Deutscher Engagementpreis
Hilfsbereitschaft und Engagement sind für eine Gesellschaft unverzichtbar. Der Deutsche Engagementpreis will dieses Engagement ins Licht der Öffentlichkeit rücken. Familienministerin Lambrecht würdigte die Preisträger stellvertretend für all jene, die sich tagtäglich für ihre Mitmenschen stark machen.
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Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht äußerte sich zur Verleihung des Deutschen Engagementpreises: Die Preisträger „stehen für das herausragende freiwillige Engagement, das für unsere Demokratie und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft unschätzbar wichtig ist. Die heute ausgezeichneten Initiativen sind Beispiele für all das, was fast 30 Millionen Ehrenamtliche in Deutschland leisten.“
Der Deutsche Engagementpreis wurde 2009 vom Bündnis für Gemeinnützigkeit ins Leben gerufen. Er wird um den 5. Dezember herum , verliehen, den Internationalen Tag des Ehrenamtes. Förderer sind das Bundesfamilienministerium, die Deutsche Fernsehlotterie und die Deutsche Bahn Stiftung. Ziel ist es, das Engagement der Freiwilligen anzuerkennen und mehr Menschen für freiwilliges Engagement zu begeistern.
Preise in sieben Kategorien
Für den Deutschen Engagementpreis konnten ausschließlich die Preisträgerinnen und Preisträger anderer Engagementpreise nominiert werden. In diesem Jahr waren 403 Projekte in sieben Kategorien nominiert. Insgesamt gab es Preisgelder in Höhe von 40.000 Euro zu gewinnen. Neben den Preisen in fünf Kategorien und dem Publikumspreis hat sich die Jury in diesem Jahr entschieden, zusätzlich einen Sonderpreis für besonderen Zusammenhalt in der Coronapandemie zu vergeben.
Die Preisträger 2021
So unterschiedlich und vielfältig wie das Engagement der Menschen im Land, sind auch die Gewinnerprojekte. Allen ist gemein, dass sie sich mit Herzblut für andere einsetzen.
Der Verein „Zivilcourage für ALLE“ setzt sich mit zielgruppenspezifischen Trainings aktiv für Zivilcourage ein. In den Trainings können Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen, wie sie in Notsituationen kompetent handeln können, ohne sich selbst zu gefährden. Gründungsimpuls war der gewaltsame Tod von Dominik Brunner, der an einem Bahnhof in München-Solln in eine gewalttätige Auseinandersetzung eingegriffen hatte, um zu helfen.
Psychische Erkrankungen sind eine Belastung für Kinder, nicht selten erkranken Kinder selbst: AMSOC e. V. aus Berlin hat seit 2005 ein beispielloses Konzept entwickelt, das den betroffenen Kindern – immerhin 3,8 Millionen in Deutschland – verlässliche, langfristige ehrenamtliche Patinnen und Paten zur Seite stellt. Der Verein findet, qualifiziert und begleitet die Patinnen und Paten. So wird eine gesunde Entwicklung von Kindern unterstützt, Familien bleiben erhalten und psychische Erkrankungen werden enttabuisiert. Das bewährte, innovative Modell dient inzwischen als Vorbild und Orientierung für ähnliche Projekte deutschlandweit.
Ein Hip-Hop-Projekt setzt Zeichen gegen Sexismus, Rassismus und Gewalt und für Weltoffenheit in Halle. Seit 2010 lockt das Team um Max Rademacher erfolgreiche internationale Künstler und Musiker zum Festival „Breathe in Break out“ nach Halle und aktiviert damit Jugendliche aus sozial benachteiligten Vierteln: Bei Tanz, Musik und Street Art entsteht ein besonderer, kreativer Raum für freie Ausdrucksformen und ohne Ausgrenzung.
Rehasport im Bad für Ältere, Schwimmkurse für alle Kinder? Aber nicht ohne Freibad! Und deshalb bewahrt und pflegt der Förderverein Romanusbad Siebenlehn e.V. seit mehr als 20 Jahren das historische lokale Freibad, sorgt für Angebote und Sicherheit. Abwanderung aus der Region und klamme kommunale Kassen haben dieses Engagement hervorgerufen. Seitdem wird es komplett ehrenamtlich vom Förderverein betrieben.
Schwarze Vorbilder? Vielen schwarzen Jugendlichen fehlt es daran. Das Projekt „Vorbilder“ richtet sich seit 2016 an junge People of Color in Hamburg. Mentorinnen und Mentoren – selbst mit dunkler Hautfarbe, die berufstätig sind, eine Ausbildung machen oder studieren – ermutigen und fördern schwarze Kinder und Jugendliche, ihre Möglichkeiten zu erkennen und zu entfalten. Angeboten werden beispielsweise persönliche Gespräche, Workshops oder auch gemeinsame Ausflüge. So entstanden bereits mehr als 100 einzigartige Patenschaften. Das Programm soll auf weitere Städte ausgedehnt werden.
Bei der Abstimmung über den Publikumspreis des Deutschen Engagementpreises haben über 114.000 Menschen teilgenommen und für ihr Lieblingsprojekt abgestimmt. Die Abstimmung gewann mit 12.136 Stimmen die Expedition Grundeinkommen. Das Projekt plant Modellversuche zum Grundeinkommen, an denen sich deutschlandweit Städte und Gemeinden beteiligen können. Die Idee: Mindestens 10.000 Menschen erhalten drei Jahre lang ein bedingungsloses Grundeinkommen. Eine wissenschaftliche Begleitstudie berichtet über die Wirkungen und liefert so neue Erkenntnisse zu dieser Zukunftsidee. Getragen wird die Bewegung von einem Kampagnenbüro, das tausende Engagierte mobilisiert, die überregional argumentieren und Unterschriften sammeln, damit die Modellregionen entstehen – eine engagierte Gesellschaft.
Pandemiebedingte Schulschließungen und Distanzunterricht überfordern viele Eltern und Kinder. In der Coronapandemie entwickeln sich Kenntnisstand und Bildungschancen höchst unterschiedlich, denn nicht alle Familien können sich Nachhilfe und Laptops leisten. Daher hat der Verein Corona School e.V. seit 2020 digitale, kostenfreie Bildungs- und Förderangebote für Schülerinnen und Schüler entwickelt: mit einer interaktiven Lernplattform, 1:1Lernunterstützung und Gruppenkursen. Etwa 15.000 Studierende und 60 Koordinatorinnen und Koordinatoren engagieren sich für dieses Angebot und haben erfolgreich 14.000 Lerntandems initiiert. Hier lesen Sie ein Interview mit dem Gründer des Vereins.
Förderung des Engagements
Die Bundesregierung fördert ehrenamtliches Engagement mit verschiedenen Programmen, dazu zählen auch verschiedene Freiwilligendienste. Das Bundesinnenministerium macht zudem gerade mit einer ganzen Video-Reihe auf unterschiedliche Formen des Ehrenamts aufmerksam, getreu dem Motto „Ehrenamt – Du machst den Unterschied“.