Eine spannungsvolle Beziehung neu denken

Themenjahr „Neue Natur“ in Weimar Eine spannungsvolle Beziehung neu denken

Das Verhältnis von Mensch und Natur steht im Fokus eines Themenjahrs, das die Klassik Stiftung Weimar in diesem Jahr veranstaltet. Zu den Höhepunkten des Programms gehört das Ideenlabor Weimar, das am 9. Mai mit einer Online-Konferenz gestartet ist.

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Natur erobert sich Bibliothek zurück

Das Werk „Library“ der amerikanischen Künstlerin Lori Nix, zu sehen in der Ausstellung „Ich hasse die Natur!“ im Schiller-Museum Weimar

Foto: Lori Nix/Kathleen Gerber

Wie kann der ökologische Gesellschaftswandel gelingen? Und welche Rolle kann Kultur dabei spielen? Diesen Fragen geht eine Digitalkonferenz nach, die am Wochenende in Weimar begonnen hat. Mit dem Ideenlabor Weimar greift die Klassik Stiftung Weimar einen Impuls der EU auf, die mit ihrer Initiative „New European Bauhaus“ eine ökologische Bewegung in ganz Europa anstoßen möchte. Das Ideenlabor Weimar soll dazu einen Beitrag leisten.

Schon einmal war Weimar Ausgangspunkt für einen gesellschaftlichen Aufbruch, als dort vor rund 100 Jahren das legendäre Bauhaus gegründet wurde. Daran knüpft auch die EU-Initiative an. Beim Ideenlabor Weimar kommen nun Initiativen der Zivilgesellschaft mit Expertinnen und Experten aus Natur- und Geisteswissenschaften, Kunst und Kultur zu einem virtuellen Dialog zusammen. Die Veranstaltung richtet sich gezielt an ein breitgefächertes Publikum. Alle Interessierten sind eingeladen, ihre Ideen einzubringen. 

Weimar als Labor für Ideen und Experimente

Kulturstaatsministerin Monika Grütters betonte in ihrem Grußwort bei der Auftaktveranstaltung die Bedeutung der Kultur- und Kreativbranche für den Umwelt- und Klimaschutz. Indem Künstlerinnen und Künstler für Missstände sensibilisierten und den Blick über das Wirkliche auf das Mögliche lenkten, käme ihnen eine wichtige Rolle beim notwendigen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel zu, so Grütters. 

Neben der Kulturstaatsministerin wirkten unter anderem der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber und der Soziologe Armin Nassehi an der Veranstaltung mit. Eröffnet wurde sie von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Am 13. und 14. Mai folgen vertiefende virtuelle Workshops, für die sich Interessierte vorab anmelden können. 

Das Ideenlabor Weimar wird aus dem Haushalt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.

Themenjahr „Neue Natur“

Auch über das Ideenlabor Weimar hinaus bietet die Klassik Stiftung Weimar 2021 mit dem Themenjahr „Neue Natur“ vielfältige Möglichkeiten, sich mit unserer Beziehung zur Natur auseinanderzusetzen. 

Herzstück des Programms ist das Grüne Labor im Park an der Ilm, ein temporärer Pavillon, der eigens für das Themenjahr aus Upcycling-Materialien errichtet wurde. Er bietet Raum zum Austausch und Verweilen, ist gleichermaßen Informationszentrum, Aktionsraum wie Versuchslabor. Zudem ist er Ausgangspunkt für Spaziergänge, auf denen die Besucherinnen und Besucher mehr über die Geschichte des Parks, seine Pflege und den Baumbestand erfahren können – mitunter sogar mit musikalischer Begleitung.

Freitags und samstags macht sich das Team des Grünen Labors darüber hinaus auf Lastenfahrrädern in die verschiedenen Stadtteile Weimars auf und lädt Passantinnen und Passanten zu Workshops rund um das Thema Natur ein. 

Porträt einer spannungsvollen Beziehung

Wie ein Gegenpol zur Idylle der Parkanlage wirkt das Bild, das die Ausstellung „Ich hasse die Natur!“ im Schiller-Museum zeichnet. Die Natur ist hier eine überwältigende Macht, der sich der Mensch anpassen muss, die ihn zerstört und die er gleichzeitig zugrunde richtet. Anhand zeitgenössischer Kunstwerke, historischer Sammlungsobjekte und literarischer Installationen reflektiert die Ausstellung dieses spannungsvolle Verhältnis und entwirft mögliche Zukunftsszenarien.

Pandemiebedingt ist die Ausstellung derzeit geschlossen, ein virtueller Besuch ist jedoch unter klassik-stiftung.de möglich. 

Weimarer Kontroversen – Raum für kritische Debatten

Raum zum kritischen Nachdenken eröffnet auch das Veranstaltungsformat „Weimarer Kontroversen“. Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Politik treffen dabei aufeinander und diskutieren miteinander über unsere Beziehung zur Natur. Mit dabei sind unter anderem die Philosophin Susan Neiman, der Soziologe Hartmut Rosa und die Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Alle Veranstaltungen können virtuell live mitverfolgt werden.

Die Klassik Stiftung Weimar zählt mit ihren mehr als 20 Museen, Schlössern, historischen Häusern und Parks sowie den Sammlungen der Literatur und Kunst zu den größten und bedeutendsten Kultureinrichtungen Deutschlands. Sie wird 2021 mit über 16 Millionen Euro aus dem Etat der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.