Gesundheitsrisiken wirksam begegnen

Monitoring-Bericht zum Klimawandel Gesundheitsrisiken wirksam begegnen

Deutschland muss sich den Folgen des Klimawandels anpassen. Wie genau das geschehen kann, zeigt der bislang umfassendste Bericht der Bundesregierung zum Klimawandel auf. Ein Problem seien die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit, heißt es im Monitoringbericht 2015.

3 Min. Lesedauer

Ein Straßenbauarbeiter trinkt in der Hitze aus einer Wasserflasche.

Gerade bei großer Hitze ist die Flüssigkeitsaufnahme - nicht nur für Straßenbauarbeiter - besonders wichtig.

Foto: picture-alliance/dpa/Armin Weigel

Die südeuropäischen Haupturlaubsländer der Deutschen garantieren sonnige Ferien. In Italien herrschen 36 Grad, in Spanien 34 bis 40, in Griechenland 47 Grad. "Bei 40 Grad in Kroatien ist Urlaub schon anstrengend“, meint der eine, "45 Grad an der türkischen Küste sind auch nicht ohne", die andere. Seit gut sechs Wochen erlebt auch Deutschland eine Hitzeperiode.

Der Klimawandel geht alle an

Laut Monitoringbericht 2015 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel sind die Folgen des Klimawandels vielfältig. "Der Bericht spricht eine eindeutige Sprache: Klimawandel findet auch in Deutschland statt und er wirkt in viele Bereiche des täglichen Lebens hinein", sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. "Die Anpassung an den Klimawandel geht uns daher alle an."

Den Hitzewellen der vergangenen Jahre sind besonders viele ältere Menschen zum Opfer gefallen. In Hitzeperioden heizen sich die Innenstädte auf: Als Folge des heißen Sommers 2003 zählten Statistiker in Deutschland über 7.000 Todesfälle mehr als in üblichen Sommern.

Mehr und längere Hitzewellen

Hohe Temperaturen und starke, kurzfristige Temperaturschwankungen gefährden zunehmend die Gesundheit. In den Jahren 2000 bis 2010 war die Sterblichkeit aufgrund koronarer Herzkrankheiten während der Hitzewellen  im Mittel um zehn bis fünfzehn Prozent erhöht. Dies ergab eine Studie des Deutschen Wetterdienstes (DWD) für das Umweltbundesamt (UBA).

"In Zukunft erwarten wir noch mehr und intensivere Hitzewellen in Deutschland. Falls es uns nicht gelingt, uns anzupassen, könnte dies bis zum Ende des Jahrhunderts zu einer Vervielfachung der hitzebedingten Sterblichkeit aufgrund von Herzkrankheiten führen", sagte der Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes, Paul Becker.

Im Zuge der globalen Erwärmung fallen Temperaturschwankungen immer extremer aus. Besonders gefährlich sind laut UBA-Präsidentin Maria Krautzberger "Tage mit raschen Temperaturänderungen gegenüber dem Vortag oder starken Temperaturänderungen am gleichen Tag".

Die Studie des DWD ("Einfluss des Klimawandels auf die Biotropie des Wetters und die Gesundheit beziehungsweise die Leistungsfähigkeit der Bevölkerung in Deutschland") ist Teil einer umfangreichen Analyse zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch und Umwelt, die die Bundesregierung im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie (DAS) an die Folgen des Klimawandels und des dazugehörigen Aktionsplans auf den Weg gebracht hat.

Hitzewarnungen nehmen zu

Seit den 1970er Jahren zeichnet sich eine Zunahme heißer Tage ab, an denen der Tageshöchstwert 30 Grad und mehr beträgt. In Tropennächten sinken die Temperaturen nicht mehr unter 20 Grad, nächtliche Erholung ist deshalb eingeschränkt.

Rechtzeitige Hitzewarnungen sind Voraussetzung für gute Prävention. Deshalb spricht der DWD seit 2005 Hitzewarnungen aus, wenn an zwei aufeinander folgenden Tagen eine Wärmebelastung von 32 bis 38 Grad gefühlter Temperatur vorhergesagt wird.

Gesundheit schützen

Mit steigender Hitze erhöht sich die Ozon-Belastung. Die gefährliche Sauerstoffverbindung entsteht, wenn über längere Zeit die Sonne scheint und es sehr warm ist, so wie derzeit in Deutschland. In vielen Regionen wurde die Alarmschwelle von 240 Mikrogramm je Kubikmeter erreicht. Atemwegsreizungen können die Folge sein. Sport sollte in die  frühen Morgenstunden verlegt, anstrengende Tätigkeiten im Freien möglichst vermieden werden.

Mit den Niederschlägen steigt die Anzahl der Asthmakranken. Für diese Menschen entwickeln Forscher des KlimZug-Projektes "Inka BB" - ein Hitzewarnsystem, für Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen oder Lungenfunktionsstörungen ein telemedizinisches Informationssystem.

Mit der Anzahl der Hochwasser nehmen zudem die Infektionserkrankungen zu. In warmen Wintern steigt auch die Anzahl der Zecken. Mit zunehmenden Temperaturen gelangen außerdem besondere Mücken nach Deutschland, die gefährliche Krankheiten wie Malaria übertragen. Deshalb befasst sich KlimZug-Nordhessen mit der Prävention gegen Borreliose und Hirnhautentzündung.

Großstädte im Hitzestress

Großstädte sind Wärmeinseln. Das führt zu gesundheitlichen Belastungen bei der Bevölkerung. Gebäude mit Wärmedämmung, außen liegende Verschattungselemente, Sonnenschutzgläser und die Begrünung von Gebäudefassaden und -dächern sorgen für Abhilfe. Grün- und Gewässerflächen schaffen kühlende Oasen. Sträucher und schattenspendende, hohe Bäume senken die Temperaturen.

In Dresden erforschen Stadtplaner, welche Stadtteile besonders von extremer Hitze betroffen sind. Im Rahmen des "Regionalen Klimaanpassungsprogramms für die Modellregion Dresden" (REGKLAM) untersuchen sie, welche Maßnahmen geeignet sind, eine optimale Mischung aus bebauten und begrünten Flächen zu erhalten.

Begrünte Dächer, vernetzte Grünzüge, Verbindungen von Durchlüftungszügen und die Herstellung von Verschattungsräumen gehören jedenfalls dazu. "Als Bund können wir den Risiken des Klimawandels besser begegnen und gezielt dort aktiv werden, wo sich die Folgen des Klimawandels besonders bemerkbar machen, zum Beispiel in Städten", erklärt Hendricks.