100 Millionen Euro für Hochschulzugang

Massnahmenpaket für Flüchtlinge 100 Millionen Euro für Hochschulzugang

Das Bundesbildungsministerium startet ein 100-Millionen-Programm, damit Flüchtlinge studieren können. Auch Studierendeninitiativen, die Flüchtlinge unterstützen, bekommen Geld für ihre Arbeit. Die Hochschulen sind Orte der Integration.

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"Wenn Integration gelingen soll, dann durch Bildung", sagte Bundesbildungsministerin Wanka. Über die Hälfte der Flüchtlinge ist unter 25 Jahre alt. Etwa 30 Prozent geben an, ein Abitur oder studiert zu haben. Genaue Zahlen gibt es noch nicht.

Damit Flüchtlinge ein Studium aufnehmen können, benötigen sie gute Beratung, sprachliche Vorbereitung und fachliche Unterstützung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellt dafür in den nächsten Jahren 100 Millionen Euro bereit.

Die Bildungsministerin hat das Programm gemeinsam mit DAAD-Präsidentin Wintermantel und TU-Präsident Thomsen in Berlin vorgestellt. Es ist das zweite Maßnahmenpaket des BMBF für Flüchtlinge.

Ein erstes 130-Millionen-Programm für Spracherwerb und berufliche Bildung für Flüchtlinge hatte Wanka Ende September gestartet.

Hochschulen können Flüchtlinge aufnehmen

320.000 ausländische Studierende lernen an deutschen Hochschulen. "Sie sind Zentren der Internationalität und stehen für eine gelebte Willkommenskultur. Sie übernehmen damit eine wichtige Vorbildfunktion bei der Integration von Flüchtlingen", so Wanka.

Der DAAD als weltweit größte akademische Austauschorganisation wird das Programm koordinieren und zusammen mit den Hochschulen umsetzen. Die bewährten Instrumente dafür sind vorhanden. Nun solle die Unterstützung möglichst sofort an den Hochschulen ankommen, sagte Wintermantel.

"Die Unis können das", sagte TU-Präsident Thomsen. Die TU Berlin berät momentan 250 Flüchtlinge über die Voraussetzungen für ein Studium. Viele hätten ihr Studium in der Heimat abbrechen müssen. Sie gehörten zur akademischen Familie, so Thomsen. Die Unterstützung des Bundes schaffe die Voraussetzungen für die notwendigen zusätzlichen Angebote.

Talentierte Flüchtlingen sollen möglichst bald studieren

Die studieninteressierten Flüchtlinge bringen unterschiedliche Sprachkenntnisse und Kompetenzen mit. Tests sind erforderlich, um festzustellen, ob sie studierfähig sind und welche Sprach- und Fachkompetenzen sie mitbringen.

Vorhandene Tests und Beratungsangebote werden ausgebaut und in andere Sprachen übersetzt, um sie für syrische oder afghanische Flüchtlinge nutzen zu können.

Abstriche bei den qualitativen Studienanforderungen werde es nicht geben, so Wanka.

Mehr Beratung für Flüchtlinge

Flüchtlinge müssten intensiver als andere Ausländer beraten und auf das Studium an einer deutschen Hochschule vorbereitet werden, sagte die DAAD-Präsidentin. Studienkollegs und andere Hochschuleinrichtungen bereiten junge Ausländer mit Intensiv-Deutschkursen oder fachspezifische Kursen auf ein Studium vor. 2.400 zusätzliche Plätze jährlich - 10.000 insgesamt - werden aus dem neuen Programm finanziert.

Neue Informationsangebote werden bereitgestellt: Die neue Webseite "Informationen für Flüchtlinge - Studieren und leben in Deutschland" gibt es auch auf Arabisch, Dari, Paschtu und Urdu.

Initiativen für Studierende unterstützen

Viele Studierende engagieren sich bereits für eine bessere Integration von Flüchtlingen. Sie tragen mit ihrem Engagement zu einem erfolgreichen Studium und zur sozialen Integration bei.

Beispiel sind die "Refugee Law Clinics" an mehreren Hochschulorten oder Projekte zur Sprachvermittlung durch Lehramtsstudierende und Studenten der deutschen Sprache.

"Die jungen Leute begegnen sich auf Augenhöhe, das integriert am besten", sagte Wanka. Aus dem Förderprogramm gibt es auch für diese Initiativen Geld, zum Beispiel für Mitarbeiterverträge an Welcome Centern oder Sachkosten. Damit wird der Einsatz der Studierenden gewürdigt.

BAföG für Flüchtlinge

Geduldete und Inhaber bestimmter humanitärer Aufenthaltstitel müssen künftig nicht mehr eine Vierjahresfrist abwarten, ehe sie BAföG-berechtigt sind. Ab Januar 2016 können sie bereits nach 15 Monaten die Unterstützung beantragen. Der Bundestag hat die gesetzliche Änderung am 12.November beschlossen. Anerkannte Flüchtlinge, die studieren, können sofort BAföG beantragen.