Der Geschmack verändert sich

Hightech-Strategie Der Geschmack verändert sich

Ernährung ist ein wichtiger Teil des persönlichen Lebensstils und maßgeblich für unsere Gesundheit. Wie entsteht und verändert sich unser Geschmack? Derartigen Fragen gehen Soziologinnen und Soziologen nach - in Projekten der Hightech-Strategie der Bundesregierung und dort Teil der Zukunftsaufgabe "Gesundes Leben".

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Familie in Berlin, November 2103.Modelreleases vorhanden.

Familien entwickeln gemeinsam ihre Ernährungsgewohnheiten

Foto: Judith Affolter

"Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt!" Der Satz ist heute vielleicht nicht mehr in jeder Familie selbstverständlich. Trotzdem ist wohl jedem klar, dass Eltern Ernährungsverhalten ihrer Kinder prägen. Dennoch hat jeder seine eigenen geschmacklichen Vorlieben. Wie sich diese entwickeln und verändern, ist nicht ganz unwichtig, wenn es um die Gesundheit geht. So fällt es nicht leicht, auf ein Lieblingsessen zu verzichten, selbst wenn es der Arzt verordnet hat.

Veränderte Ernährung in bestimmten Lebensphasen

Gestaltet sich der Alltag neu, kann dies auch zu einer Veränderung im gewohnten Ernährungsverhalten führen. Findet man beispielsweise eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner und beschließt, künftig zusammenzuleben, so bedeutet dies auch, dass vielleicht recht unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten aufeinandertreffen. Was geschieht jetzt? Immer wieder kommt es zu langwierigen Diskussionen und zu Kompromissen. Sind dann Kinder da, muss wieder ausgehandelt werden. Vermutlich entsteht ein neues, gemeinsames Ernährungsmuster. Dies wiederum kann prägend für die nächste Generation sein.

Eine gesunde Ernährung sollte ausgewogen und abwechslungsreich sein

Eine gesunde Ernährung sollte ausgewogen und abwechslungsreich sein

Foto: DIfE

Im Rahmen eines Teilprojekts befragen Forscherinnen und Forscher der Berliner Charité etwa 15 Paare. Rückblickend schildern diese ihre Alltagserfahrungen im gemeinsamen Leben. Dabei geht es unter anderem um die Ernährung. Die Studie ist eine von fünf Teilprojekten des vom Bundesforschungsministerium geförderten Kompetenzclusters NutriAct Berlin-Potsdam.

Übergang in den Ruhestand

Eine weitere einschneidende Lebensphase ist der Übergang von der Erwerbstätigkeit in den Ruhestand. Bisherige Alltagsstrukturen fallen weg und neue entstehen. Dieser Umbruch bietet die Gelegenheit,  den eigenen Lebensstil zu überdenken und vielleicht über gesündere Ernährung nachzudenken. Viele Jahre lang ging es nur darum, das kleinste Übel aus dem Kantinenangebot herauszusuchen. Jetzt ist jeder Tag Sonntag und es damit notwendig, einzukaufen und zu kochen. Die frei werdende Zeit bedeutet Raum für veränderte Ernährungsgewohnheiten.

Senioren beim Einkauf auf dem Wochenmarkt in Bremerhaven-Geestemünde

Zeit zum gesunden Einkauf

Foto: Burkhard Peter

Im Projekt werden etwa 30 Personen kurz vor oder kurz nach ihrem Eintritt in den Ruhestand ausführlich qualitativ befragt, wobei es neben der Ernährung auch um andere Fragen des Lebensstils gehen wird. Wie sieht es beispielsweise mit der Bewegung aus? Viele Jahre lang hat man sich vielleicht vergeblich vorgenommen, sich mehr zu bewegen - und dies mit Zeitmangel begründet. Die Ausrede gilt jetzt nicht mehr.

Erkrankungsrisiken vermindern

Erkrankungsrisiken im höheren Alter werden neben anderen Lebensstilfaktoren auch durch die Ernährung in der Lebensmitte beeinflusst. Aktuelle Forschungsergebnisse lassen darauf schließen, dass durch Veränderungen in den Lebens- und Ernährungsgewohnheiten auch noch im mittleren und höheren Lebensalter der Entstehung von Erkrankungen bis ins hohe Alter vorgebeugt werden kann. Veränderbare Lebensstilfaktoren wie körperliche Aktivität und gesunde Ernährung oder der Verzicht auf Nikotinkonsum können für chronische Erkrankungen wie Typ 2 Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs das Risiko um bis zu 90 Prozent senken.

Ziel der Gesamtstudie ist, das Ernährungsverhalten auf individueller Ebene zu erklären, um Vorhersagen zu treffen und Empfehlungen zur Vorbeugung durch ein geändertes Ernährungsverhalten abzuleiten

In beiden Studien laufen zurzeit die Einzel- und Paarinterviews. Die Antworten erlauben bereits spannende Einblicke, Details werden natürlich jetzt noch nicht an die Öffentlichkeit getragen. Die Ergebnisse aus diesen kleinen Befragtengruppen werden später vermutlich in groß angelegte schriftliche Befragungen einfließen und damit dann – neben ihrer analytischen Tiefe - auch repräsentative Resultate ergeben – und Ratschläge, die uns letztlich alle betreffen.