Norbert Rost, Büro für postfossile Regionalentwicklung

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Werte DNS-Redaktion,

ich möchte folgende Anmerkung zum aktuellen Stand der Nachhaltigkeitsstrategiemachen.

Zur Einbindung gesellschaftlicher Akteure und zur Zusammenarbeit mit der kommunalen Ebene fehlt eine zentrale, relevante Feststellung und entsprechend gezielte Strategieelemente:

Es gilt festzuhalten: Die Bürgerinnen und Bürger sind das meistunterschätzte Potenzial der Nachhaltigkeitstransformation. Wir werden bislang nicht angemessen eingebunden. Zwar gibt es mit den RENN-Netzwerkstellen eine erste organisatorische Klammer, zwar gibt es mit "Zukunftsstadt" ein Forschungsprogramm das stark auf Beteiligung auf der kommunalen Ebene setzt, zwar gibt es mit dem SDG11 ein entsprechendes Ziel und mit dem SDG17 eine Partner-Zielstellung, aber noch kommt all diesin Deutschland nicht zusammen.

So fehlt mir in der Strategie beispielsweise die Benennung, wie mit den Forschungserkenntnissen aus "Zukunftsstadt" umgegangen werden soll. Als Projektleiter für den Dresdner Beitrag zum Zukunftsstadt-Städtewettbewerb durfte ich einen Partizipationsprozess entwickeln und erproben, der stark auf Transition-Town-Elementen fußend sehr erfolgreich war. Doch es fehlt bislang das strategische Element, die daraus resultierenden Erfahrungen gezielt in verschiedene Städte zu transferieren. Ein solcher Transfer hätte das Potenzial, jeweils lokal in allen Kommunen umsetzungsstarke Verbindungen zwischen Bürgern und Verwaltung zu schaffen und sogar Unternehmen und Forschende einzubinden. Die lokale Ebene ist jene, bei der das Individuum die meiste eigene Wirkungskraft hat und durch die Zusammenarbeit mit Nachbarn und Mitbewohnern relativ schnell Selbstwirksamkeit erspüren kann. Die zehntausenden FridaysForFuture-Protestierenden könnten massiven lokalen Einfluss auf die Nachhaltigkeitswerdung ihrer jeweiligen Kommune haben, wenn es Räume&Wirkformen gäbe, in denen sie zum lokalen Nachhaltigkeitshandeln befähigt und strukturiert zusammengebracht werden. Hierbei mangelt es aktuell an Steuerung und struktureller Unterstützung, und daher wird das enorme Potenzial der lokalen Ebene nicht angemessen genutzt. Vielmehr scheint auch der aktuelle Entwurf der Strategie davon auszugehen, dass primär die staatlichen Behörden (zu denen auch die Kommunalverwaltungen zählen) sowie die bereits geformte organisierte Zivilgesellschaft als Hauptakteure zu sehen sind. Es fehlt das strategische Element, aus unerfahrenen, aber interessierten Bürgern/Bürgerinnen strukturiert mitwirkende Partner zu machen.

Der Dresdner Zukunftsstadt-Beitrag zeigt, wie das geht. Der Strategie fehlt es bislang an einem Element, die Forschungserfahrungen gezielt zu verwerten und zu transferieren und so die Wirkungsbreite zu erhöhen. Es fehlt auch ein Verweis auf das bislang ungenutzte Potenzial der Bürgern/Bürgerinnen, sowie auf die hohe Wirkmächtigkeit, die man auf lokaler Ebene erzielen kann. Es fehlt an einem Verweis auf den Ansatz der "Transition Towns", der bereits selbstorganisiert in Deutschland gelebt wird, wo es aber an kooperativen Verbindungen zu den Kommunalverwaltungen mangelt; wobei der Ansatz sehr lebensnah und sehr wirkmächtig ist (lokal Handeln, mit positiven Visionen arbeiten, nicht nur den Kopf sondern auch Herz & Hand benutzen usw.), aber eben es keinen Transmissionsriemen und zu wenige Ressourcen gibt.

Einzelelemente des hier Gesagten finden sich natürlich in der Strategie. Aber sie werden nicht zu dem zusammengefügt, was sie zusammen sein könnten: Ein Katalysator auf der lokalen Ebene. Dabei ist die Rechnung ganz einfach: globale, europäische oder nur nationale Nachhaltigkeit kann es nur geben, wenn es millionenfache lokale Nachhaltigkeit gibt. Das Globale setzt sich aus vielen Lokalen zusammen, daher muss die lokale Ebene gezielt adressiert und die Bürger*innen strukturiert eingebunden werden. Zumal wir wissen, dass mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten lebt und daher diese urbanen Orte jene sind, an denen sich Erfolg und Mißerfolg der Nachhaltigkeitstransformation entscheidet.


Mit freundlichen Grüßen.
Norbert Rost

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Büro für postfossile Regionalentwicklung