Medizinisches Versorgungszentrum Nachfolger der Poliklinik

Medizinisches Versorgungszentrum Nachfolger der Poliklinik

Medizinische Versorgungszentren, kurz: MVZ, sind Einrichtungen für eine fachübergreifende Zusammenarbeit. Die Idee der MVZ ist die einer koordinierten Behandlung aus einer Hand. Die Gesundheitsreform 2004 hat verstärkt Möglichkeiten geschaffen, diese Zentren zu gründen. Inzwischen gibt es über 1.200 MVZ, in denen fast 6.000 Ärzte und Ärztinnen ihre Patienten gemeinsam "unter einem Dach" versorgen.

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Ärzte und Ärztinnen – aus den Fachbieten der Allgemeinmedizin, Inneren Medizin, Chirurgie bis hin zur Gynäkologie und der Zahnmedizin – können in MVZ unter einem Dach zusammen arbeiten. Auch Apotheken und Physiotherapeuten können mit einem MVZ kooperieren. So werden Synergieeffekte genutzt und kurze Wege für die Patientinnen und Patienten möglich.

MVZ bieten viele Vorteile

Koordinierte Behandlungsprogramme: Die enge Zusammenarbeit aller an der Behandlung Beteiligten und eine gemeinsame Verständigung über Krankheitsverlauf, Behandlungsziele und Therapie bringen viele Vorteile: Die Ärzte aus unterschiedlichen Fachrichtungen können sich bei der Begutachtung von Patientinnen und Patienten auch praktisch austauschen. Die Bündelung medizinischer Kompetenz führt zu einer effizienteren und qualitativ besseren Therapie und Medikation gerade auch bei komplexeren Krankheitsbildern.

Kosteneinsparung: Kostspielige und für den Patienten belastende Doppeluntersuchungen werden vermieden. Verschriebene Arzneimittel werden besser aufeinander abgestimmt. So werden zum Beispiel Laborwerte in der Regel nur einmal erhoben oder Röntgenaufnahmen nur einmal gemacht. Das verbessert die Qualität der medizinischen Versorgung insgesamt und senkt gleichzeitig die Kosten im Gesundheitswesen. Für die Patientinnen und Patienten hat die Versorgung "aus einer Hand" zudem den Vorteil kurzer Wege und Wartezeiten und oftmals auch längerer Öffnungszeiten.

Weniger Verwaltungsaufwand – mehr Zeit für Patienten: Die gemeinsame Nutzung der Verwaltung, der Medizintechnik und technischer Einrichtungen sowie die Koordinierung und Konzentration der Behandlungen erschließen Wirtschaftlichkeitspotenziale. Ärztinnen und Ärzte werden von nichtärztlichen Aufgaben entlastet. Es bleibt mehr Zeit für die medizinische Arbeit, auch mehr Zeit zur Qualifikation und für persönliche Belange.

Durch die MVZ können junge Ärztinnen und Ärzte als niedergelassener Arzt tätig sein, ohne die ökonomischen Risiken einer Niederlassung auf sich nehmen zu müssen. Auch Teilzeitbeschäftigung ist dadurch stärker als bisher möglich. Das ist familienfreundlich und hilft, lokale Versorgungslücken zu schließen.

Vom Osten gelernt

Die Idee der koordinierten Versorgung hat eine lange Geschichte. Die historischen Vorläufer der Medizinischen Versorgungszentren, die Polikliniken, gehen auf den Arzt Christoph Wilhelm Hufeland aus dem 18. Jahrhundert zurück.

MVZ stehen in der Tradition der ostdeutschen Polikliniken, die einen vergleichbaren Versorgungsansatz verfolgten. In der ehemaligen DDR gehörten Poliklinik und Ambulatorium zum medizinischen Standard. In den Polikliniken praktizierten mehrere angestellte Ärztinnen und Ärzte fachübergreifend unter einem Dach. Im Jahr 1989 gab es auf dem Gebiet der ehemaligen DDR rund 1.650 Polikliniken und Ambulatorien.

Letztlich gaben diese Institutionen den notwendigen Anstoß für die Politik, die Versorgungsform auch in Westdeutschland zu fördern und so deren Vorteile zu nutzen. Seit 2004 können neben Vertragsärzten und ermächtigten Ärzten auch Medizinische Versorgungszentren an der ambulanten Versorgung der gesetzlichen Krankenversicherung teilnehmen. Jetzt profitieren Patientinnen und Patienten in Ost und West von den Vorzügen einer medizinischen Versorgung unter einem Dach.