"Klima- und Meeresschutz gehören zusammen"

Internationale Meereskonferenz "Klima- und Meeresschutz gehören zusammen"

Wie können wir das Meer besser schützen? 200 internationale Expertinnen und Experten haben diese Frage beim "Marine Regions Forum" in Berlin diskutiert. Den dringenden Handlungsbedarf zeigt der jüngste Sonderbericht des Weltklimarats.

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Die Weltmeere sind ein natürlicher Speicher für CO2 und Wärme. Sie schützen uns damit gegen den Klimawandel. Diese Aufgabe können die Meere aber nur erfüllen, wenn sie gesund sind. Derzeit sind sie stark belastet aufgrund übermäßiger Düngung sowie Verschmutzungen durch intensive Seeschifffahrt und Meeresmüll. Bei der internationalen Meereskonferenz "Marine Regions Forum", die vom 30. September bis zum 2. Oktober stattfand, haben internationale Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik an gemeinsamen Ideen und Lösungen gearbeitet, um weitere Belastungen für die Meeresregionen zu verhindern.

Weltmeere ökologisch nachhaltig nutzen

Gastgeber der Konferenz waren das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt, gemeinsam mit der Europäischen Kommission und dem Institut für Nachhaltigkeitsstudien Potsdam. Bundesumweltministerin Svenja Schulze sagte: "Klima- und Meeresschutz gehören zusammen. Und es gibt keine Zeit zu verlieren. Darum ist es gut, dass beim Marine Regions Forum vielfältige Expertinnen und Experten zusammenkommen, um mögliche Lösungen zu erarbeiten und zu teilen." Schulze plädierte während ihrer Rede  vor den Konferenzteilnehmern dafür, nicht nur im Klimaschutz voranzuschreiten, sondern gleichzeitig die Meeresökosysteme so schnell und so gut wie möglich an Veränderungen anzupassen. "Lassen Sie uns die Widerstandskraft dieser Systeme stärken, Meereslebensräume schützen und erhalten, Weltmeere ökologisch nachhaltig nutzen, geschützte Lebensräume schaffen und verknüpfen."

Die Ergebnisse der Meereskonferenz in Berlin sollen in regionale und globale Entscheidungen zur Meerespolitik einfließen, unter anderem bei der UN-Ozeankonferenz 2020 in Lissabon.

Ozeane und Eisgebiete in Gefahr

Alarmierende Hinweise auf den Zusammenhang zwischen der Erderwärmung und dem Zustand der Ozeane sowie der Eisgebiete gab zuletzt der Sonderbericht des Weltklimarats der Vereinten Nationen (IPCC): Gletscher und Eisschilder schmelzen, Schnee und Meereis gehen zurück, der Meeresspiegel steigt.

Ob diese Veränderungen nach 2050 stark zunehmen oder sich verringern werden, hängt davon ab, wie sehr Treibhausgasemissionen verringert werden können. Unser heutiges Handeln wird also langfristige Folgen haben, auch über das Ende des Jahrhunderts hinaus. Mehr als 100 Forscherinnen und Forscher aus fast 40 Ländern haben für den Sonderbericht "Ozeane und Kryosphäre in einem sich wandelnden Klima" aktuelle Studien gesammelt und analysiert. Jetzt warnen sie vor den dramatischen Folgen des Klimawandels.

Kryosphäre ist der wissenschaftliche Begriff für die gefrorenen Komponenten des Klimasystems der Erde. Der Begriff umfasst Meereis, Landeis und Schelfeis, Gletscher, Schnee sowie Permafrost und Eisdecken auf Binnengewässern.

Folgen sind bereits heute spürbar

Bundesumweltministerin Svenja Schulze , die den Bericht in Berlin gemeinsam mit Bundesforschungsministerin Anja Karliczek vorstellte, erklärte dazu: "Der Weltklimarat belegt, dass die Folgen des Klimawandels bereits heute für Mensch und Natur nachweisbar und spürbar sind: Hochwasser und Sturmfluten nehmen zu, tropische Stürme werden zerstörerischer. Der neue IPCC-Bericht zeigt ebenso eindringlich, was passieren würde, wenn die Staatengemeinschaft das Pariser Klimaschutzabkommen nicht umsetzt. Es wäre eine Welt, die wir nicht mehr wiedererkennen würden."

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek betonte : "Der neue Sonderbericht des IPCC führt uns deutlich vor Augen, wie sehr unsere Meere und Eisgebiete durch den Klimawandel unter Druck geraten. Klar ist, dass wir nur mit technologischen und sozialen Innovationen unsere ambitionierten Klimaziele erreichen werden. Je stärker wir hier auf Erkenntnisse aus der Forschung setzen können, desto mehr bleiben unserer Gesellschaft und auch der Wirtschaft Handlungsspielräume erhalten."

Golfstrom schwächt sich ab

Der Ozean hat sich seit 1970 ungemindert erwärmt und einen Großteil der zusätzlichen Wärme im Klimasystem aufgenommen. Durch die Aufnahme von CO2 versauert der Ozean zunehmend. Der Golfstrom, der hierzulande für relativ mildes Klima sorgt, schwächt sich ab. Auch hier gilt: Ob diese Veränderungen stark zunehmen oder abgeschwächt werden können, hängt davon ab, wie sehr Treibhausgasemissionen verringert werden können.

Meeresspiegel steigt an

Auch der Meeresspiegelanstieg steht im Zentrum des Berichts - er ist eine der zentralen Folgen des Klimawandels. Für Küstenländer, also auch Deutschland, bedeutet das: Anpassungen im Küstenschutz sind dringend notwendig. "Alle Optionen zur Sicherung von Küstenräumen" müssten geprüft werden, so Maria Krautzberger , Präsidentin des Umweltbundesamtes. 

So wie der globale Temperaturanstieg, ist auch der Meeresspiegelanstieg weltweit nicht gleichmäßig. Im Vergleich zum Jahr 2000 wird der mittlere globale Meeresspiegel bis 2100 wahrscheinlich um 61 bis 110 Zentimeter ansteigen. Auch über 2100 hinaus wird er für Jahrhunderte weiter ansteigen und könnte für tausende von Jahren erhöht bleiben.

Maßnahmen zum Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel

Der Klimawandel ist eine große globale Herausforderung. Deutschland trägt als eine führende Industrienation eine besondere Verantwortung. Dabei geht es um die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen, um unsere gemeinsame Zukunft und die unserer Kinder.

Die Bundesregierung bekennt sich zu den Vereinbarungen des Pariser Klimaschutzabkommens und trägt dazu bei, die Erderwärmung und ihre Folgen zu begrenzen. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, gibt es das Klimaschutzprogramm 2030. Dennoch, so der IPCC-Bericht, besteht die Notwendigkeit, sich an unvermeidbare Klimaveränderungen und an die Folgen des Klimawandels anzupassen.

Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) - auch Weltklimarat - ist eine Institution der Vereinten Nationen und bietet Grundlagen für wissenschaftsbasierte Entscheidungen der Politik. In seinem Auftrag tragen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit den aktuellen Stand der Klimaforschung zusammen und bewerten ihn. Gegründet wurde der IPCC 1988. Er und seine Vorstände werden durch ein Sekretariat in Genf und die nationalen Kontaktstellen unterstützt, in Deutschland durch das Bundesumweltministerium.