Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI)

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Einleitung

Nachhaltigkeit versteht die Chemie- und Pharmaindustrie schon seit Langem als Verpflichtung gegenüber den jetzigen und künftigen Generationen – und als Zukunftsstrategie, in der wirtschaftlicher Erfolg mit sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Verantwortung verknüpft ist. In der gemeinsamen Nachhaltigkeitsinitiative Chemie³ von VCI, IG BCE und BAVC arbeitet die Chemieindustrie seit 2013 geschlossen daran, das Prinzip Nachhaltigkeit als Leitbild in der Branche zu verankern. Gemeinsam stehen die Partner für den drittgrößten Industriezweig, der Basis vieler Wertschöpfungsketten und wichtiger Impulsgeber für Innovationen in anderen Branchen ist. Die Initiative fördert nachhaltiges Handeln in der Chemie – vom kleinen Betrieb bis zum großen Konzern. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen unterstützt sie mit Praxishilfen und Informationsangeboten.

Es freut uns daher sehr, dass diese freiwillige Initiative Anerkennung findet und Chemie³ in der Dialogfassung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (S. 74) explizit gewürdigt wird als eine Aktivität, welche die unternehmerische Verantwortung in den Vordergrund stellt.
Ganz im Sinne eines „Gemeinschaftswerks Nachhaltigkeit“ begrüßen wir es ausdrücklich, dass die Weiterentwicklung der Strategie durch einen breit angelegten Dialogprozess vorbereitet wurde. Nachfolgend möchten wir daher für die Bundesregierung ein paar Anregungen zur „Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie – Weiterentwicklung 2021“ zusammentragen:


Einordnung der nationalen Strategie in übergeordnete Konzepte notwendig

Mit der Agenda 2030 und den Sustainable Development Goals (SDGs) hat sich die Weltgemeinschaft 2015 eine für alle Länder geltende Agenda mit einem kohärenten Zielsystem für eine nachhaltige Entwicklung gesetzt. Der VCI begrüßt es, dass diese Ziele in Deutschland weiterhin den verbindlichen Orientierungsrahmen für die erforderliche Transformation bilden und die Weiterentwicklung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) an den SDGs ausgerichtet ist. Aus unserer Sicht wäre allerdings wichtig, dass die DNS auch die Verzahnung und Anschlussfähigkeit mit der europäischen Ebene (vgl. European Green Deal) im Blick hat.


Definition von Transformationsbereichen sinnvoll

Wir begrüßen in der Dialogfassung der DNS die Betonung der Notwendigkeit einer verstärkten Umsetzung der Strategie und ihrer Ziele, insbesondere deren nähere Konkretisierung anhand der sechs Transformationsbereiche. Für die Chemiebranche sind dabei vor allem die Bereiche „Energiewende und Klimaschutz“, „Kreislaufwirtschaft“ und „Schadstofffreie Umwelt“ relevant:

  • Um das Engagement der Branche beim Klimaschutz weiter voranzutreiben, hat der VCI und der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) in diesem Jahr die Plattform „Chemistry4Climate“ gegründet. Dort wollen wir gemeinsam mit einem breit aufgestellten Expertenkreis künftig Vorschläge diskutieren und konkrete Konzepte erarbeiten, wie die Chemie und Teile ihrer Wertschöpfungskette bis 2050 treibhausgasneutral werden können. Damit leistet die Branche einen wichtigen Beitrag zur Zielerreichung des Indikators 13.1.a („Klimaschutz – Treibhausgase reduzieren“).
  • Seit einigen Jahren arbeitet die chemische Industrie besonders intensiv an zirkulären Konzepten. Dabei geht das Konzept der zirkulären Wirtschaft ("Circular Economy") weit über klassisches Rohstoff-Recycling hinaus: Es schließt alle Maßnahmen ein, die zu mehr Ressourceneffizienz führen. Dies zahlt auf die Zielerreichung des Indikators 8.1. („Ressourcenschonung – Ressourcen sparsam und effizient nutzen) ein.
  • Die Chemie- und Pharmabranche kann dem Ziel einer schadstofffreien Umwelt, d.h. die Gewährleistung einer sicheren Verwendung von Chemikalien bzw. das Vermeiden schädlicher Belastungen in der Umwelt, folgen. Durch das EU-Chemikalienrecht mit den weltweit höchsten Schutzstandards für die menschliche Gesundheit und die Umwelt ist dies auch heute schon möglich. Nachhaltigkeit und gefährliche Stoffe schließen sich nicht aus. Es kommt vielmehr darauf an, die sichere und nachhaltige Verwendung von chemischen Stoffen zu stärken sowie spezifische, inakzeptable Risiken zu identifizieren und auszuschließen.

