Berthold Schäfer, Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e.V.

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Sehr geehrte Damen und Herren,
vielen Dank für die Möglichkeit, zum aktuellen Entwurf der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie Stellung nehmen zu können. Der bbs ist der Dachverband der Baustoff-Steine-Erden-Industrie und damit die gemeinsame wirtschafts- und industriepolitische Interessenvertretung von 16 Einzelbranchen und rund 6.000 Betrieben. Unsere Mitglieder bekennen sich zu den 17 UN-Zielen für eine nachhaltige Entwicklung und begrüßen die entsprechende Ausrichtung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie.

Unsere Hinweise zum Entwurf beziehen sich vor allem auf Kapitel A II 3.

  • Im Unterpunkt aa) (3) „Nachhaltiges Bauen und Verkehrswende“ sind auf S. 31 mehrere Ansatzpunkten für ressortübergreifende Aktionsprogramme der Bundesregierung benannt. Bei Ansatzpunkt 3 „Entwicklung eines Förderprogramms zur Unterstützung der Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen und Sekundärbaustoffen bei Bauaufgaben aller Art“ ist auf Technologieoffenheit zu achten. Eine einfach umzusetzende Förderung von Holz - als nachwachsendem Rohstoff - darf gegenüber einer ungleich komplizierter umzusetzenden Förderung zur Verwendung von Sekundärrohstoffen (Abfällen) NICHT zu einer Bevorzugung von Holz führen. Zudem unterstellt die vorgeschlagene Maßnahme, dass pauschal alle nachwachsenden Rohstoffe und Sekundärmaterialien einen positiven Umweltnutzen haben. Das trifft allerdings nicht zu. Vielmehr bedarf es einer Analyse und Bewertung im Einzelfall, denn bereits dann, wenn das vermeintlich „nachhaltigere Material“ über etwas weitere Entfernungen transportiert werden muss, kippt die Bilanz und aus dem vermeintlichen Vorteil wird ein ökologischer Nachteil.
  • Beim Ansatzpunkt 4 „Entwicklung eines vereinfachten Verfahrens der Gebäudeökobilanzierung und Ausbau der Ökobau.Dat als Grundlage zur Berücksichtigung des vollständigen Lebenszyklus im Ordnungsrecht und in Förderprogrammen“ ist klarer zu differenzieren. Um technologieoffen zu sein, müssen Ordnungsrecht und Fördermaßnahmen an die Ökobilanzierung/Umweltleistung des Gebäudes gekoppelt werden – nicht an Baustoffeigenschaften, die in der Ökobau.Dat beschrieben sind. Die Ökobau.Dat ist daher keine geeignete Grundlage für Überlegungen, den Lebenszyklus durch Ordnungsrecht und Fördermaßnahmen stärker zu verankern. Hierfür sind ausschließlich Nachhaltigkeitsbewertungssysteme auf Gebäude-/Bauwerksebene geeignet (BNB, Level(s), DGNB, etc.).

Im Unterpunkt aa) (4) „Nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme“ wird auf S. 32 Abs. 2 die Bedeutung nachwachsender Baustoffe für den Baubereich herausgestellt. Der Satz „Die Bereitstellung von Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen mit ausreichender Qualität und in benötigter Quantität spielt eine wichtige Rolle, damit der Gebäudebereich seine eigenen Ziele der Ressourcenschonung und Umweltentlastung erreichen kann.“ suggeriert und nimmt vorweg, dass in erster Linie der Holzbau geeignet ist, Effizienzziele im Bausektor zu erreichen. Das ist einerseits nicht technologieoffen und andererseits falsch, da Holzbauten – auf Bauwerksebene beurteilt – weder dauerhaft nachhaltiger noch effizienter sind als Massivbauten. Die Aussage ist daher zu streichen. Zudem fehlen bisher klare Kriterien und Indikatoren, wie die Ressourceneffizienz im Bausektor oder auch nur bei einem einzelnen Bauwerk überhaupt ermittelt werden kann. Es gibt entsprechend auch noch keine Ziele für die Ressourcenschonung und die Umweltentlastung durch den Gebäudebereich. Der Satz sollte daher gestrichen werden.
In gleichem Zusammenhang möchten wir auf einen Formulierungswiderspruch hinweisen, der auf Seite 208 im Abschnitt „Klimafreundliches Bauen – Charta für Holz 2.0“ aufzulösen ist:  Wenn lediglich „in der Regel“ für die Herstellung und Entsorgung von Holzbaustoffen weniger fossile Energie aufgewendet werden muss, dann trägt das Bauen mit Holz auch nicht „nachweislich“ zur Reduktion von CO2-Emissionen bei. Tatsächlich muss Bauholz seit vielen Jahren und in erheblichem Umfang importiert werden, da die genutzten Massen in Deutschland nicht nachhaltig angebaut werden können. Der CO2-Fuißabdruck von sibirischem Bauholz ist transportbedingt aber schlechter als der von mineralischen Baustoffen aus der heimischen Kiesgrube. Die Charta für Holz ist damit kein „Meilenstein“ für das klimafreundliche Bauen. Vielmehr wäre es angezeigt, technologieoffene Lösungen zu favorisieren, die tatsächlich zu einer Reduktion von CO2-Emissionen im Bausektor führen.

Wir würden uns freuen, wenn Sie unsere Hinweise bei der Überarbeitung des Entwurfs berücksichtigen würden.
Mit freundlichen Grüßen
 
Dr. Berthold Schäfer
Geschäftsführer Technik                                
 
Bundesverband Baustoffe –
Steine und Erden e.V.