"Mehr Aufmerksamkeit für unser Projekt"

EU-Projekttag an Schulen "Mehr Aufmerksamkeit für unser Projekt"

Erst 2018 wurde im Norden Berlins ein Stück der Mauer wiederentdeckt. In einem europäischen Projekt erforschen Schülerinnen und Schüler des Thomas-Mann-Gymnasiums das Zeugnis deutsch-deutscher Vergangenheit. Jelle Döen und Šakira Dragolovčanin stellten ihre Arbeiten am EU-Projekttag Bundeskanzlerin Merkel vor.

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Die Schülerin Šakira Dragolovčanin und Schüler Jelle Döen.

Die Mauer als digitaler Erlebnisort: Die erste Phase ihres Projekts haben Šakira und Jelle mit Bausteinen nachgebaut.

Foto: Bundesregierung/Kugler

Das Projekt ist gerade in der Phase von ersten, noch groben Entwürfen. Mit großen Lego-Steinen bauen die Schülerinnen und Schüler das gefundene Stück der Berliner nach. Die Gruppe von Jelle Döen und Šakira Dragolovčanin integriert das Thema Barrierefreiheit in die gemeinschaftlichen Planungen – breite Zugangswege für Rollstühle und Kinderwagen, Hilfen für Sehbehinderte sowie virtuelle Elemente.

Die Jugendlichen des Thomas-Mann-Gymnasiums entwickeln ein Konzept, wie das 2018 entdeckte Berliner Mauerstück Kindern und Jugendlichen als Lern- und Freizeitort zugänglich gemacht werden kann. Dadurch sollen den Schülerinnen und Schülern die Augen für dieses Zeugnis der Vergangenheit geöffnet werden.

"Wir haben Glück"

Šakira, die wie Jelle in die neunte Klasse geht, erhofft sich durch den Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel mehr Aufmerksamkeit für das Projekt - innerhalb und außerhalb der Schule. Die drei anderen Modelle setzen die Schwerpunkte auf Geschichte, Einbettung in die Natur und junge Menschen.

Alle Projektteilnehmerinnen und –teilnehmer fiebern am Tag des Kanzlerinnenbesuchs dem Gast entgegen. "So ein Besuch der Bundeskanzlerin ist schon ein großes Privileg", stellt Jelle fest. Auch Šakira findet, dass die Schule großes Glück hat, dass die Bundeskanzlerin sie besucht.

Bundeskanzlerin dankt für Engagement

Nach der Begrüßung durch den Schulleiter stellt die verantwortliche Lehrerin der Bundeskanzlerin das Gesamtprojekt und seine europäische Dimension vor. Jeweils zwei Schülerinnen und Schüler erklären Merkel die vier Prototypen, die Bundeskanzlerin fragt immer wieder interessiert nach. Sie ist beeindruckt von den Arbeiten: "Ich finde es sehr schön, wenn ihr mit den Mitteln von Augmented Reality und Filmen aus Archiven Geschichte wieder aufleben lasst."

Merkel erzählt dann von ihrer eigenen Jugend, wie sie damals zwei Tage vor dem Bau der Mauer noch aus dem Ostteil der Stadt nach Wedding und zurück gefahren ist - und über das Erschrecken in ihrer Familie, als diese von der Teilung der Stadt erfuhr.

"Es war lockerer, es war entspannter"

Jelle und Šakira hören gespannt zu - ihre positiven Erwartungen an den Kanzlerinnenbesuch werden mehr als erfüllt: "Ich hätte nicht gedacht, dass die Kanzlerin so locker mit den Sachen umgeht", fasst Jelle seine Eindrücke zusammen. Šakira ist überrascht, dass die Kanzlerin schon während der Präsentation Fragen stellt: "Das war auch lustig!"

Sehr aufschlussreich finden sie die persönlichen Erzählungen der Kanzlerin als junge Zeitzeugin und die konkreten Nachfragen. Und über das Mauerstück lernen sie dank einer Frage der Bundeskanzlerin an eine Vertreterin des Bezirks Reinickendorf auch noch etwas: Das Gelände, auf dem der Mauerrest gefunden wurde, gehört der Deutschen Bahn. Dort will man sich um dieses kulturelle Erbe kümmern - das Projekt der Thomas-Mann-Schule kann da wertvolle Impulse geben.

Jelle und Šakira, die sich seit Ende 2018 bei dem länderübergreifenden Projekt engagieren, freuen sich jetzt darauf, gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern die vier Modelle in der nächsten Runde zusammenzuführen - und auf ihre Reise nach Marseille an die dortige Partnerschule Anfang Mai.

Denn das Thomas-Mann-Gymnasium nimmt an dem internationalen Projekt "We always" im Rahmen von Erasmus+  teil. Innerhalb von zwei Schuljahren reisen die 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Ungarn, Frankreich und Spanien. Dort treffen sie Jugendliche der anderen drei Länder und arbeiten gemeinsam an Projekten zum europäischen Kulturerbe.

Für die europäische Idee werben

Der jährliche EU-Projekttag an Schulen geht auf eine Initiative der Bundeskanzlerin anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007 zurück und wird gemeinsam von Bund und Ländern durchgeführt. Ziel ist es, sich im persönlichen Gespräch mit jungen Menschen über Europa auszutauschen und für die europäische Idee zu werben.

Viele Mitglieder der Bundesregierung, des Deutschen Bundestages, des Europäischen Parlaments und der Landtage, der Landesregierungen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Behörden und EU-Institutionen sind in diesen Tagen an Schulen im gesamten Bundesgebiet unterwegs und diskutieren mit Schülerinnen und Schülern über Europa.