9. November: Ein historisches Datum

Erinnern und Gedenken 9. November: Ein historisches Datum

9. November 1989: "Dieser 9. November ist ein historischer Tag." Mit diesen Worten beginnt Tagesthemen-Sprecher Hanns J. Friedrichs seine Moderation zum Mauerfall. Die DDR habe mitgeteilt, dass ihre Grenzen ab sofort für Jedermann geöffnet seien.

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DDR-Bürger fahren in Trabanten nach Westberlin und werden überschwänglich begrüßt.

Am 9. November 1989 öffnete die DDR ihre Grenze nach Westberlin und zur Bundesrepublik.

Foto: Bundesregierung/Specht

Woran kaum noch ein Mensch glaubte, war an diesem 9. November wahr geworden. Mit der missverständlichen Ankündigung zur neuen Reisefreiheit löste SED-Politbüromitglied Günter Schabowski den Ansturm tausender DDR-Bürger auf die Grenzkontrollen aus. Damit fiel vor 28 Jahren die Mauer, die Berlin zuvor 28 Jahre lang getrennt hatte.

Nach Jahren der Teilung Deutschlands sei der 9. November 1989 ein "wahnsinniger Tag" gewesen, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrem aktuellen Video-Podcast. Nach mehreren großen Ereignissen zuvor – der Kommunalwahl im Frühjahr 1989, dem Erstarken oppositioneller Gruppen und der Flucht vieler Menschen über Ungarn – sei der Fall der Mauer sozusagen der letzte Baustein gewesen.

"Sofort! Unverzüglich!"

Es ist der Abend des 9. November 1989. Schabowski verkündet in einer Pressekonferenz vor laufenden Kameras die neue Reiseregelung für DDR-Bürger. Als daraufhin ein Journalist fragt, ab wann die neue Regelung gelte, blättert Schabowski unwirsch in seinen Unterlagen und stottert: "Das tritt nach meiner Kenntnis… ist das sofort… unverzüglich." Unbedachte Worte, auf die der Mauerfall folgt.

Denn schnell macht die Antwort an dem Abend die Runde. Viele DDR-Bürger hatten die Pressekonferenz verfolgt, die live im Fernsehen übertragen wurde. Noch ungläubig machen sich die ersten auf den Weg zu den Grenzkontrollstellen und erkundigen sich nach ihrer Ausreise. Überforderte Grenzsoldaten versuchen, die Bürger abzuweisen. Doch es kommen immer mehr und fordern ihre Ausreise: "Wir wollen raus", schallt es an der Bösebrücke, dem Grenzkontrollpunkt zwischen den Stadtteilen Prenzlauer Berg im Osten und Gesundbrunnen im Westen von Berlin.

Hektische Telefonate zwischen Grenzsoldaten, Vorgesetzten, SED-Genossen und der Staatsführung folgen. Die Situation am Grenzkontrollpunkt spitzt sich zu. Endlich, um 23:30 Uhr ist es dann soweit – die Grenzsoldaten öffnen den Schlagbaum. Der Grenzübergang wird für alle Menschen passierbar und die Berliner Mauer ist Geschichte.

Mauerfall ebnet Deutscher Einheit den Weg

Nach 28 Jahren ist die Berliner Mauer wieder offen. Weitere Grenzstellen öffnen und die innerdeutsche Grenze wird durchlässig: der Weg zur Deutschen Einheit beginnt. Mit ihrer Friedlichen Revolution haben die Menschen in der DDR den Weg für Veränderungen geebnet.

Der Fall der Mauer habe "eine interessante, spannende historische Periode eingeleitet, die darin endete, dass am 3. Oktober des darauffolgenden Jahres – 1990 – Deutschland wiedervereint war", so Merkel im Podcast weiter. Der 9. November 1989, der Tag des Mauerfalls, sei tief eingegraben in das Gedächtnis vieler Deutscher als ein "wirklich guter Tag."

Podcast Merkel: Neue Länder weiter fördern

Der 9. November – ein Datum mit Geschichte

Das Datum steht nicht nur für den Mauerfall, sondern spielte in der deutschen Geschichte auch in früherer Zeit bereits eine wichtige Rolle:

9. November 1918: Aus Sorge vor einem radikalen politischen Umsturz verkündet Reichskanzler Prinz Maximilian von Baden eigenmächtig die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. Damit endet das Deutsche Kaiserreich. Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Philipp Scheidemann ruft die erste deutsche Republik aus.

9. November 1923: Mit seinem Marsch auf die Münchner Feldherrenhalle will Adolf Hitler die junge Weimarer Republik stürzen. Doch Hitler scheitert an der bayerischen Polizei. Er wird zu fünf Jahren Haft verurteilt. Zehn Jahre später gelangt Hitler am 30. Januar 1933 jedoch auf legalem Weg an die Macht.

9. November 1938: Reichspogromnacht: Das Datum steht für Angst und Schrecken. SA-Sturmabteilung und SS zünden in ganz Deutschland Synagogen an, plündern Geschäfte jüdischer Inhaber, zerstören Wohnungen jüdischer Bürger, misshandeln, verhaften und töten jüdische Mitbürger. Damals habe die systematische Verfolgung der Juden in Deutschland begonnen, erinnert Kanzlerin Merkel. Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus und der Shoah gehörten zur Identität Deutschlands. Darunter gebe es keinen Schlussstrich. "Wir müssen die Lehren daraus ziehen; und das in ganz besonderer Weise in einer Zeit, in der auch die Zeitzeugen immer weniger werden, die uns darüber erzählen können", betont Merkel im Podcast.

Deshalb unterstützt und fördert die Bundesregierung sowohl das Gedenken an den Mauerfall als auch die Erinnerung an die Reichspogromnacht.