Neustart in Ravensburg

Demografiepolitik Neustart in Ravensburg

Flüchtlinge brauchen Unterstützung, um sich im neuen Umfeld zurechtzufinden. Die Syrerin Ola Bougha hatte Glück: Die Stadt Ravensburg hat ein "Willkommenspaket" entwickelt, um bei den ersten Schritten zu helfen.

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Dr. Matschinski unterhält sich mit Ola Bougha in seiner Arztpraxis mit Hilfe eines Heftchens, das die Stadt Ravensburg für die Kommunikation mit Flüchtlingen entwickelt hat.

Auch für die Syrerin Ola Bougha war das "Zeigebuch" zu Beginn ihrer Zeit in Ravensburg eine echte Hilfe.

Foto: Nicole Maskus-Trippel

Als Ola Bougha Ende November 2015 im oberschwäbischen Ravensburg ankam, war alles fremd und ungewohnt. In Syrien hatte die 27-Jährige die letzten Jahre allein in Homs gewohnt und ihr Studium der Elektrotechnik und Kommunikation erfolgreich abgeschlossen. Nun fand sie sich in einer Turnhalle wieder, allein in einem fremden Land.

Aber sie kam schnell zurecht. "Die Sozialarbeiter vor Ort haben mir viel geholfen und waren sehr nett", berichtet Bougha. Und es gab noch eine weitere große Unterstützung: Die Stadt Ravensburg hat nämlich zusammen mit dem türkischen Akademikerverein Tavir e.V. eine ganz praktische Hilfe entwickelt, die den Flüchtlingen und ihren ehrenamtlichen Helfern die erste Zeit erleichtern soll: ein Willkommenspaket.

Hilfe auch für die Helfer

Blick in ein Zeigebuch, das die Stadt Ravensburg für die Kommunikation mit Flüchtlingen entwickelt hat.

Das "Zeigebuch" ist Teil des Willkommenspakets für Flüchtlinge der Stadt Ravensburg.

Foto: Nicole Maskus-Trippel

Entstanden sind 47 Themenkarten, die zum Gespräch über Dinge des täglichen Lebens anregen oder zentrale Alltagsfragen in Deutschland veranschaulichen sollen. "Gedacht sind die Willkommenskärtchen in erster Linie als Hilfestellung für die vielen Ehrenamtlichen", erklärt Yalcin Bayraktar, Vorsitzender des Vereins "Tavir". So sei es leichter, mit den Flüchtlingen ins Gespräch zu kommen. Für die Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe hat der Verein zudem einen Wegweiser entwickelt, der wichtige Tipps und Informationen zusammenfasst.

Außerdem ist das Zeigebuch "point it for refugees" entstanden, das Kommunikation über Bilder ermöglicht. Der Sprachhelfer basiert auf dem weltweit bewährten Bildwörterbuch "point it - Traveller's language kit". Die Sonderausgabe entstand in Zusammenarbeit mit dem Dieter Graf Verlag. Auf 64 Seiten sind Fotos von Alltagssituationen, Lebensmitteln und wichtigen Gebrauchsgegenständen abgebildet. Ein praktischer Begleiter, wenn einem die Worte noch fehlen. Auch für die junge Syrerin war das Willkommenspaket anfangs eine echte Hilfe. Es biete einen leichten Einstieg in die neue Umgebung, so Bougha.

Fördergeld für ein gutes Miteinander
Die Bundesregierung möchte mit einer Politik für alle Generationen den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. Dabei setzt sie auch auf die Stärkung des ehrenamtlichen Engagements. Das Bundesprogramm "Demokratie leben!" unterstützt zum Beispiel zahlreiche Initiativen, Vereine und engagierte Bürgerinnen und Bürger bei ihrem Einsatz für ein friedliches Miteinander. So auch den Verein Tavir für seine Arbeit am Willkommenspaket.

Erste Schritte ins Berufsleben

Inzwischen braucht Bougha die Kärtchen und das Zeigebuch längst nicht mehr. Sie spricht schon sehr gut Deutsch. Auch beruflich hat die junge Frau die ersten Schritte erfolgreich hinter sich gebracht. Sie macht gerade ein mehrmonatiges Praktikum in der Personalabteilung des Ravensburger Unternehmens Vetter Pharma. Und auch die Turnhalle konnte sie längst verlassen: Seit einigen Monaten wohnt Bougha in ihrer eigenen kleinen Wohnung.

Deutschland verändert sich: Die Lebenserwartung steigt kontinuierlich, aber es gibt immer weniger junge Menschen und der Anteil der Menschen im erwerbstätigen Alter sinkt. Mit ihrer Demografiestrategie gibt die Bundesregierung Antworten auf die Bevölkerungsentwicklung. Sie will Wohlstand und Lebensqualität für alle Generationen sichern und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern.

Es gilt, Kindern und Jugendlichen eine gute Bildung und Ausbildung zu ermöglichen, Familien die Vereinbarung von privaten mit beruflichen Pflichten zu erleichtern, soziale Sicherungssysteme demografiefest zu gestalten, die Lebensqualität in Stadt und Land zu erhalten und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass ältere Menschen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben führen können.