Landwirtschaft und Naturschutz Hand in Hand

Projekt F.R.A.N.Z. Landwirtschaft und Naturschutz Hand in Hand

Die Vielfalt der Pflanzen und Tiere zu erhalten und nachhaltig zu nutzen - hier setzt ein Projekt der Umweltstiftung Michael Otto und des Deutschen Bauernverbandes an. Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner und Bundesumweltministerin Schulze haben einen Hof in Brandenburg besucht, der zeigt: Eine moderne, leistungsfähige Landwirtschaft lässt sich mit biologischer Vielfalt vereinbaren.

3 Min. Lesedauer

Bundesumweltministerin Schulze und Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner auf dem Havellandhof Ribbeck.

Bundesumweltministerin Schulze (links) und Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner besuchen den Havellandhof: Bessere Lebensgrundlagen für Insekten und Feldvögel.

Foto: picture alliance/dpa

Landwirte und Forschungseinrichtungen erproben in bundesweit zehn Demonstrationsbetrieben gemeinsam Maßnahmen, um die biologische Vielfalt zu stärken. Sie sollen insbesondere in intensiv bewirtschafteten Agrarräumen und für konventionell arbeitende Betriebe umsetzbar sein. Der Name des Projekts: Für Ressourcen, Agrarwirtschaft und Naturschutz mit Zukunft - F.R.A.N.Z.

Nach mehr als zwei Jahren Laufzeit des Projektes liegen erste Ergebnisse vor. Das Monitoring für die Jahre 2017 und 2018 auf den zehn Demonstrationsbetrieben verdeutlichet: Feldlerchenfenster in großen Wintergetreideflächen und Feldvogelstreifen im Mais führen dazu, dass es wieder mehr Feldvögel gibt. Auch der Anteil der Wildpflanzen ist dort beim extensiven Anbau von Getreide und in Blühstreifen deutlich höher als auf Vergleichsäckern oder im normalen Getreidebestand.

Die Prämisse: Nachhaltig und praktikabel

Der Havellandhof Ribbeck in Brandenburg von Peter Kaim setzt zahlreiche Maßnahmen gemeinsam mit Wissenschaftlern und Betriebsberatern praxistauglich und wirtschaftlich um und fördert damit die Lebensgrundlagen für Insekten und Feldvögel. Der Ackerbaubetrieb ist rund 780 Hektar groß und hat einen hohem Grünlandanteil.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Bundesumweltministerin Svenja Schulze haben sich in dem landwirtschaftlichen Betrieb davon selbst ein Bild gemacht. "Für den Erhalt der Landwirtschaft ist Artenvielfalt entscheidend. Gleichzeitig ist das Vorkommen vieler Arten untrennbar mit dem Ackerbau verbunden", sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner bei der Begehung. Das Projekt zeige, wie wir Zielkonflikte überbrücken und Artenvielfalt durch eine moderne und leistungsfähige Landwirtschaft bewahren und fördern können, so Klöckner weiter.

Bundesumweltministerin Schulze freute sich, "dass es auch in der konventionellen Landwirtschaft Vorreiter mit Weitblick gibt". Eines sei klar: Die Landwirtschaft müsse nachhaltiger werden. Deshalb sei es gut, dass Projekte wie F.R.A.N.Z. modellhafte und praxistaugliche Naturschutzmaßnahmen entwickeln – jetzt auch mit Fokus auf den Insektenschutz.

F.R.A.N.Z. ist ein Verbundprojekt der Umweltstiftung Michael Otto und des Deutschen Bauernverbands e. V. und wird wissenschaftlich durch das Thünen-Institut, die Universität Göttingen und das Michael-Otto-Institut im Naturschutzbund Deutschland (NABU) unterstützt. Es wird unter anderem durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und das Bundesamt für Naturschutz gefördert. Die Bundesministerinnen Klöckner und Schulze übernahmen 2018 die gemeinsame Schirmherrschaft.
Das BMEL investiert jährlich etwa drei Millionen Euro unter anderem in die Förderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt.

Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis

Der kooperative Ansatz von Praxis und Forschung ist dabei ein entscheidender Hebel, um die erfolgreich erprobten Naturschutzmaßnahmen auf andere landwirtschaftliche Betriebe zu übertragen.

Zu den Maßnahmen, die umgesetzt und erforscht werden, gehören unter anderem:

  • die Anlegung mehrjähriger extensiver Rand- und Blühstreifen am Ackerrand, um Lebensräume für Vögel und andere Wildtiere zu schaffen 
  • der Anbau nahrungsreicher Pflanzen für Wildvogelpopulationen am Ackerrand
  • die stärkere Strukturierung der Äcker durch Kombination von Blühstreifen mit einjährigen Brachenstreifen. Dadurch soll die mikrobielle Biomasse im Boden und die Insektenzahl auf dem Acker erhöht werden 
  • blühende Untersaaten im Getreide wie Klee und Leindotter

Das Bundeslandwirtschafts- und das Bundesumweltministerium stehen in einem intensiven Austausch, um F.R.A.N.Z. um drei weitere Jahre zu verlängern.

Landwirtschaft vor großen Herausforderungen

Der seit Jahrzehnten messbare Verlust von Biodiversität auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ist eines der drängendsten Probleme unserer Zeit. Zwar hat der technische Fortschritt zu enormen Ertrags- und Effizienzsteigerungen geführt. Jedoch schwinden durch zunehmende Intensivnutzung von Kulturlandschaften wertvolle Rückzugsflächen für Wildvogel- und andere Tierarten. Auch viele Pflanzenarten, die noch in den 1960er-Jahren als typisch für jeden Feldrain galten, sind heute kaum noch zu finden.

Die Landwirtschaft muss einerseits eine wachsende Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln versorgen, andererseits die knappen natürlichen Ressourcen möglichst schonend einsetzen. Nur eine größere Artenvielfalt und damit intakte Ökosysteme sichern die Lebensgrundlagen und auf Dauer nachhaltige und ausreichend hohe Erträge.