Weniger Ungleichheiten

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Ziele für nachhaltige Entwicklung Weniger Ungleichheiten

Wir alle sind vor dem Gesetz gleich, haben die gleichen Chancen, etwa beim Zugang zu Bildung und zur Gesundheitsversorgung sowie sozialer und wirtschaftlicher Teilhabe. Doch in vielen Ländern ist die Ungleichheit nach wie vor sehr hoch, in einigen Ländern wächst sie sogar. Das muss geändert werden. Denn alle Menschen sollen ihr Leben selbst bestimmen können.

7 Min. Lesedauer

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Eine gute frühkindliche Erziehung ist die Basis für Teilhabe und individuelle Chancen.

Foto: Ulf Dieter

Ungleichheit hat viele Dimensionen. Sie zeigt sich etwa im Zugang zu Bildung, zur Gesundheitsversorgung, sozialer und wirtschaftlicher Teilhabe und in der Verteilung von Einkommen und Vermögen. Frauen und Mädchen sind im Vergleich zu Männern meist in deutlich stärkerem Ausmaß von Ungleichheiten betroffen.

In vielen Ländern ist die Ungleichheit nach wie vor sehr hoch, in einigen Ländern wächst sie sogar. So verfügt beispielsweise das reichste Prozent der Menschen über ein Drittel des weltweiten Vermögens. Im Euro-Raum besitzen die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung etwa die Hälfte des Gesamtvermögens.

Große Ungleichheit gefährdet den Zusammenhalt von Gesellschaften, ist eine Ursache von sozialen Spannungen und Migration und gefährdet die wirtschaftliche Entwicklung. Der Abbau der Ungleichheit stärkt den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft, weckt Leistungsbereitschaft, fördert die Innovationsfähigkeit, trägt zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum bei und kann das Migrationspotenzial senken. Deutschland unterstützt deshalb den Wandel hin zu gerechten, sozialen und inklusiven Gesellschaften.

Ziel 10 - Weniger Ungleichheiten

Konkret soll erreicht werden:

  • Das Einkommen der ärmsten 40 Prozent der Bevölkerung soll bis 2030 stärker anwachsen als der jeweils nationale Durchschnitt.
  • Alle Menschen sollen – unabhängig von Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung, Behinderung, ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Herkunft oder sozialem und wirtschaftlichem Status – gleiche Möglichkeiten haben.
  • Abschaffung diskriminierender Gesetze und Politikmaßnahmen.
  • Ungleichheiten noch wirksamer durch eine armutsorientierte Sozialpolitik, Lohn- und Fiskalpolitik reduzieren.
  • Mehr Mitsprache von Entwicklungsländern in internationalen Finanz- und Wirtschaftsorganisationen.
  • Geordnete, sichere, verantwortungsvolle und reguläre Migration und Mobilität.

Gleiche Chancen für Frauen und Männer

Die Gleichbehandlung  von Frauen und Männern steht im Zentrum des Regierungshandelns. Frauen und Männer müssen auf dem gesamten Lebensweg die gleichen Chancen erhalten – persönlich, beruflich und familiär. 

Die Bundesregierung schafft die Voraussetzungen für den erforderlichen Kulturwandel und konkretisiert mit der Nationalen Gleichstellungsstrategie "Stark für die Zukunft" ihre Ziele. So wird die Gleichstellung von Frauen und Männern bei der Gesetzgebung und in ihren Förderprogrammen umgesetzt. Die Gleichstellungsstrategie formuliert zudem neun Ziele für die Gleichstellung und legt fest, mit welchen Maßnahmen die Bundesregierung diese Ziele erreichen will.

Frauen verdienen immer noch durchschnittlich weniger als Männer. Das Entgelttransparenzgesetz  ist ein weiterer, wichtiger Baustein, um diese Lohnlücke zu schließen.

Chancengleichheit in wirtschaftlicher und sozialer Teilhabe

Die Förderung wirtschaftlicher und sozialer Teilhabe ist seit jeher ein von Deutschland verfolgtes Ziel und Leitbild der Sozialen Marktwirtschaft. Eine hohe Erwerbstätigkeit, eine geringe Arbeitslosigkeit, die Unabhängigkeit der Tarifpartner und der Sozialstaat sind die beste Rückversicherung für Teilhabe und gegen Ungleichheit. 

