Grundschulkinder sollen besser lesen lernen

IGLU-Studie Viertklässler Grundschulkinder sollen besser lesen lernen

Die Leseleistungen der Viertklässler in Deutschland liegen seit 2001 unverändert über dem internationalen Mittelwert. Deutlich mehr Schülerinnen und Schüler können sehr gut lesen. Aber ebenfalls mehr können es nicht ausreichend. Der Bund tut viel, um Kinder schon ab der Kita beim Lesen zu fördern.

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Die Leseleistungen der Grundschulkinder in der vierten Klassen liegen wie im Jahr 2001 über dem internationalen Mittelwert. Allerdings erzielten die Schülerinnen und Schüler in 20 Staaten deutlich bessere Ergebnisse als die Kinder in Deutschland, so Wilfried Bos. Der Leiter des Instituts für Schulentwicklungsforschung (IFS) der TU Dortmund stellte in Berlin die Ergebnisse der IGLU-Lesestudie 2016 vor.

"Viele andere Staaten sind an uns vorbeigezogen", sagte Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im Bundesbildungsministerium. Das sei nicht überraschend, aber es müsse aufrütteln. Deutschland müsse sich mehr anstrengen und seine Lehrer besser qualifizieren.

Deutsche Grundschüler im Mittelfeld

Die Leseleistungen der deutschen Grundschulkinder haben sich gegenüber der ersten IGLU-Untersuchung im Jahr 2001 nicht wesentlich verändert. Allerdings waren die Ergebnisse damals nur in vier Staaten besser. 2016 erzielten die Schüler in 20 Ländern bessere Lesekompetenzen.

Am besten schneiden die Russische Föderation, Singapur, Hongkong und Irland ab. EU-weit scheiden über die Hälfte der Teilnehmer besser ab. Vor Deutschland liegen Länder wie Irland, Ungarn, Bulgarien, Macau und Slowenien.

IGLU – heißt Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung. In Deutschland nahmen daran mehr als 4.000 Viertklässler an 200 deutschen Grund- und Förderschulen teil. Weltweit waren es 47 Staaten und Regionen sowie mehr als 312.500 Schülerinnen und Schülern der 4. Jahrgangsstufe. Getestet wurde, wie sie literarische und informative Texte - wie Kurzgeschichten, Lexikonartikel oder Faltblätter - lesen und verstehen. Gefragt wurde auch, ob sie gerne und wie oft sie lesen. IGLU wird seit 2001 alle fünf Jahre erstellt. Deutschland ist seit Anfang an dabei.

Abstand zwischen starken und schwachen Lesern größer

11,1 Prozent der deutschen Viertklässler zählen zu den leistungsstarken Lesern – ihr Anteil ist um 2,5 Prozent gegenüber 2001 gewachsen. Um zwei Prozent gestiegen ist aber auch der Anteil der leseschwachen Schüler. Er liegt jetzt bei 18,9 Prozent. Der Leseerfolg hängt sehr vom Elternhaus ab, ergibt die IGLU-Studie. Die Leistungsunterschiede zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund haben sich seit 2001 kaum verändert.

Lehrerinnen und Lehrer besser qualifizieren

Lehrerinnen und Lehrer unterrichten heute mehr Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf und mehr Kinder mit Migrationshintergrund. Sie müssten mehr individuell leisten, würden aber weniger Wertschätzung erfahren als früher. Das erklärte Susanne Eisenmann, Präsidentin der Kultusministerkonferenz der Länder.

Die Lehrerinnen und Lehrer müssten besser aus- und weitergebildet werden. Der Bund unterstütze die Lehrerqualifizierung mit einer halben Milliarde Euro, so Staatssekretärin Quennet-Thielen. Wichtig sei zudem, dass die Kinder bereits in den Kindertagesstätten Sprachförderung erhielten.

Bund fördert Sprachbildung

Bis 2019 finanziert der Bund deshalb 4.000 zusätzliche halbe Stellen für Sprachexperten in Sprach-Kitas. Der Bund kann dort unterstützen, wo er zuständig ist. Zum Beispiel, so Quennett-Thielen weiter, habe das Bundesbildungsministerium 2011 das Programm "Lese-Start" initiiert.

Alle Erstklässler erhalten heute Lesestart-Sets. Mit dem Material können die Eltern mit ihren Kindern zu Hause Lesen üben. Sie gelte es konsequent einzubeziehen. Für Flüchtlingsfamilien gibt es bereits in den Erstaufnahmeeinrichtungen speziell konzipierte Lesestart-Sets. Im Rahmen des Programms "Kultur macht stark" wiederum erhalten rund 360.000 Kinder und Jugendliche zusätzliche Bildungsangebote außerhalb der Schule.

Elternhaus entscheidend für Bildungserfolg

Fast jedes fünfte Kind, das die Grundschule verlässt, könne nicht richtig lesen, so Quennet-Thielen. Auch sei der Anteil der Kinder gestiegen, die nicht gerne lesen.

Daher müssten die Eltern konsequent in die Förderung ihrer Kinder einbezogen werden. Kinder aus Familien, in denen viel gelesen wird, erzielten deutlich bessere Leistungen, bestätigte IGLU-Leiter Bos.