„Wir wollen freie Menschen sein“

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70 Jahre Volksaufstand in der DDR „Wir wollen freie Menschen sein“

Vor 70 Jahren, am 17. Juni 1953, schlug das DDR-Regime mit sowjetischen Panzern den Volksaufstand in der DDR nieder. 55 Menschen verloren ihr Leben. Was einige Tage zuvor als Arbeitsstreik mit der Forderung nach einer politischen Kurskorrektur begann, wuchs heran zu einem gewaltigen Volksaufstand. Die Demonstrierenden wollten Selbstbestimmung, Freiheit und die Wiedervereinigung Deutschlands.

3 Min. Lesedauer

Eine Gruppe von Menschen beobachtet einen russischen Panzer.

Die Ereignisse am 17. Juni 1953 zeigen uns heute noch: Demokratie ist alles andere als selbstverständlich.

Foto: Bundesregierung/Perlia-Archiv

Was ist am 17. Juni 1953 passiert?

Am 17. Juni 1953 legten die Werktätigen in der DDR massenhaft ihre Arbeit nieder. Dieser Streik dehnte sich zu einem landesweitern Protest aus. Ausgelöst wurde der Volksaufstand durch die Beschlüsse der II. SED-Parteikonferenz und die damit verbundenen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Bevölkerung. Die Forderungen der Demonstrierenden verschärften sich während der Proteste und wurden zunehmend staatskritischer. Unterstützt wurden sie auch durch die Berichterstattung des RIAS, des Rundfunks im Amerikanischen Sektor, der die Forderungen der Demonstranten aufnahm und weit verbreitete. Die Regierung der DDR rief daraufhin den Notstand aus. Das sowjetische Militär schlug den Aufstand gewaltsam mit Panzern nieder.

Wie kam es zum Volksaufstand?

Die Beschlüsse der II. Parteikonferenz der SED 1952 (auch bekannt als Beschlüsse zum „Aufbaus des Sozialismus“) sahen vor Löhne zu kürzen, die Arbeitslast zu erhöhen und Lebensmittelpreise anzuheben. Die Staatsgewalt ging zudem hart gegen Kirchen und ihre Mitglieder vor. Sie enteignete mittelständische Unternehmer und Landwirte, erhöhte die Militärausgaben und löste die Länder als Staatseinheiten auf. Die Zahl der politisch Inhaftierten stieg drastisch. Die geplanten Reformen verschlimmerten die ohnehin schon schlechte soziale und wirtschaftliche Lage in der DDR. Zwar lenkte die SED-Regierung schlussendlich überwiegend ein, doch die umstrittenen Arbeitsnormerhöhungen blieben bestehen. Das provozierte den Widerstand der Arbeiterinnen und Arbeiter und schmälerte das Vertrauen in die Regierung weiter.

Was wollten die Demonstranten erreichen?

Die Forderungen des Volksaufstands waren: Arbeitspensum senken, freie Wahlen, der Rücktritt der SED-Führung, die Freilassung der politischen Gefangenen und die Wiedervereinigung Deutschlands. Nachdem der Aufstand gewaltsam niedergeschlagen wurde, nahm die DDR-Regierung die restriktiven Beschlüsse des „Aufbaus des Sozialismus“ zwar zurück, das System blieb jedoch unangetastet. 

Auch heute leben und berichten Zeitzeugen des Volksaufstandes über ihre Erlebnisse. Eine Auswahl verschiedener Zeitzeugenberichte finden Sie hier:

Joachim Rudolph - Als Schüler beim Volksaufstand

Harry Springstubbe - Demonstrant beim Volksaufstand

Lutz Rackow - Wirtschaftsredakteur bei der Tageszeitung "Der Morgen" berichtete vom Volksaufstand

Welche Rolle spielte der RIAS?

Der RIAS (Rundfunk Im Amerikanischen Sektor) wurde 1946 in West-Berlin gegründet und ermöglichte DDR-Bürgern und Bürgerinnen den Zugang zu Nachrichten und Unterhaltungsformaten abseits der DDR-Propagandaformate. Durch die Berichterstattung über die Entwicklung und Forderungen des Volksaufstands im Rahmen des 17. Juni 1953 trug der Sender zur Verbreitung der Aufstände innerhalb der DDR bei.

Weiterführende Informationen:

Einen damaligen Beitrag der Westdeutschen Wochenschau zum Volksaufstand

Einen damaligen Beitrag des RIAS zum Volksaufstand

Wie ging es nach dem Volksaufstand von 1953 in der DDR weiter?

Die Regierung der DDR diffamierte den Volksaufstand im Nachgang als faschistischen Putschversuch aus dem Westen. Beteiligte wurden zu harten Strafen öffentlichkeitswirksam verurteilt. Es gab auch Todesstrafen. Staatskritische Ansichten und Kritiken am SED-Regime wurden noch stärker verfolgt und geahndet. Die DDR-Regierung baute die staatliche Überwachung massiv aus.

Wie reagierte die damalige BRD?

Am Folgetag des Volksaufstands in der DDR erklärte der westdeutsche Bundestag den 17. Juni zum gesetzlichen Feiertag, den „Tag der deutschen Einheit“. Der 17. Juni stand seitdem im Zeichen einer friedlichen und freien deutschen Wiedervereinigung und des Gedenkens an die Opfer des Aufstandes. Mit dem Einigungsvertrag vom 31. August 1990 wurde der „Tag der deutschen Einheit“ auf den 3. Oktober verlegt. Der 17. Juni ist jedoch noch heute ein Gedenktag.

2023 jährt sich der Volksaufstand vom 17. Juni zum 70. Mal. Er darf als Symbol für den Kampf um die gesamtdeutsche Demokratie nicht vergessen werden.

Die Opfer des Volksaufstandes
Das gewaltsame Vorgehen gegen die Demonstrierenden führte auch zwangsläufig zu Todesopfern. Nicht nur am 17. Juni, sondern auch nachträglich, sind insgesamt 55 Menschen nachweislich zu Tode gekommen. Informationen dazu finden Sie bei der Bundeszentrale für Politische Bildung .