Die ländlichen Räume bieten vielfältige Möglichkeiten für eine gelungene Integration. Das belegen zahlreiche Beispiele. Leicht verfügbarer Wohnraum sowie überschaubare und aktive Dorfgemeinschaften sind große Pluspunkte.
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Im vergangenen Jahr kamen mehr als eine Millionen Flüchtlinge nach Deutschland. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass sich etwa ein Viertel der Menschen mit Migrationshintergrund dauerhaft in ländlichen Räumen ansiedelt. Über die Chancen und Herausforderungen der Integration von Migrantinnen und Migranten auf dem Land berichtete Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt im Kabinett.
Der Minister stellte fest, dass die ländlichen Räume gute Voraussetzungen bieten, Flüchtlinge zu integrieren. Dazu zählt unter anderem der leichter verfügbare Wohnraum – im Vergleich mit den Ballungsgebieten.
Aber auch das besonders hohe zivilgesellschaftliche Engagement im ländlichen Raum, ein reges und ausgeprägtes Vereinsleben und überschaubare Dorfgemeinschaften sind eine gute Basis zur Integration. Die Bildung von Parallelgesellschaften kann so vermieden werden.
Schmidt betonte, dass sich durch den Flüchtlingszuzug neue Perspektiven für die ländlichen Gebiete ergeben würden. Diese sind vor allem unter demografischen Gesichtspunkten zu sehen. Stichpunkte sind hier der Fachkräftemangel und Wohnungsleerstand.
"Wenn wir es gut machen, kann der Zuzug einen enormen Gewinn für unser ganzes Land und insbesondere für unsere ländlichen Regionen bedeuten", hat der Bundeslandwirtschaftsminister bei einer Dialog-Veranstaltung am 26. April erklärt.
Auch verspricht sich der Minister positive Synergieeffekte. Diese können beispielweise das Schulwesen betreffen, "etwa derart, dass es in den Gemeinden in denen die Schule auf der Kippe steht, weil nicht genügend Kinder da sind, gern gesehen wird, wenn Kinder von Flüchtlingen kommen."
Regierungssprecher Steffen Seibert stellte in der Regierungspressekonferenz (27. April) fest, dass es viele Einzelbeispiele von gelungener Integration in ländlichen Räumen bereits gebe. "Es gilt also die laufenden Aktivitäten, auch die Netzwerke der Akteure, stärker zu nutzen und weiterzuentwickeln", so Seibert.
Auch das "Bund-Länder-Konzept" für die Integration von Flüchtlingen vom 22. April betont, dass "die Kommunen Überragendes leisten bei der Unterbringung, Versorgung und Integration vor Ort." Bei der Integration sollen deshalb "die Potentiale ländlicher Regionen, insbesondere im Hinblick auf Wohnraum, Arbeitsplätze, Integrationsangebote und gesellschaftlichen Zusammenhalt angemessen berücksichtigt werden."
Der am 13. April vom Kabinett beschlossene Gesetzentwurf zur "Änderung der Gemeinschaftsaufgabe Agrarschutz und Küstenschutz" (GAK) sieht neue Fördermöglichkeiten zur Verbesserung der Agrarstruktur vor, die auch für die Integration nützlich sein werden. Es geht unter anderem um den Ausbau der Infrastruktur und Investitionen in Kleinstbetriebe.
"Mein Ziel ist es, Perspektiven zu schaffen für die Menschen in ländlichen Regionen. Im Fokus stehen Regionen, in denen der Einkauf, die Fahrt zur Schule oder der Arztbesuch zum echten Hürdenlauf werden", sagte Schmidt. "Wir werden dort ansetzen, wo die Wege besonders weit und beschwerlich sind und der demographische Wandel seine Spuren hinterlassen hat."
Der Deutsche Bundestag hat die Investitionsmittel für 2016 um 30 Millionen und in den Folgejahren um jeweils 60 Millionen Euro aufgestockt.