Ab ins Museum

Kultur kann kühlen und beleben Ab ins Museum

Was tun bei über 30 Grad Hitze? Schwimmen im Freibad, ruhig in der verdunkelten Wohnung ausharren? Einem der vielen Buchtipps folgen? Oder einfach direkt ins Museum - unzählige Ausstellungen bieten eine kühlende und inspirierende Alternative.

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Die Münchner Pinakotheken verzeichnen für Juli gestiegene Besuchszahlen, das Deutsche Museum ebenfalls. Die Häuser der Staatlichen Museen zu Berlin sind wegen des internationalen Publikums konstant gut besucht - und konstant auf unter 20 Grad klimatisiert, ansonsten leiden die Kunstwerke. So ist ein Besuch in einem der unzähligen Museen in diesen Wochen gleichermaßen ein kultureller und ein klimatischer Genuss.

Frei nach Rousseau zu Fuß in die Natur

Caspar David Friedrich Wanderer über dem Nebelmeer, um 1817Öl auf Leinwand, 94,8 x 74,8 cmHamburger Kunsthalle

Das Wandermotiv in der Malerei: "Wanderer über dem Nebelmeer" von Caspar David Friedrich.

Foto: SHK/Hamburger Kunsthalle/bpk/Elke Walford Jens Ferdinand Willumsen

Es locken bundesweit interessante Ausstellungen. Zum Wandern ist es zwar viel zu warm, aber wer es bis in die Alte Nationalgalerie schafft, kann die Geschichte dieses Sujets ganz entspannt nachverfolgen und zum Beispiel mit Caspar David Friedrichs "Wanderer im Gehrock" über das Nebelmeer blicken.

Das weltbekannte Gemälde ist nur eines von mehr als 120 Werken, die das Publikum durch das Denken des 19. Jahrhunderts führen. Die Kapitel heißen "Entdeckung der Natur", "Lebensreise", "Sehnsuchtsland Italien" oder "Wanderlandschaften nördlich der Alpen". Die Ausstellung "Wanderlust. Von Caspar David Friedrich bis Auguste Renoir" läuft noch bis 16. September.

Spielerisches und Magisches in der Bundeskunsthalle

Für ausgewiesene Sonnenanbeter dagegen hält die Kunst- und Ausstellungshalle Bonn das ein oder andere Plätzchen bereit. Die neue Ausstellung "The Playground Project " zur Kulturgeschichte des Spielplatzes, zieht sich durch das ganze Haus. Auf dem Dach gibt es Installationen zu Spiel und Spaß, die aber auch zum Nachdenken über den Platz von Kindern in unserer Gesellschaft anregen.

Drinnen gibt die Ausstellung "Nasca. Im Zeichen der Götter" einen umfassenden Einblick in die verschwundene Welt des faszinierenden südamerikanischen Volks. Es entwickelte zwischen den peruanischen Hoch-Anden und der zum Meer vorgelagerten Wüste eine außergewöhnliche Kultur, geprägt von Ritualen, Kunst, hochentwickeltem handwerklichen Können, Musik und Mystik.

Auch die Nasca hatten vor mehr als als 2.000 Jahren mit extremen klimatischen Bedingungen zu kämpfen. Die Nasca hinterließen keine Schriftzeugnisse, jedoch eine Bildsprache auf Textilien, Keramiken und dem Wüstenboden – die geheimnisvollen Nasca-Linien, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Es gibt wohl keine prähispanische Kultur, die farbenprächtigere Keramiken und Textilien hinterließ.

Ganz Paris träumt von der Brise

Mehr als 30 Grad zeigt das Thermometer auch in der Stadt der Liebe, die heiße Luft flirrt in den Straßen. Ob sich das in Paris besonders anfühlt? Wie berühmte deutsche Schreibende Paris empfanden, lässt sich zur Zeit jedenfalls in Marbach gut nachvollziehen. Das Deutsche Literaturarchiv gibt in der Ausstellung "Die Erfindung von Paris" vielfältige Einblicke in die Gefühlswelt dieser Zunft - von Heinrich Heine bis Kurt Tucholsky. Die ausgestellten schriftlichen Zeugnissen wie Tagebuchnotizen oder Briefe, grandios ergänzt durch Fotografien, spüren dem Mythos Paris nach.

Europa und das Meer

Zurück nach Berlin. Auch das Deutsche Historische Museum widmet sich, wenn man so will, dem gerade in diesen Tagen so wichtigen kühlen Nass. Und das in großer Dimension: Mit "Europa und das Meer" zeigt das Haus Unter den Linden eindrücklich, welch große Rolle das Meer bei der Entwicklung der europäischen Zivilisation gespielt hat. War doch das Meer für Europa Sehnsuchtsort, Handelsroute und Fluchtweg. Europas Vormachtstellung kam über den Seeweg zustande, wenn auch die wirtschaftliche Blüte und Expansion oft mit Leid durch koloniales Denken verbunden war. Sklavenhandel und Unterdrückung gehören eben auch zu der Realität Europas und des Meeres. Die Schau bereitet alle Aspekte der vielschichtigen Beziehung gut auf.

Lesen geht immer

Wer sich nur bis zum Liegestuhl bewegen möchte, kann sich natürlich auch mit einem guten Buch zurückziehen. Abgeschottet abtauchen und die Außenwelt ausblenden: Das Motiv des Lesenden hat sich das Franz Marc Museum in Kochel am See südlich von München zum Thema gemacht. Die Ausstellung Lektüre - Bilder vom Lesen - Vom Lesen der Bilder zeigt natürlich versunkene lesende Menschen. Es geht aber auch andersherum: um das Lesen der Bilder. Viele Kunstschaffende wie etwa Paul Klee entwickelten aus Schrift oder Schriftzeichen die Grundstruktur vieler ihrer Bilder. Zur "Abkühlung" geht´s dann in den See - aktuelle Wassertemperatur 24 Grad.