Ganz Deutschland trauert

Flugzeugunglück in Südfrankreich Ganz Deutschland trauert

Mit einer Schweigeminute hat das Bundeskabinett der Opfer des Flugzeugunglücks gedacht. Für alle Bundesbehörden wurde Trauerbeflaggung angeordnet. Bundeskanzlerin Merkel traf inzwischen in der Nähe der Absturzstelle in Südfrankreich ein.

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Trauerbeflaggung vor dem Bundeskanzleramt

Die Bundesbehörden tragen Trauerbeflaggung.

Foto: Bergmann/Bundesregierung

Der Tag eins nach dem Flugzeugunglück begann im Bundeskabinett mit einer Schweigeminute für die Opfer und deren Angehörigen. Auf Anordnung von Bundesinnenminister Thomas de Mazière tragen alle Bundesbehörden bis Freitag Trauerbeflaggung.

Beileidsbekundungen aus aller Welt erreichen das Bundeskanzleramt. Diese Beileidsbekundungen habe die Bundeskanzlerin tief bewegt entgegengenommen, teilte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Wirtz in der Regierungspressekonferenz mit. Die Bundeskanzlerin sei nun auf dem Weg zur Absturzstelle in Südfrankreich. Sie werde dort mit den Präsidenten Hollande und Rajoy zusammentreffen.

Merkel habe mit dem Bürgermeister der Stadt Haltern, Bodo Klimpel, telefoniert und ihm ihr tief empfundenes Mitleid ausgesprochen, so Wirtz. In Gedanken wären die Bundeskanzlerin und alle Bundesministerinnen und Bundesminister bei den Menschen, die in diesen schweren Stunden Trost suchten. Vom Joseph-Königs-Gymnasium in Haltern sind 16 Schüler sowie zwei Lehrkräfte bei dem Absturz ums Leben gekommen.

Opfer noch nicht abschließend identifiziert

Der Sprecher des Außenministeriums Martin Schäfer wies darauf hin, dass die Identifizierung der Opfer die drängendste Aufgabe sei. Man wisse, dass sich an Bord 144 Fluggäste und 6 Personen Besatzung befunden hätten. Nach der vorläufigen Auswertung seien etwa die Hälfte der Opfer deutsche Staatsangehörige gewesen. Es könne noch keine abschließende Zahl genannt werden, da in einigen Fällen die Identifizierung noch nicht abgeschlossen sei.

Schäfer würdigte die Unterstützung durch die französischen Partner vor Ort. Das Fingerspitzengefühl, das Einfühlungsvermögen und gleichzeitig die große Professionalität nötigten allen den allergrößten Respekt ab, so Schäfer.

Merkel: Schock und Trauer

"Meine Gedanken und meine Anteilnahme - auch die der ganzen Bundesregierung - sind jetzt bei den Menschen, die so jäh ihr Leben verloren haben - unter ihnen auch viele Landsleute. Das Leid ihrer Familien ist jetzt unermesslich", hatte die Bundeskanzlerin am Dienstagnachmittag vor Journalisten gesagt.

Die Bundesregierung setze alles daran, dass die Angehörigen jetzt "die Hilfe und den Beistand finden, die es in solchen Stunden geben kann."

An Bord des Fluges 4U9525 von Barcelona nach Düsseldorf waren 144 Passagiere und 6 Besatzungsmitglieder. Die Germanwings-Maschine des Typs Airbus 320 war am Vormittag nahe der Stadt Barcelonnette in den südfranzösischen Alpen abgestürzt. Angehörige erreichen die Krisenhotline des Auswärtigen Amtes unter der Telefon-Nummer 030 5000 3000. Der Flughafen Düsseldorf ist für Angehörige unter der Telefon-Hotline mit der Nummer 0800 7766350 erreichbar.

Der Absturz der deutschen Maschine sei ein Schock, der uns in Deutschland, in Frankreich und in Spanien in tiefe Trauer stürze, so die Kanzlerin. Noch sei über die knappen Daten des Fluges hinaus nicht viel bekannt. Daher verbiete sich jede Spekulation über die Absturzursache. Diese werde aber gründlich untersucht. Merkel: "Heute beschäftigt mich zunächst einmal das Ausmaß des Leides, das diese Katastrophe über so viele Menschen gebracht hat."

Video Statement der Kanzlerin zum Absturz des deutschen Passagierflugzeuges

Steinmeier und Dobrindt vor Ort

Außenminister Steinmeier und Verkehrsminister Dobrindt waren am Dienstagnachmittag in die Absturzgegend aufgebrochen. Steinmeier sagte vor Ort, es zeige sich ein Bild des Grauens. "Die Trauer der Familien und Angehörigen ist unermesslich. Wir müssen Ihnen jetzt gemeinsam beistehen. Wir sind alle in großer Trauer vereint."

Steinmeier dankte im Namen der Bundesregierung dem französischen Innenminister Cazeneuve, der Transportministerin Royal und allen französischen Einsatzkräften für ihren beispielhaften Einsatz.

Schulterschluss mit Frankreich und Spanien

Merkel hatte am Dienstag vor den Journalisten erklärt, sie habe sowohl mit dem französischen Präsidenten François Hollande als auch mit dem spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy telefoniert. "Wir haben vereinbart, dass unsere Länder einander in jeder erdenklichen Form helfen werden, um die Ursache dieser Katastrophe zu ergründen und die Kräfte am Absturzort wie auch an den Flughäfen zu unterstützen."

Die Kanzlerin hatte angekündigt: "Ich werde morgen dorthin fahren, um mir selbst ein Bild zu verschaffen und mit den örtlichen Verantwortlichen sprechen zu können." Die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft, werde sie begleiten. Für den Dienstag hatte die Kanzlerin alle anderen Termine abgesagt, um sich über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden zu halten.