Aus unserer Sicht wäre allerdings wünschenswert, dass man alle sechs Transformationsbereiche mit den anderen Strategieteilen verbindet sowie Ziele und Maßnahmen definiert und eine Messbarkeit herstellt. Dies erscheint notwendig, um wirklich der „Dekade des Handelns“ gerecht zu werden.


Sustainable Finance und Innovationen wichtige Hebel

Die auf S.35ff. genannten Hebel zur Umsetzung oben genannter Transformationsbereiche spielen auch aus unserer Sicht eine wichtige Rolle. Vor allem das Konzept der Sustainable Finance, also der Lenkung von Finanzströmen in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung, kann aus unserer Sicht einen wirkungsvollen Beitrag leisten. Der VCI unterstützt den Leitgedanken der EU-Taxonomie, bei dem nachhaltige Investments, Pflichten für Investoren und Referenzwerte für eine kohlenstoffarme Wirtschaft nach bestimmten Kriterien festgelegt werden. Wir möchten aber darauf hinweisen, dass dies mit den richtigen Vorzeichen versehen sein muss und nachhaltiges Wirtschaften entlang der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Soziales und Ökonomie – gleichrangig definiert sein muss.

Daneben teilen wir die Auffassung, dass Innovationen ein weiterer Hebel für die Transformation sind. Die chemisch-pharmazeutische Industrie forscht an technologischen Lösungen und entwickelt Produkte, die zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele essenziell sind. Sie kann dies aber nur tun, wenn sie wettbewerbsfähig und innovationsstark ist. Innovationen für eine nachhaltige Entwicklung brauchen Rahmenbedingungen, die Impulse setzen und an der richtigen Stelle Forschung und Entwicklung fördern.


Ergänzungen bei Indikatoren wichtig

Wie in der Dialogfassung formuliert, ist das Ziel- und Indikatorensystem zwar ein wichtiger Teil des Managementsystems der DNS, aber nicht das einzige Instrument für die Bewertung der DNS und ihrer Umsetzung. Es ist klar, dass nicht alle Bereiche, die für eine nachhaltige Entwicklung relevant sind, darin abgebildet und nicht alle Maßnahmen berücksichtigt werden können. Trotzdem möchten wir folgende Aspekte zu bedenken geben:

  • „Globale Lieferketten – Menschenwürdige Arbeit weltweit ermöglichen“: Wir hegen Zweifel daran, dass der vorgeschlagene Indikator 8.6 („Mitglieder des Textilbündnisses“) „repräsentativ“ für globale Lieferketten bzw. übertragbar auf andere Lieferketten ist. Gerade vor dem Hintergrund der Planungen zu einem nationalen Lieferkettengesetz wäre es wünschenswert, hierfür einen aussagekräftigeren Indikator zu definieren.
  • „Innovation – Zukunft mit neuen Lösungen gestalten“: Wir fragen uns, ob der Indikator „Private und öffentliche Ausgaben für Forschung und Entwicklung“ der hohen Bedeutung von Innovationen sowie der Wissenschaft schon hinreichend gerecht wird. Insgesamt sollten die wirtschaftlichen Ziele sowie die Rolle der Industrie unter SDG 9 angemessen berücksichtigt werden. Es wäre daher gut, auch einen Indikator mit aufzunehmen, der den Anteil der Industrie am BIP darstellt und einen entsprechenden Zielwert formuliert.
  • Wir würden es außerdem begrüßen, wenn unter SDG 16 das Ziel eines Transparenzregisters aufgenommen würde. Seit April 2018 setzt sich der VCI gemeinsam mit Transparency International Deutschland in der „Allianz für Lobbytransparenz" dafür ein, dass Bundestag und Bundesregierung in der laufenden Legislaturperiode ein Interessenvertretungsgesetz auf den Weg bringen. Ein solches Register würde für Fairness, Offenheit, Transparenz und Integrität in der Lobbyarbeit sorgen und damit zur Zielerreichung des SDG 16 beitragen.