Der 17. Juni – eine „Revolution der Würde“

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70 Jahre Volksaufstand in der DDR Der 17. Juni – eine „Revolution der Würde“

Hunderttausende brachten im Juni 1953 den Mut auf, der SED-Diktatur die Stirn zu bieten. Der Aufstand war ein Zeichen des großen Willens der Menschen zur Freiheit. Bundeskanzler Scholz betonte am 70. Jahrestag, die Opfer von damals seien nicht vergeblich gewesen: Sie hätten die Vision eines Lebens in Freiheit und Selbstbestimmung lebendig gehalten.

4 Min. Lesedauer

Bundeskanzler Scholz bei seiner Rede zum 70. Jahrestag des 17. Juni 1953 am „Mahnmal des Volksaufstandes“.

Der 17. Juni 1953  sei eines der wichtigsten und auch stolzesten Ereignisse in der Freiheitsgeschichte unseres Landes, betonte der Kanzler am Mahnmal des Volksaufstandes.

Foto: Bundesregierung/Bolesch

In einem geeinten demokratischen Deutschland selbstbestimmt leben zu können, ist heute für uns normal. Mit Blick auf die deutsche Geschichte wird jedoch deutlich, dass Demokratie und Freiheit nicht einfach so gegeben sind. Sie erfordern den Einsatz der Gesellschaft. Der Volksaufstand in der DDR vom 17. Juni 1953 ist dafür ein besonderes Beispiel. Auf den Protest der Bürgerinnen und Bürger in der DDR für eben diese Werte folgte Gewalt und Unterdrückung.

Scholz: Opfer waren nicht vergeblich

Anlässlich der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Volksaufstandes in der DDR am 17. Juni 1953 legte Bundeskanzler Scholz am „Mahnmal des Volksaufstandes“ in Berlin-Wedding einen Kranz nieder. In seiner Rede betonte Scholz, der Volksaufstand des 17. Juni 1953 in der DDR „ist eines der wichtigsten und auch stolzesten Ereignisse in der Freiheitsgeschichte unseres Landes“. 

Die Opfer des Volksaufstandes seien nicht vergeblich gewesen, so Scholz. Dies gelte auch für die Opfer der zahlreichen weiteren Aufstände während des Kalten Krieges in Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien oder der Tschecheslowakei. Jeder einzelne dieser Aufstände habe immer wieder den Herrschaftsanspruch der kommunistischen Diktaturen in Europa untergraben. Sie hätten dazu beigetragen, „dass überall in Europa die große Vision von einem Leben in Freiheit und Selbstbestimmung lebendig blieb“, so Scholz. Diese große Vision sei es gewesen, die 1989 schließlich doch noch in Erfüllung ging. 

„Revolution der Würde“ – so bezeichneten die Ukrainerinnen und Ukrainer ihre Protestbewegung, mit der sie im Winter 2013/2014 auf dem Maidan die freiheitliche und europäische Ausrichtung ihres Landes erkämpft hatten. Eine „Revolution der Würde“ – „genau das war auch der Volksaufstand des 17. Juni in der DDR“, betonte der Bundeskanzler – und zog damit eine Linie von den Ereignissen 1953 zum heutigen Schicksal der Ukraine.

In der DDR ein Tabu

Die Machthaber der SED bezeichneten den Aufstand als „faschistischen Putschversuch“. In der DDR war der 17. Juni ein Tabu. Die Machthaber wollten nicht darüber reden, die Bürgerinnen und Bürger durften nicht darüber reden. Bundeskanzler Scholz würdigte den Volksaufstand als wahrhaft historisches Ereignis. „Das Volk der DDR hatte sich mutig gegen die stalinistische Diktatur erhoben – gegen Unrecht und Unterdrückung, für ein besseres Leben, für Freiheit, für Demokratie, für Selbstbestimmung, für nationale Einheit“, so Scholz. Wenn wir heute gemeinsam sicherstellten, dass die Werte und Ziele des 17. Juni weiterleben – „dann werden die Opfer des 17. Juni niemals vergeblich gewesen sein“, so Scholz. 

Der Opfer gedenken

In einer bewegenden Gedenkstunde im Deutschen Bundestag würdigten bereits am 16. Juni 2023 die Repräsentanten der Verfassungsorgane des Bundes und die Abgeordneten des Deutschen Bundestages die Opfer des Volksaufstandes von 1953. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas bezeichnete den 17. Juni 1953 als ein „Schlüsselereignis der deutschen Geschichte“. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach von einem „herausragenden Ereignis der deutschen Freiheitsgeschichte“. Außerdem berichteten Zeitzeugen im Plenum, welche Erfahrungen sie am 17. Juni Jahr 1953 gemacht haben.

Auch eine Veranstaltung der Bundesregierung im Bundesfinanzministerium stand im Zeichen des Gedenkens an die Ereignisse und Opfer des Volksaufstandes. Vor dem heutigen Detlev-Rohwedder-Haus – damals Haus des DDR-Ministerrates – demonstrierten 1953 Tausende Berliner Arbeiterinnen und Arbeiter. Zeitzeugen berichteten über die Ereignisse. Thema der Veranstaltung waren die Auswirkungen des 17. Junis über die Grenzen Deutschlands hinaus sowie die demokratischen Lehren der Geschichte, die in den vergangenen 70 Jahren nicht an Bedeutung verloren haben

Detlev-Rohwedder-Haus
Das Gebäude, das heute den Namen „Detlev-Rohwedder-Haus“ trägt, war einer der Hauptschauplätze während des Volksaufstandes in Ost-Berlin. In der DDR als „Haus der Ministerien“ bekannt, war es ein Ziel der Demonstrierenden. Sie hofften, dort den verantwortlichen Politikern ihre Forderungen darlegen zu können. Seit 1999 ist das Gebäude Sitz des Bundesministeriums für Finanzen.

Blick nach Europa richten

Der Ostbeauftragte Carsten Schneider würdigte unterdessen den Volksaufstand in der DDR: „Der Aufstand vom 17. Juni 1953 war nichts weniger als ein – leider gescheiterter – Vorlauf für den Herbst 1989. Es ist eines der wichtigsten Ereignisse unserer Demokratiegeschichte. Wir sollten diesen Tag als Gedenktag nutzen – und dabei auch an Europa denken!“ 

Mit Blick auf Europa sei dieser Tag wichtig, denn diesem Aufstand in der DDR folgten jene in Ungarn und Prag sowie in den 1980er in Polen. „Alle kämpften gegen die sowjetische Hegemonie und am Ende wurde sie überwunden. Dieser Einsatz für Demokratie und Freiheit verbindet uns.“

Für Schneider sind Demokratie und Freiheit nicht selbstverständlich. Diese müssten auch vor Ort bei uns und überall in Europa immer wieder aufs Neue verteidigt werden. „Das geht nur, wenn viele mitmachen. Der 17. Juni sollte künftig ein Tag der Freiheit und Demokratie in ganz Europa sein!“, so der Ostbeauftragte.

Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Webseite „Erinnern und Gedenken“ .