Das Ende des Staatssicherheitsdienstes

Friedliche Revolution Das Ende des Staatssicherheitsdienstes

Um das Schreddern von Akten zu stoppen, stürmten DDR-Bürger am 15. Januar 1990 das Berliner Hauptquartier der Staatssicherheit. Die Besetzung der Zentrale in der Normannenstraße und weiterer Verwaltungen in anderen Städten besiegelte das Ende der Staatssicherheitsdientes.

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Demonstranten stürmen die Stasizentrale am 15.01.1990 in Berlin, Stasi, Normannenstraße

15. Januar 1990: Demonstranten stürmen die Stasizentrale.

Foto: Robert-Havemann-Gesellschaft/Rolf Walter

"Stasi raus" skandierten mehrere tausend Demonstranten am späten Nachmittag des 15. Januar 1990 vor der Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg. Das "Neue Forum" hatte zur Kundgebung vor den Toren der Stasi-Zentrale aufgerufen.

Viele folgten dem Appell der Bürgerbewegung

Rund 2000 Bürger waren dem Appell der Bürgerbewegung gefolgt und verlangten die Auflösung des DDR-Geheimdienstes. Geplant war, die Tore des Gebäudes in der Normannenstraße symbolisch zuzumauern und damit die Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit zu besiegeln. Als sich der Eingang öffnete, drängten etwa 2.000 Demonstranten in den Hof und stürmten in die Gänge des Hauptquartiers. Die Wut brach sich Bahn, Scheiben klirrten, Papiere, Stühle und Tische wurden aus den Fenstern geworfen.

Zweigstellen auch in anderen Städten besetzt

Es war nicht die erste Besetzung von Stasi-Niederlassungen. In Erfurt wie auch in Leipzig hatten DDR-Bürger Zweigstellen besetzt, um die Aktenvernichtung zu stoppen. Trotz dieser Protestaktionen wurden in der Zentrale in Berlin-Lichtenberg weiter Akten geschreddert, um Taten der Stasi zu verschleiern und Inoffizielle Mitarbeiter vor der Enttarnung zu schützen. Zum großen Missfallen der Opposition.

Welches Ausmaß die Geheimdienstaktivitäten hatten, berichtete - auch am 15. Januar - erstmals öffentlich ein Mitarbeiter des Ministerrats vor dem Zentralen Runden Tisch. Rund 85.000 hauptamtliche und 109.000 Inoffizielle Mitarbeiter seien Ende der achtziger Jahre im Einsatz gewesen. Als die Runde die Nachricht über die Ereignisse in Berlin-Lichtenberg erreichte, brachen die Teilnehmer die Gespräche ab und fuhren gemeinsam mit Ministerpräsident Modrow in die Normannenstraße. Sie riefen zu Ruhe und Besonnenheit auf und schafften es, die Lage zu entspannen.

Gedenken bleibt lebendig

Eine Woche nach den historischen Ereignissen sprach sich der Runde Tisch für die Einrichtung einer "Gedenk- und Forschungsstelle zum DDR-Stalinismus" in der Normannenstraße aus." Am 7. November 1990 wurde sie mit der Ausstellung "Wider den Schlaf der Vernunft" eröffnete. Seither ist das Haus 1, später in Stasimuseum umbenannt, der Öffentlichkeit zugänglich. Heute besichtigen jährlich rund 80.000 Besucher die Ausstellung. Kernstück des historischen Ortes ist die in ihrem originalen Zustand erhaltene Büroetage Erich Mielkes.

Seit Januar 2015 zeichnet die Ausstellung "Staatssicherheit in der SED-Diktatur" im Stasi-Museum das System der Dauerüberwachung in der DDR nach. Die Ausstellung zeige auf eindringliche Weise, was es heißt, in einer Diktatur zu leben und was Überwachung aus den Überwachten und den Überwachenden mache, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters bei der Eröffnung.