Grütters bei kulturpolitischen Gesprächen in Los Angeles: „Kultureller Dialog notweniger denn je“

Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat zu Beginn ihrer USA-Reise am Freitag (5. Juli) das Thomas-Mann-Haus in Los Angeles/Pacific Palisades besucht. Zum Auftakt einer Diskussionsveranstaltung mit dem Titel „Aufsteigende Angst“ zur Rolle der Kultur in der Auseinandersetzung mit dem Populismus erklärte die Staatsministerin: „All jene, die ihre Macht dem bösen Spiel mit der ‚aufsteigenden Angst‘ verdanken, fürchten ihrerseits nichts so sehr, wie die gewaltigen Kräfte der Kunst. Sie fürchten, ihre Fähigkeit, zu berühren; sie fürchten, ihre Kraft, Tabus zu brechen. Und sie fürchten, ihr Vermögen, die Sehnsucht nach einer besseren Welt zu wecken und ihren Ehrgeiz, Revolutionen im Wahrnehmen, Denken und Fühlen anzustoßen. Denn mit diesen Qualitäten kann Kunst Grenzen sprengen und die Welt verändern.“

Monika Grütters: „Mir ist es wichtig, darüber zu diskutieren, wie wir mit diesen Qualitäten die Demokratie verteidigen können - ganz im Geiste dieses in neuem Glanz erstrahlenden Hauses, das Debatten über grundlegende Themen der Gegenwart und Zukunft im transatlantischen Dialog eine Bühne bietet und ganz im Sinne Thomas Manns, der als einer von Tausenden deutschsprachigen Flüchtlingen während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft in die USA kam und - wie viele andere Künstlerinnen und Künstler - im amerikanischen Exil die schmerzlich vermisste künstlerische Freiheit wiederfand.“

Monika Grütters weiter: „In Deutschland haben wir aus der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten und aus dem kommunistischen Regime in der DDR eine Lehre gezogen: Kritik und Freiheit der Kunst sind konstitutiv für eine Demokratie. Aus diesem Grund haben wir die Freiheit der Kunst in den Verfassungsrang erhoben. Sie zu sichern, ist oberster Grundsatz unserer Kulturpolitik in Deutschland. Über die Jahrzehnte haben wir Deutschen Freiheit und Demokratie schätzen und lieben gelernt. Die USA haben alles in ihrer Möglichkeit Stehende getan, uns dabei zu helfen. All das werden wir unseren amerikanischen Freunden niemals vergessen. Als überzeugte Transatlantikerin bin ich zuversichtlich, dass das Wertebündnis für Freiheit und Demokratie, das über die Jahrzehnte zwischen Deutschen und Amerikanern geschmiedet wurde, auch eine Präsidentschaft unter dem Motto ‚America first‘ überdauert.“

Am Sonntag (7. Juli) besucht die Staatsministerin die Ausstellung ‚Bauhaus Beginnings‘ im Getty Research Institute (GRI). In ihrer Rede beim „Bauhaus Dinner“ in Los Angeles unterstreicht Monika Grütters die politische Dimension des Bauhausjubiläums und würdigt den Beitrag des GRI: Das Getty Institute sei ein wichtiger Kooperationspartner insbesondere der Berliner Museen. Schon in der Vergangenheit habe das GRI mit Leihgaben für Ausstellungen in Europa immer wieder dazu beigetragen, die verschlungenen Pfade wechselseitiger Inspiration sichtbar zu machen – so beispielsweise im Rahmen der Ausstellung „Bauhaus und Amerika. Experimente in Licht und Bewegung“ in Münster.

Bei einem Treffen mit hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern aus US-amerikanischen Filmstudios betont Monika Grütters, Deutschland sei nach wie vor ein verlässlicher Partner und guter Standort für internationale Koproduktionen. Die Rahmenbedingungen seien heute so gut wie noch nie zuvor: „Insgesamt stehen mittlerweile über 445,5 Millionen Euro jährlich für die Filmförderung zur Verfügung, davon mehr als 300 Millionen Euro allein für die Produktionsförderung“, so die Staatsministerin.

Während ihres Besuchs in den USA führt Monika Grütters zahlreiche kulturpolitische Gespräche wie beispielsweise bei einer Führung mit der Direktorin durch das Museum of Tolerance oder das Los Angeles Museum of the Holocaust.