Auch über das reden, was gelingt

Integration Auch über das reden, was gelingt

Gesellschaftlicher Zusammenhalt, Bildung und Integration in den Arbeitsmarkt – das sind die Schwerpunkte, die heute das Thema "Geflüchtete in Deutschland" bestimmen. Bundeskanzlerin Merkel sprach darüber mit Vertretern von in der Flüchtlingshilfe engagierten Gruppen und Verbänden.


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Kanzlerin Merkel trifft Vertreter von Gruppen und Verbänden, die in der Flüchtlingshilfe engagiert sind.

Kanzlerin Merkel trifft Vertreter der Flüchtlingshilfe: Mehr als 320.000 geflüchtete Menschen sind in Arbeit, die allermeisten sozialversicherungspflichtig.

Foto: Bundesregierung/Bergmann

Seit 2015 gibt es dieses Treffen im Kanzleramt in Berlin. Damals ging es hauptsächlich um Soforthilfe und eine Art Krisenmanagement. Beachtliches ist seitdem geleistet worden. Über das lohne es sich zu reden, ohne die Probleme unter den Tisch zu kehren. Damit klar werde, was diese Gesellschaft leisten kann. Eine gute Voraussetzung, um Herausforderungen zu meistern, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Begrüßung.

Arbeitsmarkt stabilisiert sich für Geflüchtete

Im Juli 2018 gingen rund 327.000 Geflüchtete mit einer Staatsangehörigkeit aus nichteuropäischen Herkunftsländern einer Beschäftigung nach, die meisten davon sozialversicherungspflichtig.

Im September 2018 waren in Deutschland ungefähr 188.000 geflüchtete Menschen als arbeitslos registriert. Dank vieler Integrationskurse stieg diese Zahl nicht. Die Teilnehmerzahl erreichte einen Rekordstand, seitdem die ersten Kurse 2005 starteten. 2017 nahmen 292.000 Menschen daran teil. In diesem Jahr kamen bisher rund 138.000 dazu. Vielleicht auch deshalb, weil Eltern inzwischen ihre Kinder zum Lernen mitbringen können. Für Kinderbetreuung ist gesorgt.

Dazu kommt eine berufsbezogene Sprachförderung. Damit soll die Chance auf Beschäftigung in dem zu Hause gelernten Beruf erhöht werden. Auch geht es um die Anerkennung von Berufsabschlüssen. Gegebenenfalls sollen den Geflüchteten Weiterbildungsmaßnahmen angeboten werden, die ihre vorhandenen Qualifikationen ergänzen.

Gerade geflüchtete junge Menschen seien auch ein Gewinn, berichtete ein Vertreter des Handwerks. Sie tragen dazu bei, dass die Lücken auf dem Ausbildungsmarkt kleiner wurden. Zurzeit befänden sich 25.000 junge Menschen in einer betrieblichen Ausbildung, 166.000 lernten gerade Deutsch. Auch sie könnten dann eine Ausbildung beginnen.

Ehrenamt - der Kitt in der Gesellschaft

Mehr als 30 Millionen Ehrenamtliche engagieren sich in Deutschland – viele in der Integration. Der Bund unterstützt das Ehrenamt. So sollen durch die Überarbeitung des Vereins- und Stiftungsrechts bürokratische Hürden abgebaut werden.

Zudem gibt es zahlreiche Projekte, die sich das Verständnis für Demokratie auf die Fahne geschrieben haben. Allein im Programm "Demokratie leben!" des Familienministeriums stehen in diesem Jahr 120 Millionen Euro zur Verfügung.

Das politische Klima gegenüber geflüchteten Menschen sei rauer geworden, berichtete die Integrationsbeauftrage der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz. Ausgrenzungserfahrungen erschwerten die Integration. Deshalb forderte sie eine "Kultur des Widerspruchs". Sie verwies zudem auf den Aktionsplan Integration . Nach dem Grundsatz "Fordern und Fördern"  seien konkrete Projekte angeschoben - mit Hilfe der Länder, Kommunen und Migrantenorganisationen.

Integration durch Bildung

Das Lernen der deutschen Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Aber es geht um noch viel mehr – um die deutsche Kultur, Geschichte und Werte. Deshalb müssen die Bildungsangebote in Kitas und Schulen differenziert sein. Im besten Fall knüpfen sie an dem in der Heimat Erlernten und Erfahrenen an.

Es gebe noch viel zu tun, so das Fazit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Es sei aber immer besser, die Lösung von Problemen voranzutreiben, als diese immer wieder nur anklagend zu nennen, sagte die Kanzlerin.

Eine breite Auswahl der Gesellschaft war nach Berlin gereist. Um nur einige zu nennen: Vertreterinnen und Vertreter von Pro Asyl, Save the Children, dem Technischen Hilfswerk, der Internationalen Organisation für Migration, des Koordinationsrates der Mulsime, des Zentralrats der Juden, der Diakonie, des Bundesverbandes für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge und des Deutschen Fußballbundes. Auch die Wirtschaft saß mit am Tisch, die Bundesagentur für Arbeit sowie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.