Journalismus mit Herz ausgezeichnet

Deutscher Sozialpreis Journalismus mit Herz ausgezeichnet

Engagierte Journalisten legen immer wieder den Finger in die Wunde. Sieben von ihnen wurden nun mit dem Deutschen Sozialpreis genau dafür ausgezeichnet. Mit dem Preis würdigt die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Beiträge über soziale Notlagen in Deutschland. Bundeskanzlerin Merkel dankte den Journalisten dafür, dass sie den Blick "nicht abwenden, sondern genau hinsehen".

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Video Kanzlerin Merkel bei Verleihung des Sozialpreises für Journalisten

Der Deutsche Sozialpreis hat Tradition. Seit mittlerweile 49 Jahren wird er an Journalistinnen und Journalisten verliehen, die in ihren Beiträgen Menschen porträtieren, die eher am Rande der Gesellschaft stehen. Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Verleihung in diesem Jahr ohne Publikum statt. 

Bundeskanzlerin Angela Merkel, digital zugeschaltet, würdigte die herausragende journalistische Arbeit der Preisträger: "Immer da, wo Menschen angegriffen, ausgegrenzt, diskriminiert, benachteiligt werden, braucht es andere Menschen, die aufmerksam sind - die den Blick nicht abwenden, sondern genau hinsehen. Diese journalistischen Arbeiten gehen unter die Haut." 

Dank an Wohlfahrtsverbände

Merkel unterstrich, dass die derzeitige Pandemie zwar alle betreffe, jene aber besonders hart, "die ohnehin nicht auf der Sonnenseite des Lebens" stünden. Sie hätten es viel schwerer als sonst, "im Alltag Aufmerksamkeit und Unterstützung" zu bekommen. Die Krise sei insofern auch eine Bewährungsprobe für den Zusammenhalt der Gesellschaft.

Die Bundeskanzlerin würdigte in ihrer Rede ausdrücklich die Arbeit der Wohlfahrtsverbände: "Mir ist es wichtig, deutlich zu machen, dass die Bundesregierung starke Partner braucht, um gesellschaftliche Probleme zu lösen. Das gilt besonders für die Hilfe von Menschen in schwierigen Situationen. Die Wohlfahrtsverbände leisten hierbei nicht nur hervorragende, sondern auch unverzichtbare Arbeit." Ein gut funktionierender Sozialstaat brauche Verbände, die vor Ort aktiv sind und die Menschen erreichen. Und er brauche Verbände "als aufmerksame, kritische Mahner und Ansprechpartner für die Politik", betonte Merkel. 

Den Finger in die Wunde legen

Der Deutsche Sozialpreis wird in den Sparten Print, Hörfunk, Fernsehen und Online vergeben. In diesem Jahr gab es zusätzlich den Sonderpreis "30 Jahre Deutsche Einheit". Insgesamt werden 25.000 Euro vergeben, 5.000 pro Sparte. Die Jury wählte Beiträge aus, die in besonderer Weise menschliche Schicksale in den Mittelpunkt stellen, die man im alltäglichen Leben nicht sieht.

  • Sparte Print: Mareike Nieberding: "Was Frauen krank macht", SZ-Magazin: Der Beitrag beleuchtet die unterschiedlichen Gesundheitsfaktoren bei Männern und Frauen und deren seltene Berücksichtigung in der Medizin. Man erfährt, wie wenig relevant das Geschlecht bisher für medizinische Forschung und Behandlung ist.
  •  Sparte Hörfunk: Joachim Palutzki, "Die Pop-Inklusion", Deutschlandfunk: Reportage über die Band "Station 17", die vor 30 Jahren als Projekt einer Wohngruppe für geistig behinderte Menschen - der Wohngruppe 17 - in Hamburg gegründet wurde und bis heute Musiker mit und ohne Behinderung zusammenbringt.
  • Sparte Fernsehen:  Marie Löwenstein und Julian Amershi, "Urlaub von der Straße - Die Obdachlosenreise", NDR: Urlaub? Für Obdachlose undenkbar. Die Diakonie bietet 20 Obdachlosen eine Ferienreise ins Grüne.
  • Sparte Online: Pia Rauschenberger, "Therapieland", Podcast-Serie, Deutschlandfunk Kultur: Die kleine Serie schaut hinter die Kulissen der Psychotherapie. Die Podcasts sind vielschichtig und beleuchten verschiedene Aspekte des Themas. Erzählt werden die Geschichten, die normalerweise nicht erzählt werden. Weil sie hinter den geschlossenen Türen der Psychotherapie passieren.
  • Sonderpreis 30 Jahre Deutsche Einheit: Jan Niklas Lorenzen und Markus Stein, "Wer beherrscht Deutschland? – Was den Osten anders macht", MDR-Fernsehen: Im Osten sollte es nach der Einheit schnell so werden wie im Westen. Heute wissen wir: Der Osten ist immer noch anders. Doch wer beherrscht Deutschland und was macht den Osten anders? Der Film zeigt unterschiedliche Perspektiven von Menschen und Branchen und auch, was Perspektivlosigkeit mit Menschen macht.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) verleiht seit 1971 jedes Jahr den Deutschen Sozialpreis. In der BAGFW arbeiten die sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege zusammen. Der Deutsche Sozialpreis würdigt journalistische Arbeiten, die sich mit den besonderen Situationen und Problemen notleidender oder sozial benachteiligter Gruppen in Deutschland auseinandersetzen.