Mückenatlas gibt Auskunft

Insekten auf dem Vormarsch Mückenatlas gibt Auskunft

Forscher warnen: Nach dem feuchtwarmen Wetter ist mit einer Mückenplage zu rechnen. Auch exotische Mücken, die Krankheiten übertragen können, sind auf dem Vormarsch. Wann, wo und welche Mückenarten in Deutschland vorkommen, erfasst der Mückenatlas.

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Der Start in den Sommer mit starken Regenfällen und warmen Temperaturen war für Mücken ideal. Deutschland könnte eine Mückenplage bevorstehen. Das befürchten das Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit bei Greifswald und des Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg.

Forscher erstellen Mückenatlas

Mücken sind nicht nur unangenehm, sie können auch Krankheiten übertragen. Um Gefahren und Infektionsrisiken schneller zu erkennen und vorzubeugen, erstellen Forscher seit 2012 den Mückenatlas. Dieser erfasst, wann, wo, welche Mückenarten in Deutschland vorkommen. Er gibt Auskunft darüber, wie sich heimische Stechmückenarten verbreiten und liefert Informationen über zuwandernde exotische Arten.

Die Forscher setzen dabei auch auf die Hilfe Interessierter: Sie bitten, Tiere zu fangen und an das Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung einzusenden.

Wer sich auf Mückenjagd in der Wohnung, im Garten oder bei einem Spaziergang aufmacht, sollte bedenken, dass die Forscher intakte Mücken benötigen. Platt geschlagene Tiere sind unbrauchbar. Die Mücken sollten mit einem kleinen Gefäß gefangen und anschließend zum Abtöten ins Gefrierfach gelegt werden. Um Borsten und Schuppen zu erhalten, sollte man die Tiere nicht direkt in einen Briefumschlag, sondern in eine kleine Schachtel oder Dose stecken. Der Brief an das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung sollte Fundangaben wie Fundort und -zeit enthalten.

Zunahme exotischer Mückenarten

Die Forscher sorgen sich vor allem um Mückenarten, die in den vergangenen Jahren vermehrt nach Deutschland eingeschleppt wurden. Arten wie die Asiatische Buschmücke und die Asiatische Tigermücke sind bekannt, potenzielle Überträger von Krankheitserregern zu sein.

Besorgt stellten die Wissenschaftler fest, dass in Europa in den letzten Jahren zunehmend Krankheiten wie Dengue-, Westnil- oder Chikungunya-Fieber registriert worden sind. Auch beim Zika-Virus-Ausbruch in Südamerika haben Stechmücken als Krankheitsüberträger fungiert.

Mit Hilfe der Mückenatlas-Einsendungen konnten die Forscher bislang Ansiedlungen der Asiatischen Buschmücke in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Bayern und Thüringen nachweisen.

Die gefährlicher einzuschätzende Asiatische Tigermücke wurde in Baden-Württemberg und Thüringen gefunden. Die Funde deuten auch darauf hin, dass sie in Deutschland überwintert und sich ansiedelt.

Bundesregierung treibt Stechmückenforschung voran

Der Mückenatlas ist Bestandteil zweier Verbundprojekte, die das Bundeslandwirtschaftsministerium zur Überwachung und Erforschung von Stechmücken ins Leben gerufen hat.

Am Bernard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg ist das Stechmücken-Forschungsprojekt CuliFo angesiedelt. CuliFo steht für Culiciden – dem lateinischen Namen für Stechmücken – Forschungsprogramm. Die Forschungen sollen Aufschluss darüber geben, welche Spezies welche Krankheitserreger überträgt beziehungsweise übertragen kann und welche exotischen Krankheiten auch die heimischen Arten verbreiten können. Das Ministerium unterstützt das Projekt, das im Februar startete, mit 2,2 Millionen Euro.

Die neuen Forschungen bauen auf dem Projekt "Stechmücken Monitoring in Deutschland" (CuliMo) auf. Das Monitoring erfasst, wo welche Stechmücken in Deutschland vorkommen. Es wird vom Ministerium seit 2015 ebenfalls mit 2,2 Millionen Euro gefördert. Der Mückenatlas ist ein Teilprojekt.

Experten erarbeiten Handlungsempfehlungen

Im Frühjahr 2016 nahm auch die Expertenkommission "Stechmücken als Überträger von Krankheitserregern" ihre Arbeit auf. Sie behandelt Fragen zur Überwachung und Bekämpfung von Stechmücken und erarbeitet Handlungsempfehlungen. Der Umgang mit der Asiatischen Tigermücke steht an erster Stelle im Programm.

Die Kommission wurde vom Friedrich-Löffler-Institut in Abstimmung mit dem Umweltbundesamt, dem Robert Koch-Institut sowie den zuständigen Bundesministerien berufen.

Weltweit gibt es etwa 3.500 Stechmückenarten. In Deutschland sind bisher 50 Arten nachgewiesen worden. Faktoren wie Globalisierung und die Klimaveränderung begünstigen die Einschleppung und Ansiedlung bisher nicht heimischer Mückenarten.