Mehrheit der Befragten sind digitale Infrastrukturen und Angebote unverzichtbar. Der Blick auf die Chancen und praktischen Vorteile überwiegt. 69 Prozent stimmen sogar der Aussage zu: "Das Internet macht mich glücklich", beispielsweise weil es unbegrenzte Möglichkeiten bietet.     

Angst vor "Internet-Sucht"

Allerdings wird das Netz mittlerweile auch skeptisch gesehen: Ein Thema ist die Angst vor einer "Internet-Sucht". Exemplarisch die Aussage einer 23-Jährigen: "Das Internet ist überall. Ich stehe morgens auf, schreibe dann schon den ganzen Leuten, die mir geschrieben haben. Dann mache ich mich fertig. Dann höre ich Musik und Spotify. Dann fahre ich zur Arbeit, gucke meistens irgendwie eine Netflix-Serie."

Auch nachmittags und abends ist die 23-Jährige online, selbst nachts ist das Smartphone eingeschaltet. Fast jeder Dritte zwischen 14 und 24 Jahren fürchtet, "internetsüchtig" zu sein.

Zwei Tortengrafiken zu den Fragen in der Studie: 69 Prozent gaben an, dass das Internet sie glücklich macht, 64 Prozent rechnen online mit Beschimpfungen.

Das Internet: Es bietet unbegrenzte Möglichkeiten, aber auch eine Art "Beleidigungskultur"

Foto: Bundesregierung

"Beleidigungskultur" greift um sich

Sorgen bereitet vielen Jugendlichen auch mögliches Mobbing. Zwei Drittel befürchten, im Netz persönlich beleidigt oder beschimpft zu werden. Und 48 Prozent haben Angst, dass peinliche oder intime Posts veröffentlicht werden. Für 38 Prozent der befragten Jugendlichen ist die "Beleidigungskultur" Grund, auf ein eigenes öffentliches Statement im Netz zu verzichten.

Giffey: "Erschreckendes Signal"

Bundesministerin Giffey zeigte sich alarmiert. Sie betonte: "Wenn junge Menschen sich im Internet nicht einmal mehr trauen, ihre Meinung frei zu äußern, dann ist das ein erschreckendes Signal. Dann zeigt das auch, dass sich unsere Gesellschaft verändert." 

Die Ministerin forderte für die Jugendlichen "Unterstützung und Begleitung, damit sie das Netz unbeschwert nutzen können". Vor allem gelte es, die Eltern zu stärken. Und auch die Schulen müssen laut Giffey besser in die Lage versetzt werden, "seelischen und körperlichen Gefahren" für die Jugendlichen zu begegnen.

Giffey kündigte eine Neugestaltung des Jugendmedienschutzes an. Das derzeit geltende Gesetz sei in der Zeit von CD-Rom und Videokassette stehen geblieben.

Das Tortendiagramm zeigt, dass 30 Prozent denken, ihre persönlichen Daten seien sicher, gleichzeitig halten sich 57 Prozent für gut informiert.

Giffey: "Digital Natives" gibt es nicht, Digitial-Kompetenzen sind nicht in die Wiege gelegt.

Foto: Bundesregierung

Wichtiges Thema Datenschutz

Ein Schwerpunkt ist, Jugendliche für einen verantwortungsvollen Umgang im Netz zu sensibilisieren. Viele von ihnen sind laut Studie auch ratlos und überfordert. Nur 57 Prozent fühlen sich über die Möglichkeiten zum Schutz persönlicher Daten im Internet gut informiert. Und an völlige Datensicherheit im Netz glaubt nur noch knapp jeder Dritte.

Die Studie räumt auch mit einem weitverbreiteten Vorurteil auf. Die vielgerühmten "Digital Natives" gibt es laut Ministerin Giffey nicht. Die Digital-Kompetenzen seien nicht in die Wiege gelegt. Umso wichtiger sei es beispielsweise, die Lehrkräfte, aber eben auch die Schülerinnen und Schüler intensiv zu schulen.