Progressive Steuern und Transferleistungen wie BAföG-Leistungen, Arbeitslosen-, Kinder- und Wohngeld oder die Befreiung von den Kita-Gebühren tragen dazu bei, dass auch einkommensschwächere Haushalte am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Dazu dient auch die Aufstockung besonders niedriger Löhne und Renten durch den Staat.

Der Mindestlohn leistet einen Beitrag zur ausgewogeneren Einkommensverteilung und fördert die wirtschaftliche und soziale Teilhabe. Dies verbessert die Einkommenssituation der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Niedriglohnbereich. Frauen profitieren hiervon überdurchschnittlich, ebenso Beschäftigte in Ostdeutschland.

Chancengerechtigkeit im Bildungssystem erhöhen

Bildung ist ein Menschenrecht – sie befähigt Menschen, ihre politische, soziale, kulturelle, und wirtschaftliche Situation zu verbessern. Jedes Kind hat das Recht auf Schulbildung, jeder Mensch ein Anrecht darauf, seine grundlegenden Lernbedürfnisse zu befriedigen – und das ein Leben lang.

Der Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Hintergrund und den Bildungsergebnissen hat in Deutschland in den vergangenen Jahren tendenziell abgenommen, auch wenn weiterer Verbesserungsbedarf besteht. Dies betrifft zuvorderst den Schulbereich in der Zuständigkeit der Länder.
 
Der Bund hat in seinem Zuständigkeitsbereich wie auch in gemeinsamen Initiativen mit den Ländern vielfältige Maßnahmen zur weiteren Verbesserung der Chancengerechtigkeit im Bildungssystem ergriffen.

Konkrete Beispiele hierfür sind Maßnahmen zur Sprach- und Leseförderung, zur weiteren Professionalisierung des pädagogischen Personals, zur modernen und attraktiven Gestaltung von Aufstiegen und Karrieren im beruflichen System, zur Anerkennung von Qualifikationen und Kompetenzen, zur Erhöhung der Teilhabechancen durch Weiterbildung, zur Förderung von Kooperationen und regionalen Bildungsnetzwerken, zur Qualitätssicherung und -verbesserung des Bildungssystems durch Bildungsforschung und Bildungsmonitoring und zur Inklusionsforschung sowie Initiativen zur Förderung Leistungsstarker wie auch zur Unterstützung Leistungsschwächerer.
 
Ab 2026 wird der Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule schrittweise eingeführt. Somit wird ein weiterer Beitrag zur Verbesserung der Chancengerechtigkeit im Bildungssystem geleistet.

Gleiche Chancen für Menschen mit Behinderung 

Junge Menschen mit Behinderungen haben ebenso wie nicht behinderte Kinder und Jugendliche Anspruch darauf, eine allgemeine Schule zu besuchen. Auch ein chancengleiches Studium, Ausbildung und Arbeit sollen ihnen offenstehen.

Mit dem Bundesteilhabegesetz  soll die Inklusion in Deutschland weiter vorangetrieben und den Menschen mit Behinderungen mehr Selbstbestimmung und Teilhabe ermöglicht werden als bisher.

Das Behindertengleichstellungsgesetz  regelt u. a. Fragen der Barrierefreiheit in den Bereichen Bau, Infrastruktur und die Verwendung der Gebärdensprache sowie der Leichten Sprache.

Gute Integration ist Daueraufgabe

Deutschland ist ein weltoffenes Land. Die Integration und Teilhabe der Menschen, die rechtmäßig nach Deutschland zugewandert sind oder hier Schutz gefunden haben, ist eine der wichtigsten innenpolitischen Aufgaben und bleibt eine langfristige gesamtgesellschaftliche Herausforderung.

Eine wichtige Voraussetzung für gelingende Integration ist das Erlernen der deutschen Sprache. Dafür werden bundesweit Integrations- und Sprachkurse angeboten. Integrationskurse wurden mit den berufsbezogenen Sprachkursen zu einem gemeinsamen modularen System ausgebaut, dem Gesamtprogramm Sprache.

Integration erfordert ein dauerhaftes Engagement in nahezu allen Lebensbereichen, von allen staatlichen Ebenen, der Aufnahmegesellschaft, aber auch den Zugewanderten selbst. Zu verweisen ist dabei auch auf den Nationalen Aktionsplan Integration . Bund, Länder und Kommunen, aber auch viele nichtstaatliche Akteure, bringen sich ein.

