Bericht des Weltklimarates
Der Kampf gegen den Klimawandel ist noch nicht verloren. Das sagt der aktuelle Bericht des Weltklimarates IPCC und fordert die Politik zum schnellen Handeln auf. Die Bundesregierung wird sich weiterhin für mehr Klimaschutz in Deutschland und weltweit einsetzen.
5 Min. Lesedauer
Die Botschaft des Berichts des Weltklimarates – Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) – ist eindeutig: Weltweit muss es uns gelingen, die negativen Folgen der Erderwärmung abzumildern. Ohne verstärkte Maßnahmen wird eine mittlere globale Erwärmung von 3,2 Grad Celsius prognostiziert.
„Wir haben nur diese eine Welt und der Bericht des Weltklimarats macht mit brutaler Klarheit deutlich, dass wir an dem Ast sägen, auf dem wir als Weltgemeinschaft sitzen. 1,5 Grad sind die Schmerzgrenze des Planeten“, sagte Außenministerin Annalena Baerbock. Der Bericht gebe aber auch Hoffnung. „Es ist weiterhin möglich, die 1,5 Grad in Reichweite zu halten, wenn wir in den nächsten sieben Jahren die globalen Emissionen halbieren“, mahnte sie.
Der IPCC-Bericht wird von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erstellt. Knapp 3.000 Personen wurden von den Regierungen und Beobachterorganisationen nominiert, um an dem Bericht mitzuarbeiten. Sie erläutern die Ursachen, Folgen sowie Risiken des Klimawandels. Der Weltklimarat zeigt mit seinem Bericht zudem Möglichkeiten auf, wie die Menschheit den Klimawandel mindern und wie sie sich daran anpassen kann. Er bietet Grundlagen für wissenschaftsbasierte Entscheidungen der Politik, ohne jedoch politische Handlungsempfehlungen zu geben.
Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen
Die große Aufgabe ist es, den menschengemachten Klimawandel einzudämmen. Die Lebensgrundlagen von bis zu 3,6 Milliarden Menschen wären davon bedroht. Es besteht zudem die Gefahr, weltweit Biodiversität zu verlieren und dass ganze Arten aussterben werden. Die Folgen des Klimawandels sind bereits heute mehr als deutlich: Überschwemmungen, Dürren, Hitze und mehr Stürme weltweit.
Starkregen und Dauerregen gehören zu den schadensreichsten Wetterphänomenen in Deutschland. Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) werden deren Gefahren mit der anhaltenden Erderwärmung weiter zunehmen. Seit Messbeginn 1951 hat hierzulande die Sonnenscheindauer im Mittel um gut zehn Prozent zugenommen. 2022 war ein besonders sonnenreiches Jahr und bescherte Photovoltaik-Anlagen eine äußerst gute Bilanz. Für die Windkraft war das vergangene Jahr nur ein durchschnittliches.
Das Ziel muss es sein, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Jedes zehntel Grad kostet Lebensgrundlagen, verursacht Hunger, Leiden und Ressourcenkonflikte. Der Weltklimarat rechnet damit, dass die 1,5-Grad-Grenze bereits im Zeitraum 2030 bis 2035 erreicht wird.
Ein „Weiter so“ bedeutet eine mittlere globale Erwärmung von 3,2 Grad bis 2100. Hinter dieser Zahl verbirgt sich eine Welt von Klimakatastrophen, eine unsichere Sicherheitslage mit immer knapper werdenden Ressourcen.
Keine Zeit verlieren: Treibhausgasemissionen drastisch senken
Damit wir das Ziel des Pariser Klimaabkommens einhalten, müssten die Treibhausgasemissionen in allen Bereichen und Regionen schneller und entschieden sinken. Erneut mahnt der IPCC-Bericht zu mehr Tempo, die Emissionen weltweit drastisch zu reduzieren.
