„Sie sind hier willkommen“

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Unterricht für geflüchtete Kinder „Sie sind hier willkommen“

Felix Klein, der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, war zu Gast in der jüdischen Masorti-Grundschule. Er sprach mit Geflüchteten aus der Ukraine, Eltern und Schulkindern. „Sie sind willkommen in Deutschland“, lautet seine Botschaft.

3 Min. Lesedauer

Das Bild zeigt den Antisemitismusbeauftragten Felix Klein im Gespräch mit zwei Frauen.

Ein wenig Alltag und Struktur in schwierigen Zeiten: Zwei Mütter berichten Felix Klein über den Unterricht in Berlin und ihre Flucht aus der Ukraine.

Foto: IMAGO/epd

Auf die Straße dringt Kinderlärm. Eine ganz normale Grundschule in Berlin. Doch seit 14 Tagen ist hier etwas anders: Die jüdische Masorti-Grundschule hat eine Willkommensklasse für ukrainische Kinder eröffnet. Jetzt am Anfang lernen hier neun Kinder aus der Ukraine. Ein Stockwerk höher bekommen die Eltern Deutschunterricht. Eine Kita für die ukrainischen Kinder gibt es auch schon, so berichtet die Rabbinerin der jüdischen Gemeinde, Gesa Ederberg. 

Schon vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine habe es enge Kontakte mit Partnergemeinden in der Ukraine gegeben. Manche kennen sich von früheren Treffen. Die Geflüchteten wohnen zumeist bei Familien der Gemeinde. „Wir arbeiten eng mit dem Erstaufnahmezentrum in der Fasanenstraße zusammen“, berichtet die Rabbinerin. Dort werden die Ankommenden registriert, es gibt eine Kleiderkammer. Für alle wird der Sabat am Freitag in der Synagoge organisiert.

Hier Gelerntes kann weiter verwendet werden

Schuldirektorin Geza Biffio verweist darauf, dass es für die Kinder um das Aufgehobensein in der schwierigen Zeit geht. Wenn sie die Willkommensklasse besuchen, können sie später auch die erbrachten Leistungen verwenden. Diejenigen, die hier bleiben, werden nach und nach in reguläre Klassen integriert.

Flucht direkt von der Rückreise eines Treffens

Darüber machen sich die beiden ukrainischen Mütter Ilona und Irina, mit denen der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein spricht, vorerst keine Gedanken. Sie sind froh, eine sichere Zuflucht zu haben und dankbar dafür. Angst haben sie nicht, wenngleich sie merklich traumatisiert sind.

Das verwundert nicht: Sie waren gerade mit dem Bus auf der Rückreise von einer Konferenz mit der Partnergemeinde in Czernowitz nach Kiew als Bomben fielen. Die jüdischen Gemeinden in Kiew und Berlin organisierten, dass der Bus über Rumänien nach Berlin fahren konnte. Sie haben ihre Kinder dabei. Ihre Männer sind in der Ukraine geblieben und helfen als Freiwillige bei der Organisation von Hilfsmitteln. Derzeit gibt es keinen Weg zurück.

Teenager findet Präsenzunterricht besser

Auch die beiden Teenager Mark und Sonja aus Odessa sind in Berlin. Vieles ist für sie neu und ungewohnt, aber sie haben Kontakt zu Gleichaltrigen. Mark findet übrigens den Präsenzunterricht hier besser. Er sei nicht so ein Fan vom Online-Unterricht. Sie sind sehr zurückhaltend.

In den Familien ist Tagesstruktur wichtig

Der Vater einer aufnehmenden Familie berichtet vom Alltag mit den Gästen. Angst und Trauer säßen mit am Frühstücks- und am Abendbrottisch. Das Smartphone ist der ständige Kontakt in die Heimat. Er ist froh, dass Kinder und Eltern eine Tagesbetreuung erhalten. Das strukturiere den Tag für die Geflüchteten und hilft, dass sie nicht in die Depression abrutschen.

Felix Klein sagt, dass bisher etwa 5000 jüdische Menschen nach Deutschland geflüchtet seien. Zwischen den jüdischen Gemeinden Deutschlands und der Ukraine gebe es von jeher starke Verbindungen. „Sie sind willkommen in Deutschland. Ihre Sicherheit hat höchste Priorität. Es spielt keine Rolle, ob Sie vorübergehend oder für immer bleiben“, sagt der Antisemitismusbeauftragte.

„Unser Land zeigt viel Gutes“

Die Bundesregierung habe für die jüdischen Zuwanderer ein Sonderverfahren organisiert, wonach sie den Antrag auf Zuwanderung direkt bei ihrer aufnehmenden jüdischen Gemeinde stellen können, erläutert Felix Klein. Das ging vorher nur über die deutsche Botschaft. Das BAMF verzichtet auf den Nachweis einer positiven Integrationsprognose und den Nachweis der geforderten Deutschkenntnisse, die die Menschen innerhalb eines Jahres nachholen können. „Unser Land zeigt viel Gutes“, sagt Klein. Er findet es bemerkenswert, dass nach den Gräueln des Zweiten Weltkriegs mit schlimmsten Verbrechen, die Deutsche in der Ukraine begangen haben, jüdische Menschen in Deutschland Zuflucht suchen.