Aufbruchstimmung bei der Demenzforschung

Merkel eröffnet Forschungsbau Aufbruchstimmung bei der Demenzforschung

Neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz, Alzheimer und Parkinson sind bisher nicht heilbar. Wegen der steigenden Zahl Demenzkranker komme der Erforschung dieser Erkrankungen eine besondere Bedeutung zu, so Kanzlerin Merkel bei der Einweihung des Neubaus des DZNE in Bonn.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Bonn.

Hier werden Gehirnerkrankungen erforscht, um neue präventive und therapeutische Ansätze zu entwickeln.

Foto: Bundesregierung/Bergmann

Durch den grundlegenden demografischen Wandel erreichen immer mehr Menschen ein höheres Alter. So wird die Zahl der über 90-Jährigen im Jahr 2050 voraussichtlich zwei Millionen überschreiten. Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte in ihrer Eröffnungsrede, dass dies natürlich eine grundsätzlich positive Entwicklung sei, denn Senioren würden nicht nur älter, sie blieben auch länger gesund.

Einschränkend fügte sie hinzu: "Demenzerkrankungen sind eine der großen gesundheits- und sozialpolitischen Herausforderung der Zukunft. Heute leben 1,6 Millionen Demenzkranke in Deutschland, mit wachsender Tendenz."

Um den schwierigen Aufgaben in der Demenzforschung gerecht werden zu können, entstand für das Deutsche Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) ein hochmoderner neuer Forschungsbau auf dem Gelände des Bonner Universitätsklinikums. Merkel lobte den aus drei ineinander greifenden Gebäudekomplexen bestehenden Bau. "In diesem Gebäude ist die Aufbruchsstimmung förmlich zu spüren", sagte sie.

Suche nach wirksamen Therapien

Die Forschung ist gefragt, wirksame Therapien gegen diese Krankheiten zu entwickeln. Das DZNE mit seinen 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bündelt die Forschung an neun Standorten.

In mehr als 80 Arbeitsgruppen untersuchen Molekularbiologen, Chemiker, Neuropathologen und Pflegewissenschaftler Gehirnerkrankungen, um neue vorbeugende und therapeutische Ansätze sowie neue Medikamente zu entwickeln.

Die medizinische Forschung beginnt erst langsam, die komplexen Ursachen von Demenzerkrankungen zu verstehen. Die Forschungen des DZNE reichen daher von der Grundlagenforschung über Vorbeugung und frühzeitige Diagnose sowie Behandlungsmethoden bis zur optimalen Gestaltung von Versorgung und Pflege.

Pflege erleichtern

Die Bundesregierung hat die Pflege mit den beiden Pflegestärkungsgesetzen zu einem zentralen Schwerpunkt ihrer Politik gemacht. Damit wurden die Leistungen für alle rund 2,7 Millionen Pflegedürftigen und ihre Angehörigen deutlich verbessert. Insbesondere war es damit möglich, pflegende Angehörige zu entlasten. Die Analyse des individuellen Unterstützungsbedarfs eines jeden Einzelnen hilft, Selbständigkeit weitestgehend zu erhalten und zu fördern.

Grafik mit Informationen zum Wegweiser Demenz

Die Lebensqualität von Erkrankten hängt stark von der Qualität der medizinischen und pflegerischen Versorgung ab.

Foto: Bundesregierung

Die Bundeskanzlerin ging auf die für die Demenzforschung wichtige Möglichkeit ein, auch schwerstkranke Demenzpatienten in die Entwicklung wirksamer Therapien einzubeziehen. Der Bundestag sei dazu nach einer umfassenden Debatte der schwierigen ethischen Fragen zu einem im Sinne des Patientenwohls und der Forschung ausgewogenen Kompromiss gekommen. Somit ist jetzt unter bestimmten eng begrenzten Voraussetzungen die Forschung an nicht einwilligungsfähigen Personen erlaubt.

Forschung für den Menschen

Gerade im Bereich der Gesundheitsforschung wolle die Bundesregierung ihren finanziellen Einsatz ausweiten und die "großen Geißeln der Menschheit" bekämpfen, betonte die Kanzlerin. Merkel kündigte an, für die Kinder- und Jugendmedizin einen ähnlichen Forschungsschwerpunkt zu schaffen. Auch in der Krebsforschung und beim Kampf gegen multiresistente Keime sollten die Mittel erhöht werden.

Das DZNE wurde auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung von Forschung (BMBF) 2009 als 16. Helmholtz-Zentrum und als erstes der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) im Zuge der ersten Hightech-Strategie gegründet. Das DZNE erhält vom BMBF und den jeweiligen Sitzländern eine institutionelle Förderung (90/10-Finanzierung) in Höhe von derzeit circa 80 Millionen Euro jährlich, zuzüglich Sonderfinanzierungen für Neubauten.