"Wir wollen und werden nicht vergessen"

Gedenken an Befreiung des KZ Sachsenhausen "Wir wollen und werden nicht vergessen"

Am 22. April 1945 wurden die Häftlinge im Lager Sachsenhausen befreit. Zum 73. Jahrestag mahnte Kulturstaatsministerin Grütters zu Zivilcourage und Verantwortungsbewusstsein. "Deutschland darf nie wieder ein Land sein, in dem Hass und Hetze gegen Minderheiten auf eine schweigende Mehrheit trifft."

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Gebäude im Eingangsbereich der Gedenkstätte Sachsenhausen

Die Zeitzeugen verstummen irgendwann, dann erzählen die Gedenkstätten von den Gräueltaten.

Foto: Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, Foto: Lars Wendt

Am Sonntag wird Kulturstaatsministerin Monika Grütters gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Gedenkstätten, Opferverbänden und Überlebenden der Befreiung des Lagers in Brandenburg gedenken.

Unfassbarer Zivilisationsbruch

Vorab mahnte Grütters, sich auch nach 73 Jahren noch an die Zeit zu erinnern, in der das NS-Regime die Menschenwürde preisgab. "Dem Raum zu geben, kann darüber aufklären, welche Folgen totalitäre Ideologien haben und für deren unterschätzte Wegbereiter sensibilisieren: etwa gleichgültiges Schweigen oder Fehlinformationen."

Der Erinnerung Raum geben

Dass die Aufarbeitung des Holocaust Teil des deutschen Selbstverständnisses ist und nicht verhandelbar, stehe fest, so Grütters. "Das müssen wir allen vermitteln, die in Deutschland heimisch sind oder es werden wollen." Je größer die Distanz zur NS-Terrorherrschaft, desto wichtiger wird die Arbeit der Gedenkstätten.

Antisemitismus und Rassismus entgegentreten

Daran zu erinnern, welch unermessliches Leid die Ideologie der Abwertung des Andern brachte, bleibe unsere Verantwortung, so Grütters. Das schuldeten wir auch all jenen, die heute bedroht sind von Gewalt und Ausgrenzung, von Antisemitismus, Rassismus, Homophobie oder Antiziganismus. "Deutschland darf nie wieder ein Land sein, in dem Hass und Hetze gegen Minderheiten auf eine schweigende Mehrheit treffen – weder auf Schulhöfen noch auf öffentlichen Plätzen, weder auf Demonstrationen noch in Moscheen oder Parteien."

Verstärkte Unterstützung festgeschrieben

Die neue Bundesregierung will deren Angebote personell und finanziell noch stärker als bisher unterstützen. Das ist im Koalitionsvertrag festgeschrieben, ebenso ein neues Programm "Jugend erinnert". Insgesamt fließen 2018 rund 20 Millionen Euro aus dem Etat der Kulturstaatsministerin an NS-Gedenkstätten und Erinnerungsorte. Kulturstaatsministerin Grütters dankte auch dem langjährigen Leiter der Gedenkstätte und Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Professor Günter Morsch für sein jahrzehntelangen Einsatz in Wort und Tat. Morsch geht Ende Juni in den Ruhestand.

Im KZ Sachsenhausen wurden zwischen 1936 und 1945 mehr als 200.000 Menschen ermordet oder starben an den unmenschlichen Haftbedingungen. Kurz bevor sowjetische und polnische Soldaten Sachsenhausen erreichten, räumte die SS das Lager.