Demenz geht uns alle an

Alternde Gesellschaft Demenz geht uns alle an

Etwa 1,6 Millionen Menschen in Deutschland sind an Demenz erkrankt – Tendenz steigend. Dennoch ist es für viele ein Tabuthema. Mehr Engagement für Menschen mit Demenz – das will die Bundesregierung mit der Initiative "Demenz-Partner" erreichen. Jeder Interessierte kann an einem kostenlosen Kurs zum Thema teilnehmen.

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Ein Mitarbeiter einer Sparkasse spricht mit einem älteren Kunden

Viele Berufstätige treffen in ihrem Arbeitsalltag vermehrt auf Menschen mit Demenz.

Foto: Oliver Dietze

Aktuell gibt es in Deutschland 1,6 Millionen Menschen mit Demenz und es werden mehr. Die Bundesregierung hat deshalb das Projekt "Demenz-Partner" ins Leben gerufen. Die Initiative will in kostenlosen Kursen über Demenzerkrankungen sowie die Bedürfnisse der Betroffenen aufklären. Denn nicht nur persönlich Betroffene stellt Demenz vor ein Problem. Auch im Arbeitsalltag sollte man wissen, wie man reagiert, wenn man Menschen mit Demenz begegnet.

Das weiß auch Jochen Mörsdorf. Er ist stellvertretender Personalchef der Kreissparkasse St. Wendel im Saarland. Und er ist ein Demenz-Partner, so wie 20 seiner Kolleginnen und Kollegen. "Es sind zwar noch Einzelfälle, aber viele unserer Kollegen mit Kundenkontakt haben schon Erfahrungen mit vergesslichen Kunden gemacht", erzählt Mörsdorf.

Das Projekt "Demenz-Partner" von Bundesfamilien- und Bundesgesundheitsministerium wird von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft durchgeführt. Die Initiative will über Demenzerkrankungen sowie die Bedürfnisse der Betroffenen aufklären. In 90-minütigen, kostenlosen Kursen erfahren Interessierte mehr über Demenzerkrankungen und den Umgang damit. Das Projekt ist Teil der Demografiestrategie der Bundesregierung.

Auch Kunden haben Demenz

Hände eines älteren Kunden mit mehreren Euroscheinen

Der Umgang mit Geld ist für Menschen mit Demenz schwierig.

Foto: Oliver Dietze

"Für uns stellt sich schon die Frage, wie wir mit einem Kunden umgehen, der zum fünften Mal am selben Tag in unsere Filiale kommt und Geld abheben will!", so Mörsdorf. Da helfe es natürlich, dass man in einer Kleinstadt lebe, wo man sich noch untereinander kenne und dann auch mal Angehörige des Kunden ansprechen könne. Aber das sei ja nicht immer und überall der Fall.

Deshalb organisierte er für alle interessierten Kolleginnen und Kollegen der Bank einen "Demenz-Partner"-Kurs. Diese werden im Rahmen des saarländischen Demenzplanes angeboten. Mörsdorf hat ihn, zugeschnitten auf die konkreten Bedürfnisse vor Ort, gemeinsam mit dem Demenz-Verein Saarlouis geplant.

Tipps für den Umgang mit Demenzkranken

90 Minuten lang drehte sich alles rund um das Thema Demenz. Wie ist das Krankheitsbild? Welche Formen und Ursachen gibt es? Wie kann ich eine Demenzerkrankung erkennen?

Erik Leiner vom Demenz-Verein Saarlouis leitete den Kurs, informierte, gab Tipps und stand für Nachfragen zur Verfügung. Die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gingen sehr unterschiedlich mit dem Problem um, sagt er. Da sei der Austausch untereinander sehr hilfreich.

Was bringt so ein Kurs?

Jochen Mörsdorf freut besonders, dass ihm nun klarer ist, wie sich Demenz äußern kann und dass er für den Fall der Fälle ein paar Tipps an der Hand hat. So helfe es, in entsprechenden Situationen ruhig zu bleiben und den Kunden nicht zu korrigieren, um ihn nicht weiter zu verunsichern.

Und weil auch alle Kollegen den Kurs als hilfreich empfanden, ist der nächste schon in Planung.

Die Demenz-Partner-Kurse richten sich insbesondere an Mitarbeiter bestimmter Berufsgruppen, die in ihrem Berufsalltag vermehrt mit Menschen mit Demenz zu tun haben: Angestellte im Einzelhandel und bei Banken, Mitarbeiter im Öffentlichen Personennahverkehr, bei Polizei oder Feuerwehr. Die bundesweite Initiative "Demenz-Partner" gibt es seit September 2016, und mehr als 10.000 Menschen sind bereits Demenz-Partner in Deutschland. Auch das Bundesfamilienministerium gehört dazu.