Die Kosten für den sowjetischen Truppenabzug

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10. September 1990 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Die Kosten für den sowjetischen Truppenabzug

10. September 1990: In einem Telefongespräch klären Bundeskanzler Helmut Kohl und der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow eine der heikelsten Fragen des Wiedervereinigungsprozesses: den Abzug der sowjetischen Streitkräfte und Deutschlands finanziellen Beitrag dazu.

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Marschierende Soldaten auf einem Truppenübungsplatz der Westgruppe der GUS-Streitkräfte.

Kosten für den sowjetischen Truppenabzug

Foto: Bundesregierung/Kühler

Verhandlungen sind festgefahren

Nachdem klar ist, dass das wiedervereinigte Deutschland Mitglied der Nato bleiben wird, erklärt sich Moskau dazu bereit, seine Streitkräfte abzuziehen. Es geht um fast 550.000 Soldaten. Die Sowjetunion muss Wohnungen für sie bauen, sie wieder in den Alltag integrieren. Dafür will sie Geld aus Bonn.

Die Verhandlungen hierüber sind festgefahren, und auch ein Telefonat zwischen Kohl und Gorbatschow am 7. September 1990 ist ergebnislos verlaufen. Nun unternehmen die beiden einen neuen Anlauf. Gorbatschow droht ziemlich unverblümt damit, die bevorstehende Unterzeichnung des 2+4-Vertrags zu kippen, wenn Kohl ihm nicht entgegenkommt.

Kohl und Gorbatschow einigen sich

Die Bundesrepublik hat de Sowjetunion elf bis zwölf Milliarden D-Mark angeboten, Gorbatschow will mehr: 15 bis 16 Milliarden. Der Betrag sei "das Ergebnis seines langen Ringens in der Regierung, mit Militärs und Finanzexperten", so der sowjetische Präsident. Lasse sich diese Summe nicht erreichen, müsse man "alle Themen praktisch komplett von Anfang an neu erörtern".

Am Ende bleibt es zwar bei zwölf Milliarden, aber Kohl legt noch einen zinslosen Kredit von drei Milliarden drauf. Gorbatschow stimmt zu. So könne man das Problem lösen, sagt er.

Drei Tage später, am 13. September 1990, teilt Bundesfinanzminister Theo Waigel bei einer Pressekonferenz in Bonn die Details mit: Von den zwölf Milliarden D-Mark sind 7,8 Milliarden für den Bau von Wohnraum für Soldaten vorgesehen, drei Milliarden für den Unterhalt der sowjetischen Truppen von 1991 bis zum Abzug Ende 1994, ein Milliarde für die Transportkosten. Der zusätzliche Kredit von drei Milliarden habe eine Laufzeit von fünf Jahren.

Die größte Truppenbewegung in Friedenszeiten

Mit ihrem Telefongespräch haben Kohl und Gorbatschow die Voraussetzungen für die größte Truppenbewegung geschaffen, die es je in Friedenszeiten gab. Die "Westgruppe der Truppen", wie die "Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland" seit 1988 offiziell heißt, ist auf eine Fläche von der Größe des Saarlandes verteilt. Das Bundesvermögensamt zählt später 1.026 verschiedene Liegenschaften, darunter riesige Truppenübungsplätze.

Am 31. August 1994 ist der Abzug vertragsgemäß abgeschlossen. Als die deutschen Behörden die geräumten Kasernen, Flugplätze und Übungsgelände in Augenschein nehmen, bietet sich ihnen ein Bild des Grauens: Nahezu überall sind die Böden verseucht, vielerorts haben die Soldaten Munition zurückgelassen, sogar tonnenweise in einem Waldgebiet "entsorgt". Die Beseitigung der Hinterlassenschaften und Umweltschäden kostet den Bund weit über 200 Millionen Euro.