Mehrwegbecher attraktiver machen

Umweltschutz Mehrwegbecher attraktiver machen

An vielen Straßenecken leuchtet die Reklame "Coffee-to-go". Jährlich werden knapp 2,8 Milliarden Einweg-Becher in Deutschland verbraucht. Umweltministerin Hendricks begrüßt Initiativen, die Produzenten und Verbraucher zu einem umweltbewussten Verhalten motivieren. Der Mehrweg-Becher soll eine zentrale Rolle spielen.

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Einwegbecher in einem übervollen Mülleimer

In Deutschland verbraucht jeder Bürger durchschnittlich 34 Einwegbecher, das sind im Jahr fast 2,8 Milliarden.

Foto: picture alliance/Lajos-Eric Balogh

Die Deutsche Umwelthilfe hat ermittelt, dass der Durchschnittsberliner 49 Plastikbecher pro Jahr verbraucht. Das ergibt allein für die Hauptstadt – ohne Touristen – 170 Millionen Einwegbecher. Bundesweit sind es bei durchschnittlich 34 Becher pro Bürger und pro Jahr fast 2,8 Milliarden.

"Dafür werden 64.000 Tonnen Holz und 11.000 Tonnen Kunststoff verbraucht", sagt Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). 320.000 Mal pro Stunde landet in Deutschland ein Becher im Müll.

Beschluss der Umweltminister

Die Umweltminister der Länder wollen die hohe Zahl der "Coffee-to-go"-Becher verringern. In ihrem Beschluss vom 17. Juni heißt es, dass der Bund die ökologische Bedeutung des zunehmenden Verbrauchs von Einwegbechern untersuchen solle.

Außerdem soll geprüft werden, ob sich durch Verbraucheraufklärung und freiwillige Maßnahmen der Wirtschaft eine Reduzierung erreichen ließe. Für den Fall, dass die Zahl der verwendeten Becher dadurch nicht sinken sollte, bitten die Umweltminister den Bund, "die Möglichkeiten anderweitiger, rechtlicher Maßnahmen zu prüfen".

Für die Produktion der Einweg-Becher ist laut Deutscher Umwelthilfe so viel Strom nötig, dass eine Stadt wie Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern damit ein Jahr lang auskäme. Für die Herstellung der Becher werden jährlich 43.000 Bäume abgeholzt. Das nötige Wasser – rund 1,5 Milliarden Liter – würde ein Jahr lang für eine mittlere Kleinstadt reichen. In diesen Zahlen ist die Herstellung der Kunststoffdeckel und der Rührstäbchen noch nicht enthalten.

Mehrwegbecher nutzen

Nach 15 Minuten landen die Becher fast immer in öffentlichen Mülleimern. Es ist deshalb nahezu unmöglich, die Materialen wiederzuverwerten. "Die meisten Becher werden einfach verbrannt", sagt Felix Poetschke, Sprecher des Umweltbundesamtes.

"Es ist bedauerlich, dass sich eine 'Ex-und-Hopp-Mentalität' breitmacht", sagt Umweltministerin Barbara Hendricks. Sie begrüßt Initiativen, deren Ziel es ist, "Produzenten und Verbraucher zu umweltbewusstem Verhalten zu motivieren und nachhaltigen Konsum zu stärken."

Viele Bäckereien und auch die Branchengrößen Starbucks, Balzac und Tchibo haben nichts dagegen, dass Kunden ihre Mehrwegbecher von zu Hause mitbringen. Bei Starbucks gibt es 30 Prozent Rabatt für Kunden mit Mehrwegbechern, bei Balzac 25 Cent. Tchibo will prüfen, wie ein Pfandsystem für Kaffeebecher aussehen könnte.

Städte und Länder fördern Initiativen

Die Stadt Regensburg geht als ein Beispiel voran. An grünen Aufklebern mit der Aufschrift "Coffee to go again" sollen Kunden in Zukunft auf den ersten Blick erkennen, welche Cafés und Bäckereien statt der Einwegbecher auch mitgebrachte Tassen mit Kaffee füllen.

Den Betreibern der teilnehmenden Cafés überreichten Bürgermeister Jürgen Huber und der Leiter des Umweltamtes, Rudolf Gruber, außerdem je zehn Thermobecher mit dem Logo der Stadt Regensburg. Diese können an Stammkunden weitergegeben werden. Mit der symbolischen Aktion wolle man die Bevölkerung auf die Vorteile von Mehrwegbechern aufmerksam machen, erklärte Huber.

Die Deutsche Umwelthilfe setzt auf Mehrwegbecher: Zusammen mit der Stiftung Naturschutz Berlin betreibt sie seit Sommer 2015 die Kampagne "Sei ein Becherheld". Sie hat drei Zielgruppen: Der Verbraucher soll überzeugt werden, künftig einen eigenen Kaffeebecher mitzunehmen. Der Handel soll animiert werden, mehr Mehrwegbecher anzubieten und die Politik soll überzeugt werden, eine Abgabe auf die Einwegbecher auszuloben.

Doch auch die Hauptstadt Berlin unternimmt etwas. Seit Mitte Juli haben sich die S-Bahn Berlin mit Bio-Company und Marktzeit, einem Betreiber von Ökomärkten in der Hauptstadt, zur Aktion "Mein Becher für Berlin" zusammengeschlossen. Wer im Aktionszeitraum bis Juli 2017 ein Heißgetränk in einer Bio-Company-Filiale kauft, erhält darauf 20 Cent Rabatt. Bei der Marktzeit Berlin werden 10 Cent Nachlass gewährt.

Der Becher kostet neun Euro. "Nur der Einkaufspreis wird einbehalten", sagt Peter Buchner, Vorsitzender der Geschäftsführung der S-Bahn Berlin. Zwei Euro gehen an die Kampagne: "Stadtbäume für Berlin".

Hessen hat dem Handel schon im Frühjahr vorgeschlagen, Kaffeekunden, die ihren eigenen Becher mitbringen, einen Preisnachlass von zehn Cent zu gewähren. In einem Brief hat Umweltministerin Priska Hinz die Handelsketten, Großbäckereien und Verbände zur Teilnahme an der Initiative "Becher-Bonus" aufgerufen.