Dieses Jahrzehnt sei das entscheidende Jahrzehnt. Es gelte, keine Zeit zu verlieren: Was wir jetzt versäumen, können wir nicht wieder aufholen. So die klare Botschaft des Berichts: „Unser heutiges Handeln entscheidet über die Lebensmöglichkeiten auf unserem Planeten in den nächsten tausenden von Jahren.“
Deutschland bis 2045 klimaneutral
Deutschland will bis 2045 eines der ersten Industrieländer werden, das klimaneutral wirtschaftet. Im Jahr 2022 sind laut Umweltbundesamt die Treibhausgasemissionen für Deutschland leicht um 1,9 Prozent gesunken. Ein Zeichen in die richtige Richtung – aber noch nicht genug.
Was tut die Bundesregierung bereits?
Es gilt vieles gleichzeitig und schneller zu tun. So setzt die Bundesregierung auf Technologien wie Elektromobilität, Wind- und Solarkraft oder nimmt die Wasserstoffproduktion in den Blick. Zudem erarbeitet die Bundesregierung ein Klimaschutz-Sofortprogramm.
Energiewende beschleunigen: Ein zentraler Baustein ist es, den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Dafür hat die Bundesregierung bereits Anfang Juli 2022 das größte energiepolitische Gesetzespaket seit Jahrzehnten beschlossen. Darin wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien umfassend beschleunigt, zu Wasser, zu Land und auf dem Dach.
Bis 2030 sollen mindestens 80 Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs aus Erneuerbaren Energien bezogen werden. Im Jahr 2022 lag ihr Anteil bereits bei 46,2 Prozent.
Internationaler Klimaschutz fördern: Die Bundesregierung betreibt eine engagierte Klimaaußenpolitik, denn weltweit müssen die klimaschädlichen Emissionen schnell und drastisch sinken. Deutschland baut Partnerschaften für sozial-gerechte, ökologische Transformationen zur Klimaneutralität auf. Dahinter stehen nachhaltigere Wohlstands- und Entwicklungsmodelle, mit denen der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern weltweit gelingen soll.
Deshalb engagiert sich die Bundesregierung dafür, dass Entwicklungs- und Schwellenländer Zugang zu finanziellen Mitteln und technischen Know-how bekommen, um ihre eigene Energiewende und eine Dekarbonisierung ihrer Wirtschaft umzusetzen. Damit die globale Energiewende gelingt, arbeitet die Bundesregierung mit anderen Ländern in Partnerschaften wie den „Just Energy Transition Partnerships“ zusammen.
Auf Initiative von Bundeskanzler Olaf Scholz wurde Ende 2022 ein Klimaclub ins Leben gerufen. Als zwischenstaatliches Forum soll dieser allen Ländern offenstehen, die sich zur uneingeschränkten Umsetzung des Übereinkommens von Paris bekennen sowie zu den Beschlüssen, die auf seiner Grundlage gefasst wurden.
Das Ziel ist es, die industrielle Dekarbonisierung zu koordinieren und fair anzugehen. Viele Unternehmen haben bereits ihre Strategien auf das 1,5-Grad-Ziel ausgerichtet. Diese Investition für klimafreundliche Technologien muss sich auch wirtschaftlich lohnen, deshalb setzt sich Bundesregierung für international einheitliche Regeln und Wettbewerbsfähigkeit ein.
Entwaldung stoppen und Moore schützen: Die Bundesregierung will die Entwaldung bis 2030 stoppen, um die globale Biodiversitäts- und Naturschutzziele zu erreichen. Dafür investiert Deutschland bis 2025 zwei Milliarden Euro in den Schutz der Regenwälder und ist mit Regenwaldländern im Gespräch. Wälder sind wichtige Kohlenstoffspeicher. Sie tragen maßgelblich zur CO2-Reduktion bei.
Auch Moore sind natürlich CO2-Speicher, da sie Kohlenstoff aufnehmen können. Moorböden bedecken in Deutschland nur etwa fünf Prozent der Landesfläche, trotzdem speichern sie genau so viel Kohlenstoff wie alle deutschen Wälder. Das Kabinett hat Ende 2022 eine Nationale Moorschutzstrategie beschlossen. Mit dieser sollen Moore durch verschiedene Maßnahmen wieder renaturiert werden, um ihren wichtigen Beitrag zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen zu leisten.
Der Weltklimarat – Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC – wurde 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) als zwischenstaatlicher Ausschuss ins Leben gerufen. In seinem Auftrag tragen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit den aktuellen Stand der Forschung zum Klimawandel zusammen.