Aids und Hepatitis bekämpfen

Gesundheits-Strategie "BIS 2030" Aids und Hepatitis bekämpfen

HIV, Hepatitis B und C und andere sexuell übertragbaren Infektionen eindämmen: Das ist das Ziel einer neuen von der Bundesregierung erarbeiteten Strategie, die das Kabinett beschlossen hat. Sie soll dazu beitragen, schwere gesundheitliche Folgeerkrankungen wie Aids, Krebs oder Leberzirrhose zu verhindern.

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Bluttests in einem medizinischen Labor

Die Bundesregierung will HIV, Hepatitis und andere sexuell übertragbare Infektionen eindämmen.

Foto: Photothek.net

Die Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) setzt in allen Lebensbereichen und Altersgruppen an. Es geht um Aufklärung, Vorsorge, schnellere Diagnosen sowie um frühzeitige Behandlung dieser Krankheiten. "BIS 2030" ist sowohl eine nationale als auch eine internationale Strategie. "BIS 2030" bedeutet: "Bedarfsorientiert, Integriert, Sektor-übergreifend".

"Dank unserer erfolgreichen Präventionsarbeit und hochwertigen Behandlung gehört Deutschland zu den Ländern mit den niedrigsten HIV-Neuinfektionsraten in Europa", so Bundesgesundheitsminister Gröhe anlässlich der vom Kabinett beschlossenen Strategie. "Die aktuellen Zahlen zeigen aber auch, dass die Anstrengungen nicht nachlassen dürfen." Dabei sei es wichtig, alle sexuell und durch Blut übertragbaren Krankheiten in den Blick zu nehmen.

Anstecken kann sich jeder Mensch

Im Laufe seines Lebens kann jeder Mensch mit einer Krankheit in Kontakt kommen, die durch Sexualkontakt oder über Blut übertragen wird. Viele Betroffene wissen gar nicht, dass sie sich infiziert haben - so beispielsweise etwa 13 Prozent der mit HIV infizierten Menschen in Deutschland. Doch je später eine Krankheit erkannt wird, desto schwieriger ist sie zu behandeln. Teilweise ist dann keine Heilung möglich.

Deshalb ist es ein wichtiges Ziel der Strategie, über die Krankheiten und die Infektionswege aufzuklären. Denn viele sexuell übertragbare Krankheiten weisen im Frühstadium keine Symptome auf. Und viele, die Krankheitsanzeichen entdecken, schweigen aus Scham.

Infektionen sollten möglichst früh erkannt werden. Wichtig ist hierfür die gute Zusammenarbeit von niedrigschwelligen Angeboten - wie Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen - mit Ärzten und hochspezialisierten Gesundheitsbereichen. Ärzte und Gesundheitspersonal sollten systematisch fortgebildet werden, um Aufklärung und Früherkennung voranzutreiben.

Verschiedene Krankheitserreger - wie etwa Hepatitis, Syphilis oder Chlamydien - können gemeinsam in den Blick genommen werden:

  • Sie werden auf denselben Wegen, durch sexuelle Kontakte oder Blut, übertragen.
  • Man kann sich durch dieselben Präventionsmaßnahmen vor Ansteckung schützen - zum Beispiel durch Kondome.
  • Bei Laboruntersuchungen des Blutes können diese Infektionen einfach diagnostiziert werden.
  • Gynäkologen und Urologen können Testverfahren gezielt anbieten.

So können Patientinnen und Patienten schneller und besser versorgt werden.

300.000 Hepatitis-Patienten in Deutschland

Es wird geschätzt, dass es im Jahr 2014 rund 3.200 neue HIV-Erkrankungen gab. Ende 2014 lebten in Deutschland etwa 84.000 Menschen mit HIV.

Mindestens jeweils 300.000 Menschen sind in Deutschland mit dem Hepatitis B- sowie dem Hepatitis C-Virus infiziert. 2014 wurden über 2.300 neue Hepatitis B und weitere 5.800 Hepatitis C-Infektionen festgestellt.

Im Jahr 2014 wurden zirka 5.700 Syphilis-Infektionen gemeldet. Zehn Jahre zuvor lag die Zahl bei rund 3.000 Fällen.

Das Robert Koch-Institut hat Studien zur Verbreitung von Chlamydien und Humanen Papillomviren (HPV) durchgeführt Chlamydien sind Bakterien, die sich als Parasiten innerhalb einer Wirtszelle vermehren. Die Erkrankungen betreffen die Schleimhäute im Augen-, Atemwegs- und Genitalbereich. In den Studien wurden die Krankheitsrisiken für Chlamydien bei 18- bis 19-jährigen Frauen auf 4,5 Prozent und bei 25- bis 29-jährigen Männern auf 4,9 Prozent geschätzt.

Für Humane Papillomviren, die Gebärmutterhalskrebs verursachen, lag das geschätzte Krankheitsrisiko bei 20- bis 25-jährigen Frauen, die nicht geimpft waren, bei 34 Prozent.

Die Neuinfektionsrate von HIV und Aids ist stabil. Andere sexuell übertragbare Infektionen verzeichnen hingegen ansteigende Trends, so das Bundesgesundheitsministerium. Es stützt sich auf Daten der meldepflichtigen Krankheiten aus dem Jahr 2014 und auf Studien des Robert-Koch-Instituts.

Menschen mit besonderem Infektionsrisiko

Am häufigsten sind Männer von sexuell übertragbaren Krankheiten betroffen: Fast drei Viertel der Menschen mit HIV gehört der Gruppe der Männer an, die Sex mit Männern haben. Auch Syphilis und Gonorrhöe betraf überwiegend Männer. Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter, Haftinsassen sowie Drogensüchtige, die ihren Stoff spritzen, gehören ebenfalls zu den besonders gefährdeten Gruppen.

Chlamydien und Humane Papillomviren (HPV) sind in Deutschland vor allem bei jungen Frauen und jungen Männern verbreitet. Neugeborene haben ein hohes Infektionsrisiko, wenn ihre Mütter erkrankt sind.

Ziel der nationalen und internationalen Strategie ist es, die Gesundheit der Bevölkerung insgesamt zu verbessern. Deshalb soll die neue Strategie das Zusammenspiel von Aufklärung, Prävention, Früherkennung und Behandlung stärken. So können schwere gesundheitliche Folgeerkrankungen verhindert werden.

Vorbeugung und Früherkennung tragen dazu bei, die Gesundheitsausgaben zu verringern. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für Impfungen gegen Hepatitis B oder gegen Gebärmutterhalskrebs für Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren. Screeningverfahren zur Früherkennung von Chlamydien für junge Erwachsene werden ebenfalls angeboten

Erste Strategie zur Bekämpfung zeigte Erfolg
2005 hat die Bundesregierung die HIV/Aids-Bekämpfungsstrategie beschlossen. Sie hat damit erfolgreich die Grundlage gelegt, HIV-Infektionen in Deutschland auf einem niedrigen Niveau zu halten. HIV-Infektionen können durch Fortschritte in der Therapie - anders, als in den 90er Jahren - als chronische Erkrankung betrachtet werden. HIV-Infizierte haben heute in Deutschland eine ähnliche Lebenserwartung wie nicht-infizierte Menschen.
Gleichzeitig hat die Bundesregierung durch ihr hohes internationales Engagement dazu beigetragen, die HIV-Neuinfektionen weltweit zu senken.

International vor allem Frauen schützen

Auch weltweit sollen HIV, Hepatitis und andere sexuell übertragbare Krankheiten bis 2030 eingedämmt werden. Bei der Bekämpfung von HIV und AIDS seien bereits beachtliche Erfolge für Millionen Menschen weltweit erreicht worden, so Bundesentwicklungsminister Müller. "Es muss unser Ziel sein, die Neuinfektionen mit HIV drastisch zu reduzieren. Wir setzen daher auf Prävention und verbesserte medizinische Versorgung."

Auf internationaler Ebene leistet die Strategie einen Beitrag zur Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Das "Ziel 3 – Gute Gesundheitsversorgung" beabsichtigt, dass für alle Menschen die Möglichkeiten verbessert werden, sich vor Infektionen zu schützen. In Entwicklungs- und Schwellenländern soll es leichter werden, sich medizinisch behandeln zu lassen.

Mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingskrise sind Prävention und Schutz für Flüchtlinge in Aufnahme- und Transitländern wichtig. Das betrifft besonders Frauen, da sich für sie in Folge sexueller Gewalt auf der Flucht die Infektionsrisiken stark erhöhen.

Die Bundesregierung setzt deshalb ihre Kooperationen fort, um die Gesundheitssysteme zu stärken. Sie stellt Forschungsergebnisse, bezahlbare Diagnostik und Therapiemöglichkeiten sowohl in Deutschland als auch in Entwicklungs- und Schwellenländern zur Verfügung.