Schlüssel zur Integration ist der gleichberechtigte Zugang zur Bildung von der frühkindlichen Bildung bis zum Studium und in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Die Anerkennung ausländischer Bildungs- und Berufsabschlüsse ist ebenfalls ein zentrales Element. Auch die frühe Wertvermittlung im Integrationskurs wurde gestärkt.

Unerlässlich ist auch das zivilgesellschaftliche Engagement für die Beseitigung von Ungleichheit und für eine erfolgreiche Integration. Gelingende Integration ermöglicht den Migrantinnen und Migranten Teilhabe und den sozialen Aufstieg, fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt und steigert zugleich die Attraktivität unseres Landes für ausländische Fachkräfte .

Chancengeichheit weltweit

Weltweit waren Ende 2022 mehr als 100 Millionen Menschen auf der Flucht . Manche von ihnen entscheiden sich aufgrund großer Armut und Perspektivlosigkeit dazu, ihr Land zu verlassen und begeben sich auf dem Weg in große Gefahren. Um eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen, darf weltweit niemand zurückgelassen werden. Mit diesem Prinzip stellt die Agenda 2030 die ärmsten und am stärksten benachteiligten Menschen in den Mittelpunkt.

Diese Handlungsmaxime bestimmt auch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit. Schwerpunkt bilden die ärmsten Regionen der Welt, insbesondere Afrika. Nicht nur ist die Armut dort groß. Auch die Ungleichheit ist so groß, dass immer mehr Menschen ihre Heimat verlassen wollen.

Die Sonderinitiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“ soll dazu beitragen, Ungleichheiten abzubauen, damit Konflikte möglichst gar nicht entstehen, eskalieren und Menschen zur Flucht zwingen.

Bildung entlang der gesamten Bildungskette (von der Grundbildung über die berufliche Bildung hin zur Hochschulbildung) ist Schlüsselbereich der deutschen Entwicklungspolitik zur Prävention irregulärer Migration und Reintegration von Rückkehrern. Zu den Maßnahmen gehören die Übernahme von Lehrergehältern, der Wiederaufbau zerstörter Schulgebäude, Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern, berufliche Qualifizierung von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen sowie Stipendienprogramme und blended-learning Kurse für Flüchtlinge in Aufnahmeländern.

Die Bundesregierung setzt sich auch für ein faires und offenes Welthandelssystem mit gemeinsamen Regeln ein, damit die Entwicklungsländer die mit einer Handelsliberalisierung verbundenen Chancen auch tatsächlich nutzen können. Zudem ist die Bundesregierung Vorreiterin für eine faire Handelspolitik mit Afrika sein. Sogenannte Multi-Akteurs-Partnerschaften wie die Foren Nachhaltiger Kakao und Nachhaltiges Palmöl oder das Textilbündnis werden immer wichtiger. Dort arbeiten Regierungen von Geber- und Entwicklungsländern, internationale Organisationen, Privatwirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft eng und langfristig zusammen. 

Vorbildliches Engagement für globale Gesundheitsversorgung

Eine gute weltweite Gesundheitsversorgung ist deshalb so wichtig, weil sie Menschen vor Verarmung schützt. Eine besondere Rolle als leitende und koordinierende Stelle des globalen Gesundheitswesens nimmt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als die für Gesundheit zuständige Sonderorganisation der Vereinten Nationen ein.

Der WHO kommt als einzige internationale Organisation, die universelle politische Legitimation in globalen Gesundheitsfragen genießt, eine Doppelfunktion bei der Umsetzung der gesundheitsrelevanten Ziele der Nachhaltigkeitsagenda zu: Erstens muss sie auf globaler Ebene das Vorgehen mit allen anderen relevanten Akteuren abstimmen und koordinieren. Zweitens kann die WHO bei Bedarf konkrete Unterstützung der Länder bei der Koordinierung der Akteure auf Länderebene anbieten.

Deutschland nimmt im Einsatz für globale Gesundheit eine Führungsrolle ein und ist ein starker finanzieller Unterstützer der WHO.

Der Großteil dieser Mittel dient der Unterstützung und dem Aufbau von Gesundheitssystemen, der Umsetzung der Internationalen Gesundheitsvorschriften sowie der Erforschung, Vorsorge und Bekämpfung von Infektionskrankheiten in Partnerländern.