Telemedizin wird ein Baustein der Medizin-Zukunft sein. Sie kann die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten erhöhen und im Notfall sogar Leben retten. Die Bundesregierung fördert eine Studie der Berliner Charité, die ihren Nutzen für Patienten mit Herzschwäche erforscht.
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Chronische Krankheiten bestimmen den Alltag vieler Betroffener. Nicht nur die Krankheit selber, sondern auch die regelmäßigen Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte sind belastend. Gerade auf dem Land sind die Wege zum Facharzt oft weit. Der Wunsch vieler Patienten: zuhause ein möglichst normales Leben führen, mit der Sicherheit, jederzeit Hilfe zu bekommen, wenn es nötig ist.
Auch in strukturschwachen Regionen sollen die Menschen medizinisch gut versorgt werden. Hier kann Telemedizin eine Lösung sein.
Schon heute wird Telemedizin in kleinerem Maßstab, zum Beispiel in Krankenhäusern, angewendet. Ein Beispiel: Orthopäden werten Befunde elektronisch aus, statt darauf zu warten, dass ein Röntgenbild ausgedruckt und per Kurier versendet wird. Die Frage, welchen Nutzen Telemedizin hat, wenn sie in der Fläche eingesetzt wird, ist noch nicht abschließend geklärt.
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Die Bundesregierung fördert die Erforschung der Telemedizin. Im Rahmen der eHealth-Initiative des Bundesgesundheitsministeriums wurde ein Kriterienkatalog für Telemedizinprojekte entwickelt.
Bundesgesundheitsministerium und Fraunhofer Fokus ermöglichen über ein Telemedizinportal einen Überblick über bisherige Projekte. Wer ein neues Telemedizinprojekt starten möchte, kann sich hier informieren. Ein hohes Datenschutzniveau muss bei der Telemedizin eingehalten werden. Sonst bekommen die Projekte keine Zulassung.
Bei der Telemedizin beobachtet und beurteilt die Ärztin oder der Arzt die medizinischen Daten der Patientinnen und Patienten per Telekommunikation - zum Beispiel über das Internet. Patient und Arzt können dabei an unterschiedlichen Orten sein.
Telemedizinische Anwendungen finden auch zwischen Ärzten statt. Dies geschieht, um Befunde elektronisch auszutauschen oder eine Zweitmeinung einzuholen.
Hinter der Telemedizin steckt eine anwenderfreundliche Technik für das Übermitteln von Daten. Aber der Arzt kann und soll nicht ersetzt werden. Ärzte werten die Befunde aus und bleiben zentrale Ansprechpartner. Je nachdem wie Telemedizin angewendet wird, spielt der Patient eine aktivere Rolle, als wenn er zur Überwachung in ein Krankenhaus geht.
Beim Charité–Projekt messen Patientinnen und Patienten mit Herzschwäche zuhause selbstständig verschiedene Werte: EKG, Gewicht und Blutdruck. Über einen kleinen Computer übermitteln sie die Daten direkt an eine Zentrale. In dieser sitzen rund um die Uhr Ärzte, die die eingehenden Daten überwachen. Zeichnen sich gesundheitliche Probleme ab, wird der Patient darauf aufmerksam gemacht. Ein mehrstufiges Notfallsystem tritt in Kraft. Bei Bedarf wird ein Notarzt alarmiert. Der Patient muss nicht mehr auf eigenen Verdacht zum Arzt oder für eine Überwachung ins Krankenhaus gehen.
Der Bund fördert das Projekt mit acht Millionen Euro. 1.500 Menschen nehmen insgesamt an der Studie teil.
Telemedizin wird in zehn Jahren selbstverständlich sein – so wie auch Computer nach und nach in die Arbeit der Ärzte eingebunden wurden. Das erwartet Friedrich Köhler, der das Projekt TIM-HF II an der Charité leitet. Er betont, dass Telemedizin aber nur ergänzend zum heute gewohnten Kontakt zwischen Arzt und Patient existieren werde. Sie nütze vor allem Risikopatienten, die aufgrund ihres Krankheitsverlaufs oder nach einer Operation überwacht werden